Bilder, die Erinnerungen heraufbeschwören

| Di, 23. Aug. 2011

UTZENSTORF: Hedy Berger, Aktivierungstherapeutin des Zentrums Mösli, holt Erinnerungen an vergangene Zeiten auf besondere Art hervor: sie gestaltet mit den Senioren sogenannte Geschichten-Bilder mit Gegenständen, die früher noch gang und gäbe waren. afu

Die Bewohner/innen des Zentrums Mösli sind konzentriert am Schneiden, Arrangieren, Kleben von Stoffen, Körnern, Federhalterspitzen, Ketten, Knöpfen, Fotos und vielen anderen Dingen mehr. Zwischendurch kommt immer wieder der Satz: «Eh, so öppis hei mir daheime doch ou gha, das kennen ig – mir hei denn aube...» – und dann folgt eine kleine Geschichte zu diesem Gegenstand, der gerade verarbeitet wird.

Halb vergessene Erinnerungen
Dass die Senioren immer wieder von Erinnerungen aus ihrer Jugendzeit erzählen, kommt nicht von ungefähr: Die Materialien, mit denen sie momentan arbeiten, stammen allesamt aus längst vergangenen Zeiten. Hedy Berger, die Gedächtnistrainerin und Aktivierungstherapeutin des Zentrums Mösli, hat sie gesammelt, um mit den Bewohner/innen sogenannte «Geschichten-Bilder» zu gestalten: «Ich habe vor, mit unseren Senioren zusammen all diese alten Sachen, die bei ihnen halb vergessene Jugend-Erinnerungen heraufbeschwören, Bilder zu kreieren und damit in eine Form zu bringen, die für alle sichtbar ist, die sich im Mösli aufhalten.»
Bilder zu verschiedenen Themen
Die Idee zu diesem Projekt war Hedy Berger gekommen, als sie für die Nostalgie-Gruppe des Zentrums Mösli Gegenstände aus alter Zeit zusammensuchte und im Keller des Zentrums alte, grosse und unbenutzte Holz-Bilderrahmen fand: «Ich konnte mir sogleich vorstellen, wie wir zu verschiedenen Themen wie zum Beispiel Feld- und Erntearbeit, Nachtruhe, Kochen, Handarbeit oder Handwerk je ein Bild mit alten Gegenständen gestalten könnten.» Aber um die Idee richtig umzusetzen, hätten am Anfang relativ viele geeignete Gegenstände gefehlt – doch nach einem öffentlichen Aufruf hätten Leute aus der gesamten Region alte Waren ins Mösli gebracht: «Zum Teil haben wir richtige Trouvaillen bekommen – so zum Beispiel einen uralten Helm, Schuhmacher-Werkzeug, Trachtenschmuck, handgemachte Spitzen oder Apotheker-Utensilien.» Sie habe sehr Freude gehabt, dass so viele Leute Gegenstände vorbei­gebracht hätten: «Es ist nämlich gar nicht selbstverständlich, dass sie sich von ihren Erb- und Erinnerungsstücken getrennt haben – im Wissen, dass wir nichts mehr zurückgeben können, weil der organisatorische Aufwand schlicht zu gross geworden wäre…»

Gespräche erwünscht
Eigentlich habe sie mit diesen «Geschichten-Bildern» zwei Ziele verfolgt, berichtet Hedy Berger: «Einerseits hat bereits das Sortieren und Zusammenstellen von Gegenständen Gespräche unter den Bewohner/innen ausgelöst – Gespräche über die Kinder- und Jugendjahre, aber auch über die Zeit als junge Erwachsene.» Und vereinzelt seien sogar noch Erinnerungen zutage getreten, von denen bis jetzt gar niemand so richtig gewusst habe: «Das sind dann jeweils ganz besondere Momente.»
Andererseits wünscht sich die Gedächtnistrainerin, dass auch zwischen Bewohner/innen, Angehörigen und Mitarbeitenden möglichst viele Diskussionen entstehen: «Aus diesem Grund werden wir die insgesamt 16 Themen-Bilder nach der Fertigstellung am Möslifest unter dem Titel ‹Nostalgische Bildergeschichten› ausstellen und danach im zweiten Stock des Zentrums aufhängen.» Andrea Flückiger


Weitere Informationen www.zentrummoesli.ch


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