Bundesrätin Leuthard referierte in der Papierfabrik

  22.10.2014 Aktuell, Bildung, Wirtschaft, Utzenstorf, Gesellschaft, Region, Politik

Gross war der Besucheraufmarsch am Montag, 13. Oktober 2014, in der Papierfabrik Utzenstorf. Das Netzwerk Wirtschaft Emmental – mit den Organisationen Region Emmental; Handels- und Industrieverein des Kantons Bern, Sektion Burgdorf-Emmental; hoppla SumisWase, Verein zur Förderung der Wirtschaft in der Region Sumiswald;  Standortförderung Kanton Bern; Berner KMU, Landesteilverband Emmental; Förderverein Emmental; Zukunft Emmental; Landwirtschaft Emmental; Handwerker- und Gewerbeverein Burgdorf; Gewerbeverein Region Kirchberg – war Träger des Herbstanlasses 2014. Als Referentin konnte CVP-Bundesrätin Doris Leuthard gewonnen werden. BDP-Nationalrat Hans Grunder stellte die Magistratin kurz vor: Aargauerin, von Merenschwand, Juristin, aus einer Gewerbefamilie stammend, drei Geschwister. Von 1999 bis 2006 Nationalrätin, im August 2006 zur Bundesrätin gewählt. Wirtschaftsministerin gewesen, Nachfolgerin von Moritz Leuenberger geworden. «Das wichtigste Departement – das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) – ist endlich in bürgerlicher Hand», so Grunder.

«Riesiger Kostenfaktor»
Werner Eichenberger, Präsident Netzwerk Wirtschaft Emmental, sowie Bernhard Ludwig, Verwaltungsratspräsident Utzenstorf Papier, warteten in ihren Kurzreferaten mit vielen Zahlen auf: Während die Weltbevölkerung in den letzten 40 Jahren um durchschnittlich 1,5 % pro Jahr auf sieben Milliarden angestiegen sei, habe die Bevölkerungszahl in der Schweiz im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 2,2 % pro Jahr zugenommen und betrage aktuell 8,14 Mio. Die Folgen davon: ein grösserer Energiebedarf und mehr Verkehrsinfrastruktur. «Die Energie ist bei uns in der Papierfabrik ein  riesiger Kostenfaktor», so Verwaltungsratspräsident Ludwig. 200 GWh Strom und 330 GWh thermische Energie benötigte die Papierfabrik Utzenstorf im vergangenen Jahr. Die Papier- und die übrige Basisindustrie seien auf wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen angewiesen, das heisse gleich lange Spiesse wie das Ausland bezüglich Strompreis inklusive Abgaben, Gaspreis inklusive Abgaben, Netzkosten, CO2, Strasse / Schiene, Lärmschutz, Luftreinhaltung und Wasser / Abwasser.

20 000 Staustunden
Leuthard kam in einem ersten Schritt auf das Wirtschaftswachstum zu sprechen, das mehr Verkehr und einen grösseren Energiebedarf nach sich ziehe. «In den letzten Jahren sind wir mit der Energie unbedenklich umgegangen», so die Bundesrätin. Der Bedarf und die Produktion stimmten nicht mehr überein. Betreffend Verkehr erwähnte Leuthard die Verdoppelung in den letzten 20 Jahren. «Alle wollen mehr Verkehrsleistungen, aber nicht dafür bezahlen»,
so ihre deutlichen Worte. Seit den 1960er-Jahren bis heute erfolge eine kontinuierliche Verlagerung von den Kantons- zu den Nationalstrassen hin. Ihr Schlagwort: «Über 20 000 Staustunden pro Jahr!». Im Emmental betrage der Anteil Schwerverkehr 13 %. Das Volumen im Güterverkehr nehme massiv zu. Im Bahnverkehr seien Investitionen zum Beispiel in Konolfingen bis 2018 für 37 Mio. Franken, in Langenthal bis 2016 für 40,7 Mio. Franken vorgesehen. Ihr Fazit: «Im Güterverkehr ist im Emmental noch einiges an Potenzial vorhanden!»

Sieben Kriterien
Betreffend des Autobahnzubringers Emmental äusserte sich Bundesrätin Doris Leuthard wie folgt: «Wenn ein Vorhaben ins Nationalstrassennetz aufgenommen werden soll, gilt es, sieben Kriterien zu erfüllen.» Zu «Oberburg – Kirchberg» meinte sie: «Die Vorgaben sind bis heute nicht erfüllt.» Hingegen ermunterte sie die Anwesenden aus der Region Emmental, das Verkehrsprojekt im nächsten Agglomerationsprogramm zur Mitfinanzierung durch den Bund anzumelden. Zur Strassenunterhaltsfinanzierung nahm die Bundesrätin ebenfalls Stellung: «Ohne Mehreinnahmen geht es nicht.» Seit 40 Jahren verlange der Bund 30 Rp. Mineralölsteuerabgabe. Da die Erhöhung der Autobahnvignette abgelehnt worden sei, stehe eine Erhöhung des Benzinpreises an – etappenweise – in einer ersten Phase um fünf bis sieben Rappen.

Regionale Zusammenarbeit
«In der Schweiz werden 80 % der Energie importiert. Kosten: 33 Milliarden Franken», liess Leuthard die Anwesenden wissen. Der kontinuierliche Aufbau von erneuerbarer Energie sei das Ziel. «Wie viel importieren wir daneben?», so ihre Frage. Wegen der momentanen Rezession in Europa sei es viel billiger, Strom zu importieren. «Im Emmental ist die Ausgangslage nicht schlecht», sagte sie. 2011 seien die Energieregionen ins Leben gerufen worden. Sie riet zur Zusammenarbeit untereinander: «Miteinander Strom einkaufen und verkaufen. Wir vom Bund können nur die Rahmenbedingungen erstellen. Handeln muss immer die Region!»

Barbara Schwarzwald


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