Grosses Interesse an der «Gesundheitswirtschaft Burgdorf»

| Fr, 24. Okt. 2014

BURGDORF: Im Beisein zahlreicher Vertreter aus Wirtschaft und Politik haben Unternehmen, Investoren und die Stadt Burgdorf im Regionalspital den Verein «Gesundheitswirtschaft Burgdorf» gegründet. red

Laut Statuten und gemäss den Voten des neuen Vereinspräsidenten Simon Michel, CEO Ypsomed AG, bezweckt der Verein, «im Spektrum ‹Gesundheit und Medizintechnik› die Bereiche Industrie, Dienstleistungen, Bildungs-angebote und Schulen anzusiedeln bzw. auszubauen, um damit den Wirtschaftsstandort Burgdorf und die Region sowie den Wirtschaftsraum Bern insgesamt nachhaltig zu stärken».

Seriöse Vorarbeit
Die Burgdorfer Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch übernimmt das Vizepräsidium, als Sekretär und Kassier amtet Stefan Aebi. Als Beisitzer fungieren Beat Jost und Viktor Naumann.

Michel und die übrigen Vorstandsmitglieder zeigen sich erfreut, dass in der Person des 49-jährigen Patrick Roth aus Hinterkappelen ein Geschäftsführer gefunden werden konnte, der die Gesundheitsbranche bestens kennt und national und international «ausgezeichnet vernetzt ist».

Anlässlich der Vereinsgründung werden nebst der Stadt Burgdorf als Gründungsmitglieder die Firmen Ypsomed AG, Alfred Müller AG und die Regionalspital Emmental AG aufgeführt. Weitere Unternehmen und Investoren haben sich dem Verein in verschiedenen Funktionen angeschlossen, wobei sie sich als interessierte Grundeigentümer, Förderer oder Passivmitglieder zu unterschiedlich hohen Beiträgen verpflichten. Elisabeth Zäch relativiert den jährlichen Beitrag der Stadt: «Für die Dauer von drei Jahren höchstens 50 000 Franken pro Jahr.»

Riesengrosse Chance
Gleichzeitig weist sie auf «die grosse Chance hin, den Wirtschaftsstandort Burgdorf zu stärken, was ganz klar im Interesse der Stadt, der Region und des gesamten Wirtschaftsraumes Bern» liegt.

Die Stadtpräsidentin sieht eine «riesengrosse Chance in den mehrere 10 000 m² umfassenden freien Flächen in Burgdorf, die von bereitstehenden Investoren genutzt werden können, wobei der Fokus auf Bildung sowie Industrie und Dienstleistungen im Umfeld von Gesundheit gelegt wird». Natürlich steht auch das angestrebte Departement WGS (Wirtschaft, Gesundheit, Soziales) der Berner Fachhochschule (BFH) zur Debatte, das die Stadt als Kompensation für die in einigen Jahren nach Biel abwandernden BFH-Abteilungen ansiedeln möchte. Sie lobt die seit Jahren kooperative Zusammenarbeit mit der Alfred Müller AG, vertreten durch Viktor Naumann, die nach wie vor das alte Aebi-Areal frei hält, um nach dem hoffentlich für Burgdorf günstigen politischen Entscheid – dies als Zielsetzung 2015 – das Departement WGS im alten Aebi- und im früheren Tech-Areal auf dem Gsteig unterbringen möchte. Laut Zäch würden die WGS-Studenten «in Burgdorf ein kostenoptimiertes und für die Studierenden optimales Zuhause finden».

Die Stadtpräsidentin ist erfreut über die «unglaubliche Dynamik», die sich im Laufe eines Jahres aus diversen Workshops und Kontakten von interessierten Kreisen (immer ehrenamtlich) ergeben hat: «Jetzt geht es richtig los. Zunehmend mehr Investoren bekennen sich zu dieser Vision, die Wirklichkeit werden kann. Es geht übrigens nicht nur um 100 000 m², sondern bei Einbezug aller Möglichkeiten um rund 350 000 m² Freiflächen, die zur Verfügung stehen.» Das würde zahlreiche neue Arbeitsplätze bedeuten.

Attraktivität sichern
Laut Michel ist «Burgdorf als Wohnort zwar attraktiv, doch muss die Positionierung der Stadt als innovativer Wirtschaftsstandort gestärkt und deren Rolle als Motor von Region und Emmental gesichert und ausgebaut werden». Was wiederum bedeutet, dass daran interessierte Kreise das Dossier selber in die Hand nehmen müssen. Ausführlich erläutert Michel, wie die Stärkung des Wirtschaftsraumes Burgdorf und Region – fokussiert auf Gesundheit – aussehen sollte: Die Positionierung muss auf die übergeordneten Ziele von Burgdorf und vom Kanton Bern abgestimmt sein und soll zur Prosperität des gesamten Kantons beitragen.
Zur Erinnerung: Im Frühjahr 2013 haben die Stadt Burgdorf und Unternehmen, Wirtschaftsverbände, das Regionalspital Emmental und der Eigentümer Suttergut (Firma A. Müller AG) entschieden, auf die Sektoren Gesundheit und Bildung zu setzen, wobei sie sich anfänglich auf die Freiflächen in Burgdorf konzentrieren wollen. Michel erinnert, dass «Gesundheit und Überalterung» zu den elf globalen Megatrends gehören, weshalb der Verein Gesundheitswirtschaft Burgdorf einen mutigen und nötigen Schritt in die Zukunft macht. Gesundheitswirtschaft ist als Sammelbegriff für alle Wirtschaftszweige zu verstehen, die etwas mit Gesundheit zu tun haben. Stationäre und ambulante Akutversorgung und Altenhilfe stellen den Kernbereich dar, um den sich die Pharmaindustrie, Medizintechnik, Gesundheitshandel, Zulieferer usw. gruppieren. Fitness und Wellness, betreutes Wohnen und anderes mehr fallen unter die gesundheitsrelevanten Randbereiche.

Umsetzung in vier Punkten
Laut Michel solle man den Fokus auf Projekte mit dem grössten Erfolgspotenzial legen, was extrem wichtig für die Vermarktung sei. Daneben dürften Firmen aus anderen Branchen selbstverständlich nicht ausgeschlossen werden. Auch er setzt sich klar für ein in Burgdorf beheimatetes BFH-Departement Wirtschaft, Gesundheit und Soziales ein, das hier ein optimales Zuhause finden würde.

Er erläutert die in vier Phasen vorgesehene Umsetzung mit dem Ziel einer Akquisition von Unternehmen und Gesundheitsdienstleistern. Für die professionelle Umsetzung müssen 100 000 bis 150 000 Franken jährlich veranschlagt werden, was unter anderem eine Arbeitsstelle von 50+ % bedeutet. In der Gesamtsumme enthalten sind auch das Schnüren von Angeboten und das Bereitstellen von Kommunikationsmitteln. Bisher können schon vor der Vereinsgründung gegen 80 000 Franken bereitgestellt werden.

Ungenutzte Flächen
Gemäss Peter Hänsenberger, Leiter Baudirektion Burgdorf, weist die Potenzialermittlung der ungenutzten Flächen in Burgdorf auf grosse Möglichkeiten hin: «Insgesamt sind rund 350 000 m² Geschossfläche offen, unabhängig von der Verfügbarkeit und den Absichten der Grundeigentümer.» Die Summe setzt sich aus nicht überbauten Grundstücken und solchen mit Verdichtungspotenzial zusammen, wobei generell von einer Überbauung mit hoher Dichte (bis sechs Geschosse) ausgegangen wird. Allein das Areal ESP (Entwicklungsschwerpunkt) Bahnhof umfasst zirka 110 000 m² Geschossfläche, das ESP Suttergut mit voraussichtlichem Bezug 2020 rund 56 800 m² und ESP Bahnhof Nord zirka 32 400 m².

«In nächster Zeit stehen Gespräche mit den Eigentümern an, um deren Absichten abzuklären. Wir werden die ganze Stadt begutachten.» Es gilt, die Grundlagen für die weitere Entwicklung zu erarbeiten, wobei schon heute kurze Verfahrenswege vorausgesetzt werden können.

Obwohl Gemeinderat und Baudirektion mit einem Teil Wohnnutzung im Gebiet ESP Burgdorf rechnen, bleibt immer noch ein beträchtlicher Anteil von 50 bis 60 Prozent (76 000 bis 91 000 m²) Geschossfläche für die Gesundheitswirtschaft. Inklusive Reserven in Arbeitszonen beläuft sich das Potenzial auf 266 000 bis 281 000 m² Geschossfläche. Zusätzlich wird die Stadt das 230 000 m² grosse Areal des AMP (Armeemotorfahrzeugpark) nicht aus den Augen verlieren.

Alles einstimmig
Dann geht alles schnell. Michel erläutert die Statuten, die verschiedenen Möglichkeiten der Vereinsmitglieder und deren Jahresbeiträge, das beabsichtigte Vorgehen zur Erreichung der gesteckten Ziele sowie die Zusammensetzung des Vorstandes und der Revisionsstelle (Thomas Gerber). Der neue Geschäftsführer Patrick Roth stellt sich vor, sämtliche juristischen Formalitäten werden einstimmig und problemlos unter Federführung von Christoph Käser, Rechtsanwalt und Notar bei Häusermann + Partner, abgewickelt.

Adrian Schmitter, der demnächst die Leitung des Regionalspitals abgeben wird, agiert ein letztes Mal als Gastgeber bei dieser Vereinsgründung und lädt zum anschliessenden Apéro.

Gerti Binz

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