«Bonjour la vie!» – 30 Jahre Circus Monti

  06.08.2014 Aktuell, Kultur, Hasle bei Burgdorf, Region

Im Rahmen seiner 30. Tournee gas­tiert der Circus Monti am 9. und 10. August 2014 wiederum bei der alten Holzbrücke in Hasle-Rüegsau. Die neue Inszenierung «Bonjour la vie!» führt den Anspruch des Circus Monti, alljährlich ein Gesamtkunstwerk in die Manege zu bringen, weiter und setzt diesen noch verstärkt fort. Inspiriert durch Henri Murgers «les scènes de la vie de bohème» lässt das 23-köpfige Artistenensemble das Universum der heutigen Bohémiens aufleben und  erzählt deren Geschichten. Es wird gesungen und getrunken, gefeiert und getrauert, philosophiert und gedichtet. Grazil balancierend, virtuos musizierend, bestechend jonglierend, unbekümmert tanzend und federleicht fliegend. Auf nächtlichen Boulevards, in engen Mansarden und in belebten Cafés entstehen mitreissende Szenen sowie verträumte, melancholische Momente.

Dieses Jahr ist auch Lisa Graber aus Burgdorf mit dem Circus Monti unterwegs. Für die «D’REGION» plauderte sie aus dem Nähkästchen.

«D’REGION»: Was hat Sie dazu bewogen, mit dem Zirkus Monti auf Tournee zu gehen?
Lisa Graber: Ich bin ein grosser Zirkusfan und war dies schon als Kind. Jedes Jahr besuchte ich entweder mit meinen Eltern oder mit meiner Patin den Zirkus Monti und den Zirkus Knie. Alle Programmhefte habe ich bis heute gesammelt. Doch als Kind dachte ich nie daran, einmal mit einem Zirkus herumzureisen. Ich absolvierte nach der Schulzeit zwei Ausbildungen (Fachfrau Hauswirtschaft und medizinische Praxisassisten­tin). Nach kurzer Berufserfahrung wollte ich etwas Neues in Angriff nehmen. Doch ich wollte keine lange Reise ins Ausland unternehmen wie viele meiner Ausbildungs-Kolleginnen – eine Reise durch die Schweiz dann schon eher.

«D’REGION»: Wie sieht für Sie der Zirkusalltag aus?
Ich besetze die Jokerstelle, das heisst ich arbeite immer dort, wo jemand frei hat (Buffet, Küche, Kostümpflege, Werbung, Einlasschefin, Auf- und Ab­bau). Deshalb ändert sich mein Alltag fortlaufend. Wenn am Nachmittag eine Vorstellung stattfindet, arbeite ich als Einlasschefin, das heisst, ich frage an der Kasse, wie viele Besucher in die Vorstellung kommen. Ich organisiere danach mein Einlassteam. Während der Pause arbeite ich am Buffet oder am Crêpes-Stand. An den Vormittagen bin ich entweder in der Küche (Frühstück und Mittagessen zubereiten), am Buffet (Popcorn machen, Crêpesteig zubereiten, Süssigkeiten-Spiesse stecken etc.) oder in der Kostümpflege (vor allem Kostüme bügeln) im Einsatz. Beim Auf- und Abbau helfe ich bis zum Ende der Vorstellung beim Buffetzelt mit. Danach wechsle ich ins Chapiteau und helfe beim Abbau der (Zuschauertribüne). Sobald das Zelt abgebaut ist, helfe ich aufräumen und fahre dann mit einer Arbeitskollegin im Auto – mit Campingwohnanhänger – auf den neuen Platz.

«D’REGION»: Welches stellt für Sie in Ihrem jetzigen Tätigkeitsfeld die grösste Herausforderung dar?
Zweifelsohne ist dies das schlechte Wetter. Wenn es immerzu regnet, ist insbesondere der Auf- und Abbau sehr energieraubend. Auch die Plätze (vor allem Wiesen) sind dann durchnässt und wir sind gezwungen, in Gummistiefeln zu arbeiten. Da ist der Aufwand für eine Vorstellung sehr gross und körperlich viel anstrengender, als wenn das Wetter schön ist. Ab und zu setzen mir bei langen Distanzen zwischen den Gastspielorten auch die kurzen Nächte zu.

«D’REGION»: Verstehen Sie sich gut mit der Circus-Crew? Und wenn ja: in welcher Sprache sprechen Sie?
Im Mitarbeiter-Team sprechen wir vor allem Schweizerdeutsch. Mit den marok­kanischen Mitarbeitenden unterhalten wir uns in der Schriftsprache. Hier ist die Kommunikation absolut kein Problem. Mit den Artisten spreche ich in der Regel Französisch oder Englisch.

«D’REGION»: Freuen Sie sich darauf, in Hasle-Rüegsau quasi ein «Heim­spiel» in Ihrer Region zu erleben?
Ja, ich freue mich sehr darauf, so nah von zu Hause gastieren zu können. Leider sind wir nur zwei Tage in Hasle, und somit habe ich wohl zu wenig Zeit, um in diesen Tagen nach Hause zu gehen. Meine Familie wird mich aber besuchen kommen. Auch einige Freunde und Kollegen haben mir ihr Kommen angekündigt. Darauf freue ich mich sehr. Die meisten Bekannten waren bereits in Thun anwesend und weitere werden mich in Bern besuchen. Dort gastieren wir im Oktober während zwei Wochen, und ich kann zwischendurch sicher auch nach Hause fahren.

«D’REGION»: Bleibt Ihnen trotz des Umherziehens mit dem Circus Zeit und Gelegenheit, Ihre Familie oder Ihre Freunde zu treffen?
Wenn wir nicht zu weit von Burgdorf entfernt sind, fahre ich regelmässig nach Hause. Ich gehe dann mit Freunden aus, geniesse die Badewanne, streichle unsere beiden Katzen und tanke neue Energie. Die Zeit abseits vom Zirkusplatz ist mir sehr wichtig und gibt mir auch neue Motivation.

sim / zvg

Circus Monti, alte Holzbrücke, Hasle-Rüegsau: «Bonjour la vie!» – ein Stück über das Leben, ein Stück einzigartiger Circus. Samstag, 9. August, 15.00 und 20.15 Uhr; Sonntag, 10. August, 15.00 Uhr. Vorverkauf unter Telefon 056 622 11 22, www.circus-monti.ch oder an der Circuskasse.

 

Auf Tournee mit dem Circus Monti
Lisa Graber (24) aus Burgdorf, tourt während einer Saison mit dem Circus Monti durch die Schweiz. Die gelernte Fachfrau Hauswirtschaft und medizinische Pra­xisassistentin wirkt in der Circusküche und im Buffetbereich mit, arbeitet im Plakatierteam, amtet als Einlasschefin und packt auch beim Auf- und Abbau des Circus mit an.


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote