Im Süden des Iraks, zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris, lebten bis vor wenigen Jahrzehnten Völker, deren Lebensweise sich während Jahrtausenden wenig verändert hatte. Nur mit einem Kanu und einem lokalen Führer war es möglich, auf den unzähligen Wasserwegen durch das Schilfdickicht zu den Dörfern zu gelangen.
In diesen Dörfern am Ufer der Flüsse und auf Schilfinseln entstanden die bunt bestickten Wolldecken, die mit keiner anderen textilen Tradition des Mittleren Ostens zu vergleichen sind. Eine Fülle von Blumen, geometrischen Motiven, stilisierten Gegenständen, Menschen und Tieren ist mit Wollgarn auf ein wollenes Grundgewebe gestickt. Jede Decke hat ihre eigene Formensprache und Farbgebung und ist trotzdem sofort als Stickerei aus dem Südirak zu erkennen.

Ab den 1970er-Jahren wurden Teile des Sumpflandes zur Gewinnung von Ackerland entwässert. Der folgenschwerste Eingriff geschah aber ab 1991, als Saddam Hussein das südirakische Sumpfland systematisch trocken­legte, damit sich kein Regimegegner dort verstecken konnte. Die Auswirkungen für Mensch und Tier waren dramatisch. Inzwischen fliesst wieder Wasser, aber die früheren Nachbarschaftssysteme sind nicht mehr vorhanden und die Stickereien müssen als Zeugen einer verschwundenen Lebensweise betrachtet werden.
Sie haben die starke Ausstrahlung und Unmittelbarkeit von Werken, die nicht für den Markt, sondern für den Eigengebrauch hergestellt wurden.

Neben den gestickten Wolldecken gibt es von Hand gearbeitete Vorhänge aus Rajasthan zu entdecken und verspielte textile Accessoires von Maya Ilg.

zvg

Die Ausstellungen sind vom 6. bis 14. Juni 2014 bei Keramik-Akzente, Bernstrasse 7, 3400 Burgdorf, zu besichtigen, Vernissage: Freitag, 6. Juni, ab 18.00 Uhr. Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag, Pfingstmontag, 11.00 bis 17.00 Uhr, Dienstag bis Freitag, 14.00 bis 20.00 Uhr.