Schloss Burgdorf bereit für die Jugendherberge

  25.08.2015 Aktuell, Kultur, Burgdorf, Gesellschaft, Jugend, Region

Burgdorfs Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch ist sichtlich erleichtert und glücklich: «Die Berner Regierung hat jetzt beschlossen, dass die Umnutzung unseres Schlosses mit 9,4 Mio. Franken unterstützt werden soll. Diese Vorlage geht im November 2015 so in den Grossen Rat. Davon stammen 4,4 Mio. Franken aus dem Lotterie-Fonds, 3 Mio. Franken sind ein zinsloses Darlehen aus den NRP-Geldern (Neue Regionalpolitik; eigentlich Bundesgelder, die allerdings der Kanton beantragen muss) und schliesslich noch 2 Mio. Franken aus ordentlichen Mitteln der Erziehungsdirektion. Rund 2 Mio. Franken können mit Sponsoring-Geldern aufgebracht werden. Wenn jetzt der Burgdorfer Stadtrat im September noch 2 Mio. Franken spricht, fehlen ‹nur› noch 800 000 Franken, die man mit einer letzten Sponsoring- und Spendenaktion zu sammeln gedenkt. Wir arbeiten derzeit das Konzept aus; ich bin überzeugt, wir schaffen das.»
 
Wie geplant
Vorgesehen ist eine Jugendherberge mit 120 Betten, von denen je ein Drittel auf Zwei-, Vier- und Sechsbettenzimmer entfällt. Dazu kommen die drei bestehenden Museen (Völkerkunde- und Goldmuseum sowie die Rittersaal-Sammlung) im Schloss, die neu konzipiert und entsprechend mehr Gewicht erhalten werden. Die bestehenden Trägerschaften bleiben bestehen. «Das alles wird kombiniert mit dem städtischen Trauungszimmer und einer ansprechenden Gastronomie», ergänzt Elisabeth Zäch. Die gesamten anderen Belange werden künftig der Jugendherberge zugeordnet, welche ihre Jugi eigenständig betreiben wird. «Weitere Subventionen sind nicht vorgesehen, die Stadt Burgdorf geht keine weiteren Verpflichtungen ein.» Die Eröffnung ist auf Frühjahr 2019 vorgesehen.

An der September-Stadtratssitzung entscheidet die Legislative über einen einmaligen städtischen Beitrag von zwei Millionen Franken für die Jugendherberge. Mit dem Projekt selber beschäftigen sich zahlreiche Befürworter bereits seit Jahren. Den seinerzeitigen Ideenwettbewerb hat das hiesige Architekturbüro G+S zusammen mit weiteren Fachleuten gewonnen.
 
Überführen in eine Stiftung
Vieles ist inzwischen abgeklärt und aufgegleist worden. Der Kanton Bern als Besitzer des historischen Schlosses, das 1175 erstmals erwähnt wird, überführt das Gebäude kostenlos in eine Stiftung. Die Stiftungsurkunde liegt bereits vor. Elisabeth Zäch misst neben der Jugendherberge den drei Museen und auch dem Trauungszimmer grosse Bedeutung und Anziehungskraft auf breite Bevölkerungsschichten zu: «Man kann sich hier trauen lassen und anschliessend zum Apéro übergehen, und das alles in einem so schönen Schloss!» Ob der für solche Anlässe beliebte Rittersaal auch künftig zur Verfügung steht, wird sich zeigen: «Ich wüsste nicht, weshalb man dies ändern sollte.»
Wo sich früher die Gefängniszellen befunden haben, ist die künftige Gastronomie vorgesehen. Im darüberliegenden Assisenssaal finden Bankette statt. Nebenan ist der gemeinsame Museums- und Jugi-Empfang. Oberhalb befinden sich die Bettenzimmer. Das Trauungszimmer ist unterhalb des bestehenden Rittersaals vorgesehen. In und zwischen den drei Schlosstürmen finden Besucher die bereits ansässigen Museen. Im südlichen Dachgeschoss gibt es Platz für Wechselausstellungen. Darunter ist wieder die Jugendherberge untergebracht.
 
Entscheidend für die Realisation
Elisabeth Zäch bringt den nun erzielten Fortschritt bezüglich der Projektfinanzierung auf den Punkt: «Der Wille der Berner Regierung, das Schloss-Projekt so namhaft zu unterstützen, ist ein wichtiger Meilenstein. Er bringt starken Rückenwind fürs Projekt.» Das Potenzial des «neuen Schlosses» beschreibt sie folgendermassen: «Hier öffnen sich zahlreiche Perspektiven: Junge Menschen genau wie Familien wohnen und schlafen in historischer Umgebung auf dem Schloss und zahlreiche Besucher von nah und fern benutzen das Schloss als Ausgangspunkt für Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung. Dies gibt dem Tourismus im Emmental neuen Schub und bringt auch viele zusätzliche Menschen in die Altstadt, wovon alle profitieren werden.» Ausserdem verweist sie darauf, dass sich die Jugendherberge der Nachhaltigkeit verpflichtet und deshalb sämtliche Produkte und Dienstleistungen aus der Region beziehen wird. Also ist auch der volkswirtschaftliche Nutzen nicht zu unterschätzen.  

Wichtig ist für Elisabeth Zäch ein zweiter Punkt: In der Nebensaison können Schulklassen hierherkommen, vom Vermittlungsangebot der Museen profitieren, in der Jugi übernachten und ganze Projektwochen veranstalten. «Das vorgesehene Projekt stimmt rundherum und bringt eine fröhliche und sinnvolle  Zukunft in die alten Gemäuer», freut sich die Stadtpräsidentin. «Gleichzeitig darf der Umgang mit dem Schloss gemäss dem Projekt als würdevoll bezeichnet werden», präzisiert sie. «Die eindrückliche Bausubstanz wird selbstverständlich sorgfältig bewahrt.»
 
Felssanierungen geregelt
Die Jugi-Organisatoren haben Erfahrung mit solchen Gebäuden, befinden sich doch schweizweit 13 der insgesamt 52 Jugendherbergen in historischen Liegenschaften. «Alle sind sehr beliebt bei unseren Gästen», sagt René Dobler, CEO der Schweizerischen Stiftung für Sozialtourismus, die für Bau und Unterhalt der Jugendherbergen verantwortlich zeichnet. «Burgdorf würde eine geografische Lücke im Netzwerk schliessen und das Tor zu Emmental und Entlebuch öffnen. Das Schloss kann zum touristischen Aushängeschild für die ganze Region werden. Wir erwarten rund 10 000 Übernachtungen pro Jahr.»

Die Stadtpräsidentin ist zuversichtlich, dass die beiden Abstimmungen im Stadtrat und Grossrat erfolgreich verlaufen und schliesslich die 14,2 Mio. Franken für das Jugendherberge-Projekt auf dem Jahrhunderte alten Schloss zustande kommt. «Das sind noch wichtige Schritte, vor denen ich Respekt habe. Doch das Projekt ist gut vorbereitet und enthält keine Überraschungen.» Auf Befragen erklärt Zäch, dass der Schlossfelsen ebenfalls an die Stiftung übergeht. Aber der Kanton übernimmt vertraglich wie früher alle anfallenden Arbeiten am Felsen und an der historischen Bausubstanz des Schlosses, wofür Lotteriegelder eingesetzt werden. «Das ist abgesichert, denn eine solche Verantwortung kann kein Privater und keine Institution wie eine Jugendherberge übernehmen.»

Gerti Binz


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