Burgdorfs Weg in die Zukunft – kommen Sie mit!

  22.09.2014 Aktuell, Burgdorf, Region, Politik

Bei einer baurechtlichen Grundordnung drängen sich erfahrungsgemäss nach fünf bis sieben Jahren Anpassungen und Teilrevisionen auf. Burgdorfs entsprechende Verordnung ist 2005 letztmals revidiert worden. Die nun anstehende Überarbeitung der Ortsplanung wird laut den Aussagen der Auskunftspersonen für wichtige Weichenstellungen genutzt. Da seit 2005 auf Bundes- und Kantonsebene – vor allem im Energiesektor – einige Vorschriften geändert worden sind, besteht in Burgdorf Handlungsbedarf; die Bauordnung soll mit der übergeordneten Gesetzgebung in Einklang gebracht werden. Vorgesehen ist eine den Burgdorfer Bedürfnissen entsprechende gesetzliche Grundlage für die nächsten zehn Jahre. Der ausgearbeitete Verkehrsrichtplan Burgdorf läuft parallel zu den zwei Planungsarbeiten der Projekte Umfahrung und Null+ des Kantons.

 



Nicht megaheiss, aber sehr wichtig
Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch räumt ein, dass eine Ortsplanungsrevision mit Verkehrsrichtplan «sicher nicht zu den heissesten Themen für die Bevölkerung gehört, doch sei das Projekt bestimmend für den Alltag». Mit dem frühen Einbezug von interessierten Kreisen wie den zuständigen Verwaltungsstellen, Fachpersonen und der Bevölkerung soll vermieden werden, dass «der eine oder die andere später einmal und dann zu spät realisiert, dass er oder sie gewisse Vorschriften hätten ablehnen sollen. Daher die frühe Mitwirkung und ausführliche Informationen», betont Elisabeth Zäch. «Es ist wichtig, dass die Ortsplanungsrevision dem Willen der Bevölkerung entspricht, sonst scheitert das Projekt in der Zukunft.» Sie plädiert für ein sinnvolles Nebeneinader aller Gruppierungen und Interessen; der Zusammenhalt in der Bevölkerung sei wichtig. Bei der Frage, wie und wo Burgdorf wachsen soll, müssen alle mitreden: Wächst die Stadt nach innen? Braucht es neue Einzonungen, neue Hochhäuser, wie viele und wo, an welchen Orten sind Freiräume sinnvoll, wo hat die Natur Priorität, wie entwickelt sich die Altstadt als Herz Burgdorfs usw. Kompromisse sind nötig, also müssen alle die Fragen gemeinsam diskutieren.

 


Viel Potenzial
Grundsätzlich wird die städtebaulichen Entwicklung von Burgdorf auf den Perimeter ESP Bahnhof (Entwicklungsschwerpunkt Bahnhof, der viel Potenzial aufweist) konzentriert, daneben stehen einige weitere Gebiete im Gespräch. Einerseits soll Burgdorf auf diesem Gelände städtischer werden, andererseits kommt der Zonenplan ohne neue Bauzonen aus. Insgesamt werden im neuen Zonenplan sieben Gebiete ZPP (Zonen mit Planungspflicht) gestrichen und vier neue ausgeschieden: Sutergut Nord, Uferweg, Schachen (im Workshop-Verfahren in Arbeit) und ehemaliges KEB-Areal (Kunsteisbahn). Vorgesehen sind eine Plakat-Kampagne «Was steht zur Diskussion?» sowie eine Sondernummer «Stadtmagazin» vom 14. Oktober 2014 zum Thema «Gemeinsam die Stadt nachhaltig gestalten». Für den 25. Oktober 2014 ist ein Aktionstag mit Führungen «Burgdorfs Weg in die Zukunft – kommen Sie mit!» mit Start bei der ehemaligen Brockenstube im Bucher-Areal an der Gotthelfstrasse 44 geplant. Themen und Uhrzeiten: Wohnen/Stadtentwicklung: 9.30 –11.15 Uhr; Altstadt: 9.30 –11.15 Uhr; Energie: 11.15 –13.00 Uhr; Verkehr: 11.15 –13.00 Uhr.

 


Energieverbrauch weiter einschränken
Gemeinderat Martin Aeschlimann (Hochbau-/Umweltdirektion) plädiert dafür, den gültigen Richtplan Energie auf übergeordneter Ebene gemeinsam zu diskutieren und den Anteil des Verbrauchs nicht erneuerbarer Energien noch stärker einzuschränken, als das der Kanton vorschreibt. Er plädiert für gemeinsame Heizanlagen in Mehrfamilienhäusern und betont, dass «Energie umweltfreundlicher hergestellt werden kann als heute bisweilen üblich». Er betont, dass Burgdorf diesbezüglich nicht als «einsamer Pionier in der Landschaft steht, sondern andere Gemeinden gleich oder teils progressiver vorgehen. Unsere Vorschriften werden schrittweise verschärft.» Laut Susanne Szentkuti, Projektleiterin Mobilität, Energie und Umwelt, ergeben die Verkehrszahlen von Burgdorf heute folgende Werte: «Durchgangsverkehr 15 Prozent, Zielverkehr 26 Prozent, Binnenverkehr 28 Prozent, Quellverkehr 31 Prozent. Heute läuft der Verkehr sehr gut. Bei respektvollem Umgang aller Verkehrsteilnehmer miteinander kann es so weitergehen wie bisher.» Der Verkehrsrichtplan sieht sichere Fusswege vor, ein durchgängiges, sicheres Velonetz und ein attraktives Busangebot. Unnötige Autofahrten sollen vermieden und dem öffentlichen Verkehr und dem Langsamverkehr der Vorzug gegeben werden. Das Landschafts- und Biotopinventar werde aktualisiert.

 



Zunahme um tausend Personen
Laut Marisa Ruoss, Projektleiterin Stadtplanung, wünscht der Kanton künftig von sämtlichen Gemeinden einheitliche Pläne. Sie erwähnt unter anderem die Hochhausstudie, die Bauten ab acht Stockwerken und 30 Metern Höhe an dafür geeigneten Standorten möglich machen soll. Gewisse Ausschlusskriterien (Altstadt, verbauter Blick aufs Schloss, schützenswerte Objekte, schlechte Erreichbarkeit mit ÖV und anderes) werden klar definiert. Das Nutzungskonzept Altstadt soll ein verträgliches Nebeneinander von Bewohnern und Restaurationsbetrieben/Bars auf der Basis gegenseitiger Rücksichtnahme ermöglichen. Eine Überprüfung und Ergänzung der Strukturgebiete und Ortsbildschutzgebiete unter Beizug der kantonalen Denkmalpflege leistet wertvolle Hilfe. Allgemein gilt Verdichtung statt Neubau, da diesbezüglich genügend Raumreserven vorhanden sind. Die Einteilung der Stadt in Zonen mit unterschiedlicher Lärmempfindlichkeit soll helfen, die Regeln vor einer Bauplanung genau zu definieren und den Grundstückbesitzern unangenehme Überraschungen zu ersparen. Verschiedene Redner bestätigen, dass eine Zunahme der Burgdorfer Bevölkerung in den nächsten zehn Jahren von heute knapp 16 000 um rund tausend Personen durchaus im Bereich der Möglichkeiten liegt. Zwar verfüge die Stadt über keine zusätzlichen Bauzonen, doch machen rund 300 000 m2 freie Geschossflächen für Wohnen, Dienstleistungen und Gewerbe diese Prognose realistisch.

Gerti Binz


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