Thomas Egger wird neuer Direktor der Anstalten Thorberg

  07.09.2014 Aktuell, Krauchthal, Gesellschaft

Der 51-jährige Thomas Egger begann seine berufliche Laufbahn 1984 als Primar- und Reallehrer in Adelboden. Er engagierte sich auch als freiwilliger Bewährungshelfer für die Bewährungshilfe des Kantons Bern. Ab 1998 war er in verschiedenen Funktionen für das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) so­wohl international als national tätig. So war er Regional Center Commander der Swiss Headquarters Support Unit in Banja Luka und als UN-Militärbeobachter in Damaskus. Zudem war Thomas Egger Adjunkt des Kommandanten der Luftwaffe, anschliessend Chef des Stabes und Chef der Logistik des Flugplatzkommandos Meiringen. Seit Juni 2008 leitet er die Konkordatsanstalt für den offenen Vollzug mit 58 Plätzen in Crêtelongue im Kanton Wallis. Neben seiner militäri­schen Weiterausbildung zum Obersten im Luftwaffenstab absolviert Thomas Egger zurzeit ein Nachdiplom (CAS) zum Strafvoll­zugsrecht. Bis zum Stellenantritt von Thomas Egger leitet weiterhin der stellvertretende Di­-rek­tor, Klaus Emch,
die Anstalten Thor­berg. Das Kün­di­gungsverfahren von Georges Caccivio läuft zurzeit noch.

zvg

 

 

Anstalten Thorberg: «Wir können sie nicht in die Berufsschule schicken»

Da es sich beim Thorberg um ein Hochsicherheitsgefängnis handelt, ist das Angebot an Beschäftigungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten eingeschränkt

Vor einigen Monaten drohten die Wogen rund um den Strafvollzug im Thorberg schier über die Hügel mit den markanten Gefängnisbauten zu schwappen. Inzwischen haben sich die Gemüter beruhigt; der Gefängnis­alltag ist wieder eingekehrt im Thorberg und auch bei den übergeordneten Behörden und Instanzen ist man zur Tagesordnung übergegangen.

70 % Ausländer aus 40 Ländern
Trotzdem lohnt es sich, einen Blick auf den Arbeitsalltag sowohl der Gefängnisleitung beziehungsweise des Personals als auch der Insassen zu werfen. Laut Klaus Emch, Direktor ad interim der Anstalten Thorberg, ist das Gefängnis für 180 Männer ausgelegt. «Diese Kapazität nutzen wir seit mehreren Jahren infolge des hohen Einweisungsdrucks zu hundert Prozent aus», erläutert er. «Knapp 70 Prozent der Eingewiesenen sind Ausländer und stammen aus rund 40 verschiedenen Ländern.»

Es ist gut nachvollziehbar, dass ein Kollektiv an straffälligen Männern aus 40 Ländern mit unterschiedlichem kulturellem, religiö­sem, gesellschaftlichem und sozialem Hintergrund eine intensivere und aufwendigere Betreuung benötigt, als wenn es sich ausschliesslich um europäische oder schweizerische Insassen handeln würde.

Nur das Verhalten zählt
Während Benjamin Brägger, Strafvollzugsexperte und Verfasser des Berichtes über den früheren Thorberg-Direktor Georges Caccivio, von betreuerischen Defiziten und anderen Mängeln auf dem Thorberg spricht, kontert der frühere Anstaltsleiter Hans Zoss: «Bei meiner Pensionierung 2011 haben 15 Stellen im Personalbereich gefehlt, um die vom Konkordat vorgeschriebenen Mindestanforderungen zu erfüllen.» Also habe man sich wie in anderen Amtsstellen auch nach der Decke gestreckt.

In der Öffentlichkeit wird immer wieder die Frage gestellt, ob das Freizeit-, Weiterbildungs- und Betätigungsangebot auf dem Thorberg von der Schwere der Straftat und dem gefällten Urteil abhängt. «Nein», erläutert Emch, «einzig das Verhalten des Insassen im Vollzugsalltag kann das Betätigungsangebot beeinflussen. Das bedeutet, dass Personen, die wegen ihres Verhaltens in der Sicherheitsabteilung untergebracht sind, nicht die vollen Freizeit-, Weiterbildungs- und anderen Angebote nutzen können. Die vorerwähnten Personen müssen aufgrund ihrer Gefährlichkeit in einem engeren Vollzugsregime untergebracht werden.»

Am liebsten Sport
Laut Emch «sind bei den Insassen insbesondere die Sportgruppen beliebt, die während der Sommermonate im Spazierhof aktiv sind. Daneben wird die Freizeit zum Austausch mit den Kollegen genutzt und von den Sportmöglichkeiten auf den Etagen wie Kraftgeräte, Billard, Tischtennis usw. wird Gebrauch gemacht.»
Laut Artikel 81 des Strafgesetzbuches sind die in Strafanstalten Eingewiesenen zur Arbeit verpflichtet. «Die allermeisten Insassen schätzen es, arbeiten zu können, da ihnen dies eine Tagesstruktur gibt und sie gedanklich Abstand von ihrer nicht einfachen Situation im Strafvollzug gewinnen können», erläutert Emch. Auf dem Thorberg finden die Insassen in zehn Arbeitsateliers ganz unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten. Daneben können sie sich in der Küche und der Bäckerei betätigen.

Geschlossener Vollzug
Emch hält fest, dass «die Einweisungsbehörden in das Hochsicherheits­gefängnis Thorberg nur Personen für den geschlossenen Vollzug einweisen, bei denen von einer Fluchtgefahr auszugehen ist. Somit wäre es nicht logisch, wenn wir diesen Personenkreis für den Besuch der Gewerbeschule regelmässig beurlauben würden. Deshalb können hier volle drei- beziehungsweise vierjährige Berufslehren mit dem Abschluss eines eidgenössischen Fähigkeitszeugnisses nicht angeboten werden, da diese den Besuch der Berufsschule voraussetzen.»

Dagegen können Thorberg-Insassen eine zweijährige Grundlehre (eidg. Berufsattest) absolvieren, wenn sie dafür als geeignet beurteilt werden. «Wir können dazu den Unterricht sowie die praktische Ausbildung intern vermitteln», führt Emch aus. Daneben stehen für geeignete Insassen Fernkurse im Angebot. Der Gefängnisdirektor betont, dass man auf dem Thorberg «Sport und Weiterbildung bei der Vielfalt der Insassen gleich gewichtet». Er bestätigt, dass «im Rahmen des kantonalen Budgets solche Aktivitäten mitfinanziert werden».

Der gesamte Personalbestand auf dem Thorberg beläuft sich auf 120 Personen. Hier gilt es zu bedenken, dass die Anstalten ein 24-Stunden-Betrieb sind, und dies ohne Unterbruch an 365 Tagen im Jahr.

Gerti Binz


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