Burgdorfer Jäger vernetzen Lebensräume und hoffen auf den Hegepreis 2012

  09.09.2012 Aktuell, Burgdorf

Jägerinnen und Jäger sind aktive Naturschützer. Um ihr Engagement für die Artenvielfalt und die Wildlebensräume aufzuzeigen und zu würdigen, hat JagdSchweiz, der Dachverband der Schweizer Jäger, den Hegepreis ins Leben gerufen und im Jahr 2012 erstmalig ausgeschrieben. Er soll Jagdgesellschaften und Jägervereine auszeichnen, die sich auf der Basis ihres wildbiologischen Wissens in besonderer Weise für den Schutz der Natur und die Erhaltung der Vielfalt von Lebensräumen und Arten verdient gemacht haben.
Eines der 22 für die Verleihung 2012 eingereichten Projekte stammt vom Jagd- und Wildschutzverein Burgdorf (JWVB). Mit viel Engagement und (Zeit-)Aufwand hat er in der Gemeinde Rumendingen rund um die Kiesabbaustelle der Firma Fr. Blaser AG verschiedene Einzelbiotope und die dort vorkommende Diversifikation von Lebensräumen vernetzt. Zwei Hecken mit insgesamt 770 einheimischen, standortgerechten Pflanzen an strategisch wichtigen Stellen verbinden jetzt das Grubenareal (das seit dem Jahre 2007 das Zertifikat der Stiftung Natur und Wirtschaft trägt) mit Obstbaumgärten in der Hofstatt und dem angrenzenden Wald. In Ergänzung dazu plant der JWVB, die bestehenden Obstbaumgärten zu erweitern und neue Feuchtbiotope anzulegen. So wird eine neu zusammenhängende, für die Fauna attraktive Fläche entstehen, die sich über zirka 2500 Quadratmeter erstreckt (davon gelten 40 Prozent als ökologisch wertvolle Fläche) und zahlreichen Tieren und Pflanzen einen wertvollen Lebensraum bietet. In diesem Gebiet brüten etwa der Neuntöter und der Goldammer, beide sehr selten gewordene Vogelarten. Auch andere Vögel, Blindschleichen, Igel und Echsen sollen hier nach dem Willen der Jäger dereinst ein neues Zuhause finden.

Partnerschaft im Interesse der Natur
Für die Planung, Organisation und Umsetzung des Projektes war in erster Linie der Hegeobmann des JWVB, Hans Stalder, verantwortlich. Er knüpfte Kontakt mit den Landbesitzern, um ihre Bedürfnisse und Anliegen in Erfahrung zu bringen. Die Erweiterung eines Landwirtschaftsbetriebes um einen neu entstandenen Schweinestall und ein Generationenwechsel auf einem anderen Hof gaben denn auch den eigentlichen Impuls für die Realisierung des Projektes. Die motivierte Unterstützung der Landwirte ermöglichte es dem JWVB in der Folge nicht nur, die Standorte der Hecken festzulegen und die benötigte Menge einheimischer und für den Standort geeigneter Pflanzen und Sträucher zu berechnen. Darüber hinaus erlaubte sie auch ein partnerschaftliches Festlegen der Zuständigkeiten: Die Landwirte verpflichteten sich zum Kauf der Pflanzen im Wert von 3570 Franken, die Jäger waren fürs Pflanzen verantwortlich, wofür sie insgesamt rund 200 Mann- bzw. Fraustunden investierten. Gerade über dieses uneigennützige Übereinkommen zeigt sich Dan Ammon, Vizepräsident des JWVB, besonders erfreut: «Diese Aufteilung ist eine absolute Win-win-Situation für alle Seiten; die Natur ist die Gewinnerin, ohne dass der Hegekasse des Bernischen Jagdverbandes Kosten entstehen. Unbezahlbar sind aber insbesondere die persönlichen, engen Kontakte zu den Landbesitzern. Ohne sie wäre das Projekt keinesfalls möglich gewesen, weswegen wir allen Beteiligten ein grosses Dankeschön schulden.»

Dornensträucher für seltene Tierarten
An diversen Hegetagen pflanzte der JVWB die zwei Hecken. Trotz zum Teil misslichen Bedingungen konnten die ehrenamtlichen Helfer 770 einheimische Sträucher einsetzen und einschwemmen. Dabei haben sie besonders darauf geachtet, den Dornenanteil hoch zu halten, also pro Planquadrat eine möglichst sinnvolle Zusammensetzung verschiedener Straucharten, im Speziellen Dornensträucher, zu erzielen. Diese sollen künftig in erster Linie den ins Gebiet zurückgekehrten Vogelarten ausreichend Schutz bieten. In zweiter Linie entsprechen sie den strengen Vorgaben des Kantons Bern, wonach auf einer Fläche von 10 Quadratmetern verschiedene standortgerechte Sträucher vorkommen sollen. Sie einzuhalten, ist nicht nur in fachlicher, sondern auch in monetärer Hinsicht wichtig. Von der erreichten Qualität der Hecke hängt nämlich die jährliche finanzielle Unterstützung der Landwirte durch den Kanton ab.

Weitere Projekte sollen folgen
Mit der Anmeldung für den Hegepreis ist das Projekt natürlich noch lange nicht abgeschlossen. Der JWVB möchte das wunderschöne, reich diversifizierte Gebiet rund um Rumendingen weiter aufwerten. Ammon will sein Augemerk dabei weiter auf die Vernetzung richten: «Wir haben für die nächsten Jahre weitere Hecken geplant. Darüber hinaus möchten wir die bestehenden Obstbaumgärten der Landwirte erweitern und an geeigneten Stellen das eine oder andere Feuchtbiotop mit natürlichem Wasserzufluss ergänzen. Dies, um die Artenvielfalt im Bereich der Kiesabbaustelle weiter zu fördern und so der Flora und Fauna noch mehr neue Lebensräume zu erschliessen.»
Stefan Herrmann


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