Der Buchsbaumzünsler frisst sich durch die Region

| Mi, 09. Okt. 2013

REGION: Der Buchsbaumzünsler wurde in der Region Oberaargau / Emmental bereits mehrfach nachgewiesen. Die kleine Raupe ist ein aufdringlicher Schädling; er verbreitet sich rasant und schafft es tatsächlich, ganze Buchsbaumbestände zu zerstören. red

In wessen Garten steht er nicht – der Buchsbaum? Als Hecke, als Beeteinfassung, Bordüre oder gar als Kunstobjekt geformt. «Einem schönen Garten setzt er die Krone auf», sagt der Eriswiler Landschaftsgärtner Toni Tanner. Buchspflanzen seien bei Berufs- und Hobbygärtnern beliebt – dafür gebe es kaum einen gleichwertigen Ersatz. In jedem Garten gedeihen sie prächtig, bis sie von einem aufdringlichen Schädling heimgesucht werden – es ist die Raupe des Buchsbaumzünslers. Die kleine Raupe schafft es tatsächlich, ganze Buchsbaumbestände zu zerstören.

Verbreitet sich rasant
Der silbergraue Schmetterling wurde aus Asien eingeschleppt. Im Jahr 2007 ist er erstmals im Raum Basel festgestellt worden, zwei Jahre später in Zürich und 2012 auch in Bern und in der Region Oberaargau/Emmental sowie dem Luzerner Hinterland. Der Zünsler verbreitet sich rasant. Bereits im letzten Sommer habe der Schädling in der Gegend rund um Aarwangen und Langenthal vielerorts in Gärten den Buchs kahl gefressen, erzählt Toni Tanner. Laut der Gärtnerei Wapf in Altbüron ist der Buchsbaumzünsler in diesem Frühjahr auch im Luzerner Hinterland angekommen und hat zum Teil grosse Frassspuren hinterlassen. Gesichtet wurde der Schädling ebenfalls im Raum Burgdorf/Schwanden, wie die Gartenbaufirma Schöni in Ramsei mitteilte. Jetzt ist die Raupe auch in Huttwil im Vormarsch.

Nicht der Hysterie verfallen
«Ich werde die Gärten im Auge behalten», sagt Toni Tanner. Er hat die bis zu fünf Zentimeter grosse, mit schwarzen Punkten versehene Raupe Ende August in nahezu zehn Gärten in Huttwil aufgespürt. Der Buchsbaumzünsler hat im Fiechtenfeld und auf der Allmend, aber auch im Dorn­acker und im Gebiet Weiheracker Fuss gefasst. «Wo die Raupen noch aktiv sind, bekämpfen wir chemisch mit einem Insektizid», erklärt der Gärtner. So könnten der Befall und die Weiterverbreitung punktuell gestoppt werden. Der Schädling kann sich zwar perfekt tarnen, aber an den gefressenen Blättern, den Kotresten und dem Gespinst auf dem Buchsbaum erkennt man seine Anwesenheit. Lässt man die Raupe gewähren, bedeutet dies das Ende der Pflanze. Es ist der grosse Appetit der Zünslerraupen, der den Buchs zerstört. Denn sie fressen sich im Eilzugstempo durch die Pflanzen und bringen so Einzelpflanzen, aber auch ganze Hecken schliesslich zum Absterben. Abgefressen werden sowohl die Blätter als auch die Rinde der Zweige. Eine Panik will Toni Tanner trotzdem nicht auslösen. Er rät den Gartenbesitzern ganz einfach, mit offenen Augen durch ihren Garten zu gehen und Buchsbaumpflanzen ganz genau zu beobachten. «Kontrollieren muss man vor allem im Innern der Pflanzen; in Form geschnittene jedoch auf der Schattenseite im unteren Bereich, bei Unklarheiten allenfalls Fachleute beiziehen.»

Ab dem Frühling fressen die Raupen
Der Buchsbaumzünsler ist je nach Witterungsbedingungen von April bis Anfang September aktiv. Er durchläuft als Falter ein Raupenstadium. Die Tiere überwintern als junge Raupen in Ritzen, ausgewachsen hingegen verpuppen sie sich, zumeist zwischen zusammengesponnenen Blättern der Buchspflanze. Die weisslichen Gespinste sind zwischen Blättern und Ästen nicht einfach zu erkennen. Im Frühjahr beginnen die gelbgrünen Raupen, den Buchs zu fressen. Ist die nächste Faltergeneration geschlüpft, legt sie Hunderte von Eiern in die benachbarten Buchsbäume. Pro Jahr können bis zu vier Generationen des Zünslers auftreten. «Da der Schädling zuerst im Innern der Büsche frisst, fällt ein Befall meist erst spät auf, nämlich dann, wenn die kahl gefressenen und braunen Stellen oder die Gespinste sichtbar werden», erläutert Toni Tanner.

Explosionsartige Vermehrung
Der Schädling verbreitet sich durch den Falterflug jährlich um einige Kilometer. Weil die Raupen giftig sind, hat der Zünsler keine natürlichen Feinde; in der Regel wird er von Vögeln verschmäht. Es gibt keine resistenten Buchspflanzen; es werden alle Sorten befallen. «Auch wenn man gut aufpasst, befürchte ich, dass der Buchsbaumzünsler sich im nächsten Frühjahr in der Region Huttwil explosionsartig vermehren wird», sagt Toni Tanner und fügt an: «Das ist sicherlich eine Herausforderung, doch eine lösbare Aufgabe – denn Rosen oder Obstbäume spritzt man mit gutem Erfolg ja auch mehrmals pro Saison.»

Was hilft gegen den Zünsler?
Zur Bekämpfung des Buchsbaumzünslers sollten die Pflanzen bis Anfang September regelmässig kontrolliert werden. Bei geringem Befall können die Raupen von Hand abgelesen, mit einem Wasserstrahl oder gar dem Staubsauger entfernt werden. Die Tiere nicht in den Kompost geben, sondern im Kehricht entsorgen. Es gibt biologische Präparate auf Bakterien­basis gegen den Zünsler; zum Beispiel «Delfin», das aber häufigeres Spritzen bedingt, bis zehn Mal pro Saison. Der Schädling kann auch mit dem chemischen Insektizid «Kendo Gold» bekämpft werden, vier- bis fünfmal pro Saison spritzen. Weil einzelne Insektizide für Bienen giftig sind, ist bei deren Einsatz Vorsicht geboten, also keine Spritzung im April, wenn der Buchs blüht. Es gibt keine vorbeugenden Methoden gegen den Zünsler. «Will man grössere Buchsbaumbestände spritzen, sollte man sich eventuell fachmännisch beraten lassen», rät Toni Tanner. Werden die befallenen Buchspflanzen nicht umgehend behandelt, muss mit Kahlfrass innert weniger Tage gerechnet werden.

Elsbeth Anliker

Kommentare

Der Buchsbaumzünsler ist schon fast überall in der Region anzutreffen. Nicht in Hysterie zu verfallen und gut zu beobachten ist der beste Ansatz um Ausfälle an Buchspflanzen zu vermeiden. Wie im Artikel erwähnt ist der Buchsbaum in vielen Gärten anzutreffen, teils auch an ungünstigen, vollsonnigen Standorten. Bei der Bekämpfung schiesst der Artikel mit seinen Empfehlungen weit übers Ziel hinaus. Sinnvoll ist im kleinen Rahmen eine Bekämpfung mit Staubsauger oder Wasserstrahl. Völlig unnötig ist aber der Einsatz von chemischen Präparaten und das noch 4-5mal/Jahr. Abgesehen davon das aus meiner Sicht chemische Präparate im Hausgarten nichts zu suchen haben nimmt man der Natur damit jede Chance sich auf die neue Situation einzustellen. Bestes Beispiel ist der Dickmaulrüssler der trotz massivem Chemieeinsatz sein Verbreitungsgebiet suksessive erweitert hat. Bezeichnenderweise ist ausgerechnet die "geliebte" und stets bekämpfte Wespe einer der Hauptfeinde des Rüsselkäfers. Jeweils eine Spritzung für die erste und zweite Generation des Buchsbaumzünslers mit dem Bakterienpräparat Delfin zum richtigen Zeitpunkt (Raupe 10-15mm gross)und mit der richtigen Ausrüstung und Technik reichen völlig aus um den Buchsbaum wirkungsvoll zu schützen. Ich stütze meine Aussagen auf eigene Erfahrungen und empfehle deshalb wie im Artikel auch erwähnt beobachten, kontrollieren und ...massvoll handeln.

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