Käserei in Alchenstorf wird geschlossen

  27.09.2011 Aktuell, Gesellschaft, Alchenstorf

Der letzte Emmentaler Käse wurde vergangenen Dienstag im Beisein der ganzen Käsereigenossenschaft produziert. Bei einem nicht ganz erfreulichen Apéro standen die Milchlieferanten ihrem Käser bei und schauten zu, wie eine langjährige Tradition in Alchens­torf zu Ende ging, denn seit 1848 ist im Dorf immer Emmentaler Käse produziert worden. Präsident Beat Luginbühl erklärt nicht ganz emotionslos: «Unsere Emmentaler-Käserei schliesst auf Ende November. Im letzten halben Jahr ist der Käsepreis derart gesunken, dass wir uns entschliessen mussten, mit dem Käsen aufzuhören.»
Die zwölf Milchlieferanten mussten nach einer anderen Lösung suchen und fanden in St.Niklaus eine neue Milch-Abnehmerin. «Wir verkaufen unsere Milch in die Käserei Rutz, denn wir erhalten dort den besseren Milchpreis, nicht zuletzt weil Rutz vor allem Raclettekäse und diverse Spezialitäten für Emmi fabriziert. Unsere silofreie Milch und die Nähe waren auch für Rutz ein Anreiz, unsere Milch zu kaufen.»
Für Hans-Ulrich Bill war es ebenfalls ein bewegter Tag: «In Zukunft sehen wir Bauern uns nicht mehr zum täglichen Schwatz. Der ganze Zusammenhalt wird immer weniger und im Dorf geht wieder etwas verloren. Es tut weh und hat mich berührt, denn man hatte eigentlich damit gerechnet, dass man noch zehn bis zwölf Jahre käsen könnte.» Hermann Oesch war angestellt als Betriebsleiter. Er muss sich nun nach einer anderen Anstellung umsehen. «Man hat es vorausgesehen, denn wir hatten immer wieder Produktionsunterbrüche. Jetzt fangen wir eben nicht mehr an. Ich bin aber zuversichtlich, dass für mich irgendwo ein Türchen aufgeht.» Er wohnt in dem Gebäude und muss wohl oder übel auch eine neue Wohnung suchen, denn man ist in Abklärungen, ob das Gebäude verkauft werden soll.

Das letzte Käsereigebäude im Dorf schliesst seine Tore
Oesch wird noch bis im Dezember die eingelagerten Käse pflegen, bis der Keller leer ist. In den nächsten Wochen werden die Bauern die Milch noch zur Käserei bringen, welche täglich nach St.Niklaus abgeführt wird. Danach wird umgestellt auf die Hofabfuhr. Die Bauern mussten in kühlbare Milchtanks investieren, da es künftig lediglich jeden zweiten Tag eine Hofabfuhr geben wird. Alle sind sich einig: Es ist ein harter Schritt, die Türen zu schliessen. Es ist das dritte und letzte Käsereigebäude im Dorf, welches endgültig seine Produktion einstellt. Überdies stünden grössere Investitionen für den Gebäudeunterhalt an. Der Dorfladen im Gebäude wird eigenständig von Martha Perren geführt und bleibt vorerst bestehen. Franziska Kofmel\n

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