Casino Theater: Breite Unterstützung ist nötig

  13.09.2011 Aktuell, Kultur, Wirtschaft, Burgdorf, Gesellschaft, Vereine, Politik

Gemeinderat Andrea Probst, seit knapp zwei Jahren Verwaltungsratspräsident der Casino Theater AG Burgdorf und zusammen mit Gemeinderat Peter Urech Vertreter der Mehrheitsaktionärin Stadt Burgdorf, ist «mit dem Sammelergebnis nach so kurzer Zeit sehr zufrieden. Der rasche Rücklauf von unterzeichneten Absichtserklärungen zeigt doch deutlich, wie stark verwurzelt das Casino Theater in der Bevölkerung ist. Es darf und kann einfach nicht sein, dass diese beliebte Kultur-Institution infolge Geldmangels geschlossen werden muss. Das Casino gehört einfach zu Burgdorf; hier haben zahlreiche später erfolgreich gewordene Künstler erste Lorbeeren auf der Bühne geerntet.»

Ähnlich wie Bieraktien
Probst hat sich nach eigenen Worten von der Gründungsidee der Burgdorfer Gasthaus-Brauerei inspirieren lassen: «Die Verantwortlichen hatten mit ihren Bieraktien durchaus keine Bieridee, sondern konnten Geld sammeln und waren kürzlich bei der Aktienaufstockung ein weiteres Mal erfolgreich. Und das, obgleich Geldausschüttungen bei der Gasthaus-Brauerei nicht vorgesehen sind.»
Auch bei den Casino-Aktien wird kein Geld in Form von Casino-Dividenden fliessen. Dafür weiss Probst schon heute, dass auf die Aktionäre jährlich ein kultureller Event mit zahlreichen Überraschungen warten wird, wenn eine Aktienaufstockung für die nötigen Um- und Sanierungsbauten realisiert werden kann.

Suche nach Gönnern
Als Gemeinderat ist sich Probst der angespannten Burgdorfer Finanzlage durchaus bewusst: «Die Stadt muss verantwortungsvoll mit ihrem Geld umgehen.» Doch besteht beim Casino Theater dringender Handlungsbedarf, wenn der Kulturbetrieb weiterlaufen soll. «Daher haben wir der Stadt vorgeschlagen, einen Teil der nötigen Arbeiten über eine Aktienkapitalerhöhung zu finanzieren. Der städtische Status als Mehrheitsaktionärin kann gewahrt bleiben.»
Zusammen mit dem neuen Saison-programm sind kürzlich rund 4000 Absichtserklärungen verschickt worden. Einige Unterzeichner haben zugesagt, zwei oder mehr Aktien zu kaufen, manche bis zu 20 oder 30 Stück, als Solidaritätsbezeugung für das Fortbestehen des Casino Theaters. «Bei einem Investitionsvolumen von rund 10 Mio. Franken für die vorgesehenen Bauarbeiten ist das realisierbare Sammelergebnis nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Wichtig ist hingegen die breite Verankerung des Casinos in der Bevölkerung», führt Probst aus. Daneben hofft er, zusammen mit den Mitgliedern im Casino-Verwaltungsrat, dass sich eventuell die eine oder andere Person als Gönner(in) erweist und einen namhaften Betrag für die Erhaltung des Casinos spendet.


Gesuch deponiert
Laut Probst hat der Casino-Verwaltungsrat inzwischen das Gesuch für die Casino-Bauarbeiten beim Gemeinderat deponiert. «Inhaltlich stimmen die Unterlagen mit meinen Ausführungen vor dem Stadtrat überein, die ich dort im Frühling gemacht habe.» Das eingereichte Dossier enthält sämtliche Pläne, Grundlagenakten und detaillierte Erläuterungen, die bei der Vorstellung im Stadtrat noch nicht vollständig ausformuliert gewesen sind. Dazu gehören auch Dokumentationen von Architekten, Brandschutz, Haustechnik usw.
Die vorgestellte Variante H beläuft sich laut Probst auf 10,27 Mio. Franken für Umbauten und Sanierungen und würde zu zeitgemässen Bedingungen das «einmalige Casino Theater mit drei Rängen und 280 Plätzen auch in Zukunft betriebsbereit erhalten. Das Angebot für die kommende Saison umfasst 99 Anlässe: Sprech- und Musiktheater inklusive Oper und Operette, Kinder- und Jugendtheater, Kleinkunst, Konzerte, Schauspiel und Eigenveranstaltungen unter Casino Spezial. Nicht zu vergessen die Aufführungen der Emmentaler Liebhaberbühne und der Theatergruppe Burgdorf sowie die Krimitage. Schliesslich gehört das 1870 erbaute Theater zu den tragenden Pfeilern für die kulturell interessierte Burgdorfer Bevölkerung und kann als «vitalisierender Faktor für die Altstadt bezeichnet werden», zitiert Probst den Baufachmann Dr. Martin Jann. Die klassizistischen Sandstein-Fassaden am Kirchbühl 12 und 14 passen hervorragend ins Altstadtbild der Oberstadt.

Runder Tisch
In Anbetracht der knappen Burgdorfer Finanzlage ist vorgesehen, dass der Casino-Verwaltungsrat zu einem runden Tisch einlädt, um sämtliche Möglichkeiten der Baufinanzierung auszuloten. «Eingeladen werden die politischen Parteien, Gewerbeverbände wie HGV und HIV, anwesend sein werden die Verwaltungsräte von Markthalle und Casino (da beide Umbauprojekte parallel in Angriff genommen und auf keinen Fall gegeneinander ausgespielt werden sollen) sowie weitere interessierte Kreise. Die Anwesenden werden durch sämtliche Räume des Casinos geführt, damit sie sich ein realistisches Bild vom Zustand des Gebäudes machen können.» Von grosser Bedeutung ist für Probst, «dass sämtliche möglichen Fragen rund ums Projekt bereits im Vorfeld beantwortet werden.»
Er hofft, dass im Verlauf des Jahres 2012 ein Behördenentscheid vorliegt und die Finanzierung sichergestellt sein wird. Der Verwaltungsrat kommt noch einmal auf die Gönner zurück: «Wir haben viele kleine, aber grössere oder grosse wären sehr willkommen.»

Öffentlicher Info-Abend
Am 30. November 2011 findet im Casino Theater ein öffentlicher Anlass statt, an dem die Bevölkerung über das Umbau- und Sanierungsprojekt informiert wird. «Zur Auflockerung werden Künstler wie Dimitri auftreten, die zu Beginn ihrer Karriere in Burgdorf auf der Bühne gestanden sind. Es hat Platz für 280 Besucher, der Eintritt ist frei.»
Da heute schon damit gerechnet wird, dass das Interesse der Bevölkerung grösser sein wird als die Platzzahl, wird der Verwaltungsrat gegebenenfalls bestimmte Kreise zu weiteren Anlässen einladen. «Dabei werden andere Künstler auftreten, der Ablauf wird sich ein wenig verändern, aber die Informationen bleiben gleich.» Gerti Binz

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