In der voll besetzten Kirche Heimiswil tanzten flinke Mäuse und kämpften Jugendliche im Lampenfieber… als Theater, wohlverstanden!

Als in der Kirche Heimiswil die Lichter erloschen, huschten flinke Mäuse durch den Mittelgang nach vorne auf die Bühne. Das war ein Déjà-vu-Erlebnis für alle, die selber schon Mäuse im Keller hatten. Auf der Suche nach Salami und Käse hüpften und tanzten die munteren und unbeschwerten Tierchen durch den Keller, bis Katzengefahr drohte. Da spielte sich der Mäuserich Willibald zum Boss auf. Nach und nach reglementierte er das Leben des Rudels. Diszipliniertes Training, Gesetze und Tyrannei waren die Folge. Die kleine Lillimaus brachte sich das Lesen bei und lehrte die andern Mäuse, wieder selbständig zu denken. Die glücklichen Zeiten kehrten zurück.
Diese lehrreiche Geschichte wurde frei nach dem Jugendbuch «Dr starch Willibald» von Willi Fährmann gespielt. Als Schauspielende standen Kinder der Primarklassen von Heimiswil auf der Bühne. Ihre Aufführung strotzte vor Lebensfreude, wirkte spontan und echt.

Danach kam das Musical «Lampenfieber» von Gabi Hofmeister und Matthias Johler auf die Bühne. Jugendliche aus Heimiswil und der Region spielten frus­trierte Pubertierende, denen die Schule verleidet war und die ihren Platz in einer Gruppe Gleichaltriger suchten. Der Aufruf, sich bei einem Musical Casting zu profilieren, stiess nur auf geringes Interesse. Ausreden und die dumpfe Angst, versagen zu können, hielt die meisten davon ab, sich zu melden. Nur Paula wollte nicht passiv fernsehen, sondern selber eine Rolle spielen im Leben. Gemeinsam mit David, der Lieder komponierte und textete, machte sie mit. Doch für Paula war es ein weiter Weg, bis sie von der Gruppe, die nach und nach doch ins Musicalprojekt einstieg, akzeptiert wurde.

Das Musical zeigte Szenen aus dem Leben junger Menschen, den Weg vom Gruppenzwang zur eigenen Persönlichkeit, vom gemobbten und unsicheren Mädchen zur starken, selbstbewussten Frau, vom schwärmenden Jungen zum mutigen Mann, der zu seiner Einstellung steht.

Geplant und durchgeführt wurde dieser Theaterabend von der freiwilligen Jugendarbeit der Kirchgemeinde Heimiswil unter der Leitung von Béatrice Hitzler, Brigitte Christen und Simon Jenny. Die zahlreichen Lieder, die von allen Mitspielenden gesungen wurden, begleitete Martin Geiser mit grossem Geschick und musikalischem Flair auf dem Klavier. Simon Jenny dirigierte den Chor und begleitete einzelne Musikeinlagen mit dem Horn.

Vor dem fast endlos dauernden Applaus sangen alle gemeinsam das Abschlusslied, das den Sinn des Musicals unterstrich: «Aus dem Schatten treten! Gemeinsam packen wir es an. Zusammen werden wie bestehen. Wir suchen einen neuen Weg, den alle miteinander gehen.»

Bei den beiden Aufführungen wurde dem Publikum klar, was sinnvolle Jugendarbeit heisst.

Helen Käser