Spannende Diskussion am Energie-Symposium

  23.06.2011 Aktuell, Burgdorf, Gesellschaft, Politik

Vier Fachpersonen versprechen ein informatives Energie-Symposium im fast vollständig besetzten Auditorium der Berner Fachhochschule Burgdorf, weshalb Politiker, Privatpersonen, Führungskräfte aus Wirtschaft und Verwaltung sowie weitere Interessierte aus Burgdorf und Umgebung erschienen sind. Der Abend steht unter dem Motto «Stromversorgung im Fokus – schnelle Lösungen versus langfristige Versorgungssicherheit».

Gleiche Massstäbe für alle
Dr. Walter Steinmann, Direktor des Bundesamtes für Energie, vermittelte den Anwesenden in einem halbstündigen Referat Wissenswertes – untermalt mit Tabellen, Kurven und gesicherten Zahlen – über die prognostizierte Verdoppelung des Schweizer Energiebedarfs bis 2030. «Das ist nicht gut für die Umwelt», fügt er an, und weiter: «Der Energieverbrauch in der Schweiz hat sich seit 1960 verfünffacht. Allein der Verkehr beansprucht 34,8 Prozent der Energie in Form von Benzin.»
Steinmann fordert, dass nach dem Tsunami und der Reaktor-Katastrophe von Fukushima-Daichi keine politischen Schnellschüsse – wie z.B. in Deutschland mit einem totalen Atomausstieg – gefällt werden sollten: «Die Schweiz muss ihre Reaktoren den gleichen Stresstests wie die Europäische Union unterziehen, damit die Sicherheitsstandards einheitlich sind. Internationale Kontrollgruppen müssen auch bei uns zugelassen werden.»

Umsteigen erforderlich
Er weist darauf hin, dass sich die Kosten für die Kernenergie in letzter Zeit fast verdoppelt haben, diejenigen für erneuerbare Energie hingegen schneller als erwartet sinken. «Wir müssen mit geeigneten Massnahmen den Energieverbrauch drosseln. Der Bundesrat will sichere, saubere Energie und eine autonome und wirtschaftliche Stromversorgung. Der Bau neuer Kernkraftwerke steht nicht zur Diskussion.» Er empfiehlt, «die jetzigen Kernkraftwerke erst am Ende ihrer sicherheitstechnischen Betriebszeit vom Netz zu nehmen» und informiert, dass gemäss einem Bundesratsbeschluss vom 25. Mai 2011 die «Wasserkraft und die erneuerbaren Energien auszubauen sind». Der Restbedarf soll durch fossile Stromproduktion, primär Wärmekraftwerke sowie Energie-Importe, gedeckt werden. Unerlässlich ist, das Schweizer Stromnetz aus- und umzubauen und die internationale Zusammenarbeit, vor allem mit der EU, zu intensivieren.
Das beinhaltet zusätzliche Förderbeiträge für die Forschung sowie Wissens- und Technologie-Transfers auch über die Grenzen hinaus. «Die Versorgungssicherheit ist ein zentrales Thema in der Regierung und den Fachkreisen. Klar ist, dass die Energiepreise steigen werden.»

Es liegt an jedem Einzelnen
In der lebhaft genutzten Diskussion kann das Publikum Fragen stellen an Michael Frank, Direktor des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen, Dr. Andreas Grossen vom Verband der Schweizerischen Gasindus­trie sowie Urs Muntwyler, Professor für Photovoltaik an der BFH Technik und Informatik, sowie an Dr. Walter Steinmann. Moderator Ueli Schmezer lockt das Publikum und die vier Fachpersonen am Rednerpult mit provokativen Fragen aus der Reserve, denn Letztere votieren mitunter ausschliesslich für «ihre» Energieträger und «schieben die anderen etwas zur Seite».
Zum Schluss sind Voten aus dem Publikum, wie jeder Einzelne Energie spart, gefragt. Es zeigt sich deutlich, dass mit bewusstem Verzicht auf mehrere Fernseher pro Haus, Velofahren statt Auto und konsequentem Lichterlöschen ein Anfang beim Energiesparen gemacht würde. Gerti Binz\n

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