Nach 26 Jahren in Pension

  12.07.2013 Aktuell, Burgdorf, Gesellschaft

 

Am 30. Juni 2013 ging Alex Fuchs, Direktor des Alterspflegeheims Region Burgdorf, nach 26 Jahren in Pension. Im Gespräch mit «D’REGION» blickt er auf seine Tätigkeit im APH zurück und gibt Auskunft über seine Pläne für die Zukunft.

 

«D’REGION»: Das Leitmotiv des APH Region Burgdorf ist: «Die Jahre mit Leben füllen, nicht lediglich dem Leben Jahre hinzufügen». Wie äussert sich dieser Leitspruch im APH?

Alex Fuchs: Besonders wichtig ist ein gutes Zusammenspiel aller verschiedenen Bereiche, damit ein angenehmes, vertrauensvolles Klima herrscht. Mit angepassten Aktivitäten, einer herzlichen und kompetenten Pflege und Betreuung bietet das APH den Heimbewohner/innen bestmögliche Lebensqualität in einer angenehmen Umgebung. Der Leitspruch gilt bis zum Tod und fasst gewissermassen die Essenz der täglichen Arbeit im APH in Worte.

 

«D’REGION»: Geht es beim Leit-motiv auch um die Wertschätzung des Alters? Darum, dass Menschen nicht einfach im Altersheim «versorgt» werden sollen?

Ja, das war mein eigentliches Ziel.

 

«D’REGION»: Sie haben 26 Jahre lang im APH gearbeitet, bevor Sie am 30. Juni 2013 in Pension gegangen sind. Wie hat sich das APH in dieser Zeit verändert?

Das APH hat sich von einer verwaltenden zu einer lernenden Institution entwickelt. Die Entwicklung eines mitarbeiterbezogenen Führungsstils ist eine wesentliche Veränderung. Heute sind die Mitarbeitenden in die Führung miteinbezogen. Es wird auf ein angenehmes Arbeitsumfeld geachtet, das im Endeffekt auch den Bewohnenden zugutekommt. Eine solche Atmosphäre und ein solcher Umgang miteinander erleichtert vieles und sorgt für gute Arbeit. Die Beteiligung der Mitarbeitenden, die sowohl mitorganisieren als auch mitentscheiden dürfen, ist ein wichtiges Element in diesem Führungsstil.

Veränderungen gab es aber auf allen Ebenen, die eine beeinflusste die andere. Natürlich mussten auch neue Grundsätze und Erkenntnisse der Pflege und Betreuung einfliessen. Die Arbeit beinhaltete ein lebenslanges Lernen, man darf nie stehenbleiben, da sonst die Agilität verloren geht und damit auch die Zufriedenheit. Ich wollte aber sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Bewohnenden ein fröhliches, umgängliches Klima, auch wenn es natürlich ab und zu Reibungen gab.

 

«D’REGION»: Wie bereitet sich das Personal auf die neuen Anforderungen und die anspruchsvolle Arbeit vor?

Ich hatte einen sehr bildungsorientierten Stil. Mir ist Bildung auf allen Stufen, ob Lehrlinge, höhere Fachschule oder Universität, sehr wichtig. Vor etwa 15 Jahren habe ich eine «Bildungsinitiative» gestartet und dafür gesorgt, dass jeder Bereich Lehrlinge ausbildet. Glücklicherweise stand ein grosszügiges Bildungsbudget vom Stiftungsrat zur Verfügung.

 

«D’REGION»: Also motivierten Sie Ihre Mitarbeitenden, sich stetig weiterzubilden?

Ja, wir haben ein Bildungsmanagement im APH Region Burgdorf. Das APH bietet also auch Bildung für Externe an.

 

«D’REGION»: Hat sich Ihre persönliche Arbeit in diesen fast 30 Jahren stark verändert?

Kurz gesagt: Vom Verwalter zum Coach, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich coachte mein Team, das heisst wir erarbeiteten zusammen Projekte und Abläufe. Die Arbeit war also sehr mitarbeiterbetont und sehr konsenshaltig. Während früher Entscheidungen «von oben» getroffen wurden, bestimmen heute alle mit. So können alle Fachpersonen ihr Wissen einbringen, was eine optimale Nutzung der Ressourcen ermöglicht. Ansonsten wäre ja auch meine Bildungsoffensive vergebens gewesen, die dafür gesorgt hat, dass alle Mitarbeitenden gut ausgebildet sind.

 

«D’REGION»: Welche Aspekte Ihrer Arbeit haben Sie besonders geschätzt?

Ich bin jemand, der gerne mit Menschen zusammenarbeitet und sie auch mag. Die Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden, Heimbewohnenden, Angehörigen, freiwilligen Helferinnen und Helfern und Besuchern war immer sehr gut. Bei meiner Arbeit war es wichtig, auf verschiedene Begebenheiten flexibel eingehen zu können, was eine meiner Stärken ist. Zudem war mir auch Offenheit, Transparenz und vor allem Vertrauen wichtig.

 

«D’REGION»: Es scheint, als hätten Sie die perfekte Arbeitsstelle gehabt?

Ja, sie war wie auf mich zugeschnitten. Man steht sehr häufig in Kontakt mit anderen Menschen. Durch das von mir bevorzugte «Management by walking around» konnte ich mir selbst ein Bild über die jeweiligen Situationen machen, stand dadurch aber auch immer für die verschiedenen Personengruppen als Ansprechperson zur Verfügung.

 

«D’REGION»: Welche Anforderungen sehen Sie auf das APH zukommen?

Das APH muss sich verändern. Die Veränderungen beziehen sich vor allem auf die Zimmer der Bewohnenden. Das heisst konkret, dass mehr Einzelzimmer mit Nasszellen angeboten werden müssen. Diese Ansprüche kommen allerdings weniger von den Heimbewohnenden als von den Angehörigen, die heute andere Standards gewöhnt sind und diese auch für ihre Verwandten fordern. Dass jemand auch mit einem Einzelzimmer zufrieden ist oder sich gar mit anderen Bewohnenden Räumlichkeiten teilen will, erschliesst sich vielen nicht mehr.

 

«D’REGION»: Wie sehen Ihre persönlichen Pläne für die Zukunft aus?

Bis zum Kindergarten hatte ich absolute Freiheit. Diese Freiheit habe ich nun wieder und möchte sie nutzen, um eigene Interessen zu verfolgen. Ich möchte beispielsweise gerne die Schweiz besser kennenlernen. Statt weit weg in die Ferien zu gehen, werde ich mit meinem GA die Schweiz bereisen. Ausserdem möchte ich natürlich gerne meinen Hobbys frönen: Malen, Fotografie und Lesen. An der Universität Lausanne werde ich zudem als Zuhörer Vorlesungen in Kunstgeschichte besuchen. Ich möchte nun meine Freiheit geniessen und alles nach Lust und Laune machen.

 

«D’REGION»: Also folgen Sie Ihrem Credo auch privat und bilden sich weiter?

Genau! Ich möchte mich auch gerne mit anderen Menschen austauschen und etwas vom Gesundheitswesen wegkommen. Es ist mir sehr wichtig, wieder einmal einen neuen Bereich kennenzulernen. Die 26 Jahre vergingen aber wie im Fluge. Ich ging immer sehr gerne arbeiten und wurde von allen Seiten unterstützt. Den Heimbewohnern, Mitarbeitern und freiwilligen Helfern gebührt ein grosses Dankeschön! Ich alleine hätte nichts bewirken können.

 

Interview: Jasmin Welte


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