«Alls im Anke»

  30.08.2015 Aktuell, Kultur, Gesellschaft, Koppigen

Im Saal des Wohn- und Pflegeheims St. Niklaus füllten sich langsam die Reihen. Die Regionale Kommission für Altersfragen hatte zu einem interessanten Nachmittag unter dem Motto «Alls im Anke» eingeladen. Als Gäste durfte Verena Niklaus Roland Binz als ehemaligen Direktor der Gartenbauschule Oeschberg im Ruhestand, vielseitig aktiv und interessiert, darf gut und gerne als Schriftsteller bezeichnet werden, und Thomas Aeschbacher mit seinen verschiedenen Instrumenten als Musiker in allen Sparten, als Musiklehrer und Komponisten begrüssen. «Alls im Anke» versprach einiges – aber was genau?

«Die Tatsache, dass dieses Buch gerade den Titel ‹Alls im Anke› trägt, hat einen speziellen Grund», so leitete Roland Binz seine Lesung ein. Nach einem Unfall lag er einige Zeit im Spitalbett. Da fragten so viele Leute nach seinem Befinden, und um sich nicht immer wieder erklären zu müssen, antwortete er jeweils mit den Worten «Alls im Anke».

Ganz clevere Taktik. Vieles, das ihm während diesen Spitalstunden so durch den Kopf ging, fasste er später in einem Buch mit diesem Titel zusammen.

Seine Erzählungen erinnerten die Zuhörerinnen und Zuhörer an eigene Begebenheiten, die sie selbst erlebt haben. Wie war das doch, als ihn seine Bekannten im Spital besuchten. Auf die Frage, wie denn der Unfall habe passieren können, kam er gar nicht dazu, ihnen den Sachverhalt zu schildern. «Genauso ging es mir auch…», und schon hörte er sie ihre Geschichte erzählen. Vom Arbeiter, der unter die Walze kam, oder vom Velofahrer, den es meterhoch aus dem Sattel ge­spickt hatte, von dem, der infolge eines Unfalls nun nicht ans Eidgenössische Schützenfest gehen kann und deswegen unter Depressio­nen leidet. Alles besondere Schicksale, die Anteilnahme hervorrufen. Während seiner Zeit auf dem Oeschberg erlebte er auch viele Begegnungen mit Bewohnerinnen und Bewohnern vom Dienstbotenheim. Auch daraus ist die eine oder andere Geschichte entstanden. Gerade diejenige von Erika, die 48 Jahre im Trub Magd war und in all den vielen Jahren diejenige Arbeit verrichtete, die sonst niemand tat. Sie gehörte zu denen, die im Alter im Oeschberg ein neues Zuhause fanden. Dort begegnete ihr auch ihre grosse Liebe, der «Millionärs-Fridu». Dieser hatte diesen Namen erhalten, weil er immer beide Hosensäcke prall gefüllt hatte mit allerlei Krimskram. Dort genossen die beiden dann gemeinsam ihren Lebensabend.

Thomas Aeschbacher untermalte mit seinen Instrumenten, je nach Inhalt der Geschichte von Roland Binz, mit heiteren und fröhlichen oder bedächtigeren und besinnlichen Tönen die Vorlesung. Prägnant und passend fügte der Musiker seine Einlagen ein. Roland Binz ist der Meinung, dass Musik einen Schreiber zu neuen Geschichten inspirieren kann. Eine heitere Vorlese- und Musikstunde mit anschliessendem Beisammensein bei Kaffee und Kuchen wird allen in bester Erinnerung bleiben.

Rosmarie Stalder

 


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