Pensionierung von Bäcker Paul Zaugg

  01.04.2014 Aktuell, Gesellschaft, Ersigen

Bereits 44 Jahre arbeitet Paul Zaugg in der Bäckerei Fischer in Ersigen – so lange für denselben Betrieb zu arbeiten, ist heutzutage etwas Besonderes. Bald werden jedoch die letzten Brote und Gipfeli von Paul Zaugg gebacken, Ende März wird der treue Mitarbeiter nämlich pensioniert.

Beruflicher Werdegang
Seinen beruflichen Werdegang hat Paul Zaugg in Oberburg begonnen. Vor der Rekrutenschule, die er als Grenadier absolviert hat, fand er bei der Bäckerei Aebersold in Oberburg eine Lehrstelle. Es war sein Bruder, der ihn auf die Stelle aufmerksam gemacht hat, sodass er sich vorstellen konnte und bereits am nächsten Tag den Vertrag unterzeichnete. Bei seiner Abschlussprüfung traf Paul Zaugg auch schon auf seinen zukünftigen Arbeitsgeber: Werner Fischer sen. war nämlich Prüfer und rekrutierte den jungen Bäcker gleich für die Bäckerei Fischer in Ersigen. Damit war der Grundstein für eine erfolgreiche Tätigkeit als Mitarbeiter der Bäckerei Fischer gelegt.

Zunächst bestand der kleine Betrieb nur aus Werner Fischer sen., Rosmarie Fischer, Paul Zaugg und einem Lehrling. Dies änderte sich aber bald, denn die kleine Bäckerei wurde stetig grösser. Mittlerweile verfügt der Betrieb über zwanzig Mitarbeitende und ist in eine Bäckerei, die von Bernhard Fischer geleitet wird, und ein Café unter der Führung von Werner Fischer jun. aufgeteilt. Die Räumlichkeiten wurden mehrmals umgebaut und die Backstube vergrössert.

Ein zuverlässiger Allrounder
Durch die Vergrösserung der Bäckerei änderte sich auch die Tätigkeit von Paul Zaugg. Während er zunächst als Allrounder für viele verschiedene Aufgaben zuständig war, so auch für die Herstellung von Osterhasen und Schoggispezialitäten, entwickelte er sich nach und nach zum Spezialisten und war mehr in der Bäckerei tätig. Ausserdem war er für die Ausbildung der Lehrlinge mitverantwortlich und bildete im Verlaufe seiner Karriere über dreissig Lehrlinge aus.

Seine grösste Herausforderung musste Paul Zaugg jedoch meistern, als sein Chef im Alter von 59 Jahren an Speiseröhrenkrebs erkrankte. In der Folge war er für zwei Jahre Hauptverantwortlicher für die Bäckerei-Produktion. «Das war eine anstrengende Zeit, wir haben oft zwölf bis vierzehn Stunden pro Tag gearbeitet», hält Paul Zaugg rückblickend fest. Dass ein so grosses Engagement nicht selbstverständlich ist, weiss auch Bernhard Fischer, der heute die Bäckerei führt: «Paul ist einer, der den Betrieb wichtig nimmt. Er hat damals Tag und Nacht gearbeitet und nie Nein gesagt. Dafür sind wir ihm sehr dankbar!» Überhaupt äussern sich alle nur lobend und positiv über den langjährigen Mitarbeiter, auch Barbara Surbeck betont: «Er ist zwar ein grosser, stämmiger und kräftiger Mann, aber mit einem feinen Inneren. Mit seinen grossen Händen kann Paul filigrane Arbeiten erledigen. Man hat immer wieder gemerkt, dass er einen Sinn für das Schöne hat!»

Ein erfolgreicher Hornusser und Gärtner
Die Freude am Schönen begleitet Paul Zaugg auch in seiner Freizeit. Er ist nämlich passionierter Gärtner und besitzt einen grossen Blumengarten mit über hundert Dahlienstöcken. Daneben holzt er auch häufig, da sein Haus über eine Holzheizung verfügt.

Immer schon war Paul Zaugg ausserdem ein begeisterter Hornusser, und zwar ein «böser». 1975 wurde er Mitglied der Hornussergesellschaft Ersigen und übernahm 1980 für ganze zehn Jahre deren Präsidentschaft. In dieser Zeit hat er viele Anlässe organisiert, wie zum Beispiel ein Skilager oder die Pfingstwanderung, die auch heute noch durchgeführt werden. Zu seinen grössten Erfolgen gehört der zweimalige Sieg am Emmentalischen Hornusserfest; der Stolz auf diese Leistung ist ihm auch heute noch anzumerken.

Nach seiner Pensionierung will sich Paul Zaugg vor allem seinem Blumengarten widmen, aber auch Reisen stehen auf dem Programm. Da er bereits seit dem Januar nur noch zwei bis drei Tage pro Woche arbeitet, konnte er schon jetzt einige Reisen unternehmen. So war er beispielsweise schon in Arosa und Locarno, aber auch in der Türkei, in Ungarn, Marokko und Kroatien. Begleitet wird er dabei von seiner Frau Verena, die er 1972 geheiratet hat und mit der er drei Töchter hat, Sonja, Monika und Anita. Um seine sechs Grosskinder wird er sich nach der Pensionierung auch häufiger kümmern.

Ein passionierter Bäcker
Mit dem Bäckerhandwerk kam Paul Zaugg schon früh in Berührung: «Eigentlich hätte meine Mutter zu meinen Brüdern lieber noch ein zweites Mädchen ge­habt, deshalb half ich ihr oft zu Hause und habe schon damals viel gebacken», meint Paul Zaugg schmunzelnd. Die Begeisterung für das Backen hat sich bis jetzt gehalten. Über die ganzen 44 Jahre hat Paul Zaugg seine Arbeit auch bei noch so grosser Hektik ruhig und zuverlässig ausgeführt. In der ganzen Zeit hat er nur drei Tage gefehlt: «Ich bin halt noch von der alten Schule, da bleibt man nicht so schnell einfach zu Hause», meint der Bäcker stolz. Auch sein Chef Bernhard Fischer findet nur lobende Worte: «Ich empfinde Paul Zaugg gegenüber grosse Dankbarkeit. Er hat seinen harten Job immer sehr flexibel und zuverlässig erledigt, obwohl es nicht immer einfach war. Er hat immer vollen Einsatz gegeben und hat nie ‹gestürmt›, das ist nicht selbstverständlich. Paul ist ein sehr genügsamer und zufriedener Mensch. Für sein grosses Engagement danken wir Paul von Herzen und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.»

Auch der künftige Pensionär selbst freut sich auf seine Pensionierung und die Zeit danach: «Hoffentlich bleibe ich noch lange gesund! Auf die langen Sommerabende freue ich mich besonders, da ich diese infolge der Arbeitszeiten in der Bäckerei vorher selten geniessen konnte!»

Jasmin Welte


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