Munteres Feilschen wie auf einem Basar

  27.03.2015 Aktuell, Wirtschaft, Burgdorf, Gesellschaft, Region, Politik

Bern hat – früher unterstützt vom Regierungsrat – zahlreiche Einwände gegen den seit mehr als 100 Jahre alten und bewährten BFH-Standort Burgdorf vorgebracht, welche die Verantwortlichen der Stadt und des ehemaligen Techs immer wieder als unzutreffend und nicht korrekt recherchiert zurückgewiesen haben. Schliesslich gibt Burgdorf eine Studie in Auftrag, welche die gegen Burgdorf als Tech-Standort sprechenden Argumente Punkt für Punkt zerpflückt und das Gegenteil bei den Kosten, den Verkehrsbedingungen und anderem mehr belegt. Fazit der Studie: Burgdorf ist für die drei oben genannten Departemente WGS am besten geeignet.

 

 

Etappensieg
Burgdorfs Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch und gleichgesinnte Mitglieder des Grossen Rates können im März 2012 einen Etappensieg verbuchen. Sie akzeptieren eine Verlegung der Bereiche Technik, Informatik, Architektur, Bau und Holz mit 114 zu 41 Stimmen nach Biel, wo für ca. 300 Mio. Franken ein neuer Campus erstellt wird. Der Gross­rat beschliesst mit deutlichem Mehr von 118 zu 26 Stimmen, dass Burgdorf als BFH-Standort erhalten bleiben soll. Das bedeutet, dass die heutigen Standorte Burgdorf und Bern gemäss dem Auftrag des Grossen Rates «gleichwertig geprüft» werden müssen, um zu gegebener Zeit über die Standorte der Departemente Künste sowie Wirtschaft, Gesundheit und Soziale Arbeit zu befinden. Letztere sind heute auf fast 30 Orte in Bern verteilt. Regierungsdirektor Bernhard Pulver hat in der damaligen Diskussion versprochen, «Burgdorf bezüglich der Standortfrage nicht hängen zu lassen», und eine Kompensation in Aussicht gestellt. Seiner Meinung nach käme statt eines BFH-Departements auch eine Kompensation in Frage, was aber im Grossrat umgehend zurückgewiesen worden ist. «Zu viel Vertrauen ist nicht angebracht, die Planungserklärung des Grossrates ist gut formuliert und verständlich: ein BFH-Departement für Burgdorf.»

 

 

Eine Variante
Nun meldet sich Bernhard Pulver mit einem neuen Vorschlag zu Wort, gemäss welchem die heute in Bern angesiedelten Departemente Künste und WGS auch dort verbleiben und die Technische Fachschule Bern (TF) nach Burgdorf verlegt wird. Die umgangssprachlich als «Lädere» bezeichneten früheren Lehrwerkstätten Bern könnten in den mehr als 100-jährigen Gebäuden des Techs untergebracht werden. Zusätzlich lockt Pulver mit einem extra für Burgdorf aufzubauenden Bildungszentrum für erneuerbare Energien, welches die BFH zusammen mit der TF auf einer beeindruckenden, 4000 Quadratmeter grossen Fläche im Tiergarten am Jlcoweg realisieren könnte. Wie die Berner Zeitung schreibt, schwebt Pulver ein neues Bildungszentrum für Weiterbildung und höhere Berufsbildung vor, das als Kompetenzzentrum für erneuerbare Energie und den MINT-Bereich gelten würde. Beschäftigen sollen sich Dozenten und Studierende primär mit Wärme-Isolierungen, Solartechnik, Logistik und Gebäudetechnik. Auch wenn Bachelor-Studiengänge nicht auf dem Stundenplan stehen würden, könnte mit dieser Kompensation die Forderung des Grossen Rates, dass Burgdorf BFH-Standort bleiben müsse, erfüllt werden.

 

 

Wir kämpfen für den Standort
Elisabeth Zäch äussert sich auf Befragen zu Pulvers Vorschlägen wie folgt: «Grundsätzlich gehen wir immer noch von den Erkenntnissen unserer Studie aus, wonach ein Umzug der BFH-Departemente WGS von Bern nach Burgdorf in die bestehenden Gebäude des Techs sowie in einen Neubau die beste und kostengünstigste Lösung für alle wäre. Das würde den Kanton Bern auch eine Viertel Milliarde Franken günstiger zu stehen kommen als die von Bern vorgeschlagene Lösung. Daneben finden wir die von der Erziehungsdirektion präsentierte Variante mit der Ansiedlung der Technischen Fachhochschule Bern und dem neuen Forschungs- und Bildungszentrum in Burgdorf eine interessante und prüfenswerte Option. Trotzdem steht für mich und alle Gleichgesinnten aus dem Emmental und dem Oberaargau fest: Wir werden uns zusammen mit der Begleitgruppe weiter für eine objektive Evaluation beider Standorte einsetzen und uns, wie in den letzten Monaten und Jahren bewiesen, für die sinnvollere und kostengünstigere Variante ‹Umsiedlung der BFH-Departemente WGS nach Burgdorf› und für den Erhalt des BFH-Standortes Burgdorf einsetzen. Darin sind wir mittlerweile durchaus erprobt. Nach wie vor gilt der klare Entscheid des Grossen Rates von 2012: Burgdorf soll als BFH-Standort erhalten bleiben.»

Gerti Binz


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