Wissenstransfer am Emmentaler Wirtschaftszmorge

  17.06.2013 Aktuell, Wirtschaft, Burgdorf

Um 7 Uhr früh begrüsste Fritz Rüfenacht, Präsident der Volkswirtschaftskommission Emmental, die Gäste gutgelaunt im Schützenhaus Burgdorf. Die Kommission Volkswirtschaft des Emmentals regelt seit dem 1. Januar 2010 die Bereiche Wirtschaft und Tourismus der Region. Am diesjährigen Wirtschaftszmorge wurde über ein wichtiges Thema gesprochen: den Wissenstransfer. «Der Wissens­transfer macht Wissen zu Geld», so Walter Steinlin, Präsident der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) des Bundes. Er erklärte zu Beginn des Zmorgens die Arbeit des KTI. «Die Schweiz ist in Sachen Hochschulen seit Jahren top oft he world. Wir verfügen über ein dichtes und gutes Netz an Hochschulen. Wir von der KTI helfen Firmen, ihre Ideen gemeinsam mit einem Team der Hochschulen umzusetzen. Somit können Ideen oder neue Produkte entwickelt werden», so Walter Steinlin. Ein gewöhnliches Projekt, das die KTI unterstützt, dauert 18 Monate und kostet 800 000 Franken. Die KTI übernimmt jeweils 350 000 Franken der Kosten. «Wir verlangen ein starkes Engagement unserer Industriepartner. Die KTI bezahlt jeweils nur den Forschungspartner. Die übrigen Kosten trägt der Industriepartner.» Die Industriepartner der KTI sind zu 73 Prozent KMUs, selten Grossfirmen.

«Wir bieten ein Start-up-Coaching an, für das sich verschiedene Gruppen mit dem Firmengründungswunsch anmelden können. Im Jahr 2012 meldeten sich 177 Gruppen, 78 Gruppen wurden schlussendlich in einem Coaching-Programm bis zu drei Jahre begleitet», erklärte Steinlin. «Das KTI verfügt über Innovationsmentoren, die die KMUs über Innovationsmöglichkeiten im Zusammenhang mit einer Zusammenarbeit mit den Hochschulen beraten. Die Beratung ist ein wichtiger Teil, ich sage jedoch immer: Wir können den Tiger zum Wasser führen, trinken aber muss er selbst.»

Nach der spannenden Einführung ins Thema durch Walter Steinlin folgte ein Wissenstransfer-Beispiel aus der Praxis von Stefan Berger, CEO der ReseaChem GmbH in Burgdorf. Die ReseaChem wurde im Jahr 1996 gegründet. Mit dem 1998 lancierten 24-Stunden-NMR-Service setzte die ReseaChem einen Meilenstein bezüglich Geschwindigkeiten für komplexe Dienstleistungen. NMR steht für «Nuclear Magnetic resonance», einen kernphysikalischen Effekt. Die Resea­Chem GmbH benötigte für die Entwicklung eines Geräts die Hilfe und das Wissen der Fachhochschule. Die Firma war auf der Suche nach einem Gerät, das ermöglicht, Flüssigkeiten in sehr kleinen Mengen zu dosieren, eine Mikro-Dosiereinheit für Bioreaktoren. Für die Biotechnologie eine nahezu unbezahlbare Innovation. Die ReseaChem GmbH fand im Institut für Drucktechnologie der Berner Fachhochschule in Burgdorf einen geeigneten Forschungspartner. Ebendieses Institut entwickelte kürzlich ein Verfahren, wie mit Hilfe von UV-Licht Tinte so gehärtet werden kann, damit man die Tinte für den Aufdruck von Informationen auf Verpackungen in der von Braille entwickelten Blindenschrift verwenden kann. Die Mikro-Dosiereinheit ist mittlerweile weit entwickelt. Das Endprodukt wird schon bald in Lyon der Welt vorgestellt. Stefan Berger weiss über den Wissenstransfer nur Gutes zu berichten: «Durch die Nähe unserer Partner haben wir bloss kurze Kommunikationswege. Durch diesen Austausch, den wir jeweils sofort oder auch während einem Mittagessen vornehmen können, herrscht bei uns ein guter Team-Spirit. Ausserdem ist das Problemverständnis der Forschungsgruppe der Fachhochschule Burgdorf sehr gross». Firmen, die sich für den Wissenstransfer interessieren, können sich auf der Homepage des KTI www.kti.admin.ch weiter informieren.

Martina Wiggenhauser


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