Eine Ausstellung zum Gedenken an Henri Guisan

  28.08.2015 Aktuell, Kultur, Gesellschaft, Region

Die Ausstellung erinnert mit elf informativen Text- und Bildplakaten an den populären und charismatischen General Henri Guisan (1874 –1960), an dessen legendä­ren Rütli-Rapport im Jahr 1940 und beleuchtet die Réduit-Strategie sowie die Situation der Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher fanden sich zur Eröffnung in der Parkanlage des Schlosses ein.

Die Beweggründe, welche das Dritte Reich davon abhielten, die Schweiz anzugreifen, sind umstritten und lassen sich kaum auf die Réduit-Strategie Guisans reduzieren.

Das Schloss Jegenstorf diente als Kommandoposten
Nationalrat Urs Gasche, Präsident der Stiftung, wies in seiner Begrüssungsansprache darauf hin, dass Jegenstorf vor 70 Jahren ein wichtiger Schauplatz der Schweizer Geschichte war. Von Oktober 1944 bis August 1945 nutzte General Guisan das Schloss als Kommandoposten. Von hier aus befehligte er die Schweizer Armee; hier hielt er am 19. August 1945 im Schlosspark vor rund 400 Offizieren seinen letzten Armeerapport, in welchem er nochmals die Bedeutung der Freiheit hervorhob und die Notwendigkeit des Widerstands gegen jegliche Form der Tyrannei betonte. Bis heute kursieren in der Bevölkerung von Jegenstorf zahlreiche Anekdoten über den beliebten General.

«Henri Guisan verkörperte für die Generation meiner Eltern den Inbegriff des Widerstands der Schweiz gegen den Nationalsozialismus», erklärte Gasche gegenüber der Zeitung «D’REGION». «Der General verstand es, der Bevölkerung Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu vermitteln.»

Die Identifikationsfigur Henri Guisan
Major Daniel Slongo, Generalsekretär der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG), bezeichnete Guisan in seinem Grusswort als eine der grössten Identifikationsfiguren der Schweizer Geschichte. Im Jahr 1940, in einer äusserst schwierigen und bedrohlichen Situation – Frankreich war von Nazideutschland besiegt worden, und die Schweiz sah sich von den Armeen der faschistischen Achsenmächte umzingelt – gelang es Guisan, der Armee sowie der Bevölkerung Orientierung und Halt zu geben und den Wehrwillen zu stärken. Den Rapport auf dem symbolträchtigen Rütli, in welchem Guisan die Offiziere auf die Réduit-Strategie einschwor, beschrieb Slongo als eine «kommunikative Meisterleistung». Im Falle eines Angriffs sollte die Armee auf den Alpenraum zurückgezogen und notfalls die Alpentransversalen zerstört werden. Als integrative Persönlichkeit schaffte es Guisan in einer aussergewöhnlichen Zeit – mit einer aussergewöhnlichen Strategie – Aussergewöhnliches zu bewirken.

Stärkung des Widerstandswillens
Der Historiker Jürg Stüssi-Lauterburg, Direktor der Bibliothek am Guisan-Platz in Bern und Mitglied des Stiftungsrats Schloss Jegenstorf, nahm die Anwesenden mit seinem Referat «Guisan, der Zweite Weltkrieg und Jegenstorf» auf eine packende Reise in die Vergangenheit mit. Auch er betonte den enormen politischen und wirtschaftlichen Druck, der nach der Kapitulation Frankreichs im Juni 1940 auf der Schweiz lastete. Eine resignative Stimmung erfasste damals grosse Teile des Landes. Mit seinem engagierten Auftritt auf dem Rütli, seiner Voraussicht und seinem strategischen Geschick trug Guisan wesentlich dazu bei, dass der schweizerische Widerstandswille intakt blieb und dass die Bevölkerung der Armeeführung ihr Vertrauen schenkte.

Was bleibt heute vom Vermächtnis General Guisans übrig? «Jede Generation muss auf ihre Weise Sorge tragen zu unserer Freiheit, unserer Demokratie und unseren Volksrechten», so Stüssi-Lauterburg. «Wir können unseren Vorfahren nur gerecht werden, wenn wir in der Lage sind, die Herausforderungen unserer eigenen Zeit zu meistern.»

Die Eröffnung der Ausstellung klang bei einem gemütlichen Apéro im Schloss­park und zahlreichen anregenden Diskussionen aus.

Markus Hofer

Die Ausstellung ist im Park des Schlosses Jegens­torf bis am 18. Oktober 2015 zu besichtigen; der Eintritt ist frei. Der Park ist jederzeit öffentlich zugänglich.


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