Erfolgreiche Unternehmer in der sechsten Generation

  04.09.2015 Aktuell, Burgdorf, Gesellschaft

Überschattet wird die Jubiläumsfeier der Hermann Dür AG im Kornhaus vom Tod des vorherigen Firmenleiters Hermann Hans Dür, der die Mühle 37 Jahre bis 1990 geleitet hat. Sohn und Verwaltungsratspräsident Hermann Marc Dür informiert, dass sein Vater schon vor Jahren die Anweisung gegeben habe, auch bei einem Todesfall niemals anstehende Anlässe abzusagen. Er lässt die beruflichen und sportlichen Stationen seines Vaters Revue passieren; die Anwesenden gedenken dieses bedeutenden Mitbürgers in einer Schweigeminute.

Flüchtlinge
In seiner Festansprache «an die Freunde des einheimischen Mehls», unter denen Hermann M. Dür zahlreiche Prominente aus Wirtschaft, Politik und Kultur begrüssen kann, kommt er auf die Ereignisse von 1533 zu sprechen: «Die Dürs kamen als Glaubensflüchtlinge nach Burgdorf, da meine Vorfahren sich beharrlich geweigert hatten, im katholischen Solothurn ihrer reformierten Glaubensrichtung abzuschwören. 70 Familien mussten fliehen – im schlimmsten Fall drohte die Todesstrafe –, darunter die Familie Ludwig Dür. Gegen die Zahlung von einem Pfund erhielt Ludwig Dür die Niederlassungserlaubnis in Burgdorf und zusätzlich die Aufnahme ins Burgerrecht.» Die mit viel Humor vorgetragene Familienchronik wird immer wieder von Gelächter unterbrochen.

Der Redner macht einen Zeitsprung ins Jahr 1840, als die Stadt ihre Mühle an der Mühlegasse 2 verkaufen will. Burgdorf hat damals 4000 Einwohner und drei Mühlen. Der damalige Pächter Johannes Sterchi will die Mühle kaufen, Samuel Dür, der vis-à-vis an der Metzgergasse 6 eine Rotgiesserei führt und nebenberuflich als Ratsherr und Polizeidirektor amtet, benötigt Wasserkraft vom Mühlebach. Die Stadt macht Sterchi die Auflage, Dür das Recht auf ein Wasserrad zur Modernisierung seines Giessereibetriebes einzuräumen, was dieser ablehnt. Also macht Dür seinerseits ein Kaufangebot für die Mühle; nach zähen Verhandlungen verkauft die Gemeinde Dür am 24. Juli 1840 das begehrte Objekt.

175 Jahre im Zeitraffer
Die folgende Zeit durchmisst Dür mit Schritten zu jeweils 25 Jahren: Bäcker- und Müllermeister Hermann Benjamin Dür (Sohn von Samuel, seit 1856 Mühleleiter), hätte am 24. Juli 1865 das 25-jährige Jubiläum feiern wollen. «Bekanntlich brannte die Stadt drei Tage vorher zu grossen Teilen nieder, also kein Grund für eine Feier. Immerhin war die Mühle vom Feuer verschont geblieben.» Bis 1890 (50-Jahr-Jubiläum) hat Hermann Emil Dür die Mühle baulich und technisch komplett erneuert und auf den modernsten Stand gebracht. Das verhindert, dass die Mühle kurz danach beim Vollbrand der Metzgergasse 6 in Mitleidenschaft gezogen wird.

Der jetzige Firmenchef gibt «Müsterli» zur damals üblichen Kinderarbeit, die auch vor dem Dür-Nachwuchs nicht Halt gemacht hat. «Um 4.00 Uhr morgens fuhr der Fuhrmann mit dem Schulbuben Hermann mit dem Siebenspänner – beladen mit 80 Mehlsäcken – via Sommerhaus die steile Strasse hinauf auf die Lueg. Dort wurden zwei Pferde ausgespannt, die Klein Hermann zurückritt. Pünktlich um 7.00 Uhr war er dann fit und ausgeschlafen in der Schule...»

1915 herrscht Krieg in Europa, es gibt nichts zu feiern. Viele Mühlen werden aus finanziellen Gründen geschlossen. Die Mühle Dür wächst. 1940 herrscht erneut Krieg. Vorausblickend hat Hermann Alfred Dür 1939 in der Buchmatt das erste Getreidesilo für Bundespflichtlager bauen lassen, womit er die Tochtergesellschaft Lagerhaus AG Buchmatt begründet. 1965 trifft der letzte Woche verstorbene Hermann Hans Dür (5. Generation) letzte Vorbereitungen, um ein Jahr später den gesamten Mühlenbetrieb in die Buchmatt umzusiedeln. 1990 (150 Jahre Dür AG) steigt Hermann Marc Dür nach betriebswirtschaftlicher und getreidetechnologischer Ausbildung in sechster Generation in den Betrieb ein. Er liefert aktuelle Zahlen: 23 Mitarbeiter, die in vier sich ergänzenden Sparten (Mühle, Wasserkraftwerken, Lagerhaus AG Buchmatt und Kauf der Tradimo Burgdorf AG) tätig sind. Als Leitwerte der Firma nennt er «persönlich – sicher – schnell». Demnächst wird der Fuhrpark komplett erneuert.

Beste Wünsche und Dank
Nationalrat Jean-François Rime, Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes, sowie Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch überbringen Glückwünsche und danken für den erfolgreichen Einsatz dieses Familienunternehmens. Regierungsstatthalter Markus Grossenbacher, Stadtratspräsident Bruno Rosser, Mitglieder von Gemeinde- und Stadtrat sowie zahlreiche weitere Persönlichkeiten, aktuelle und ehemalige Mitarbeiter der Firma Dür und andere Geladene geniessen den Anlass, der durch Heinz Schwarz, OK-Präsident der Kornhausmesse 2015, mit der offiziellen Eröffnung der Kornhausmesse beschlossen wird. Anschliessend flanieren zahlreiche Gäste den Marktständen entlang durchs Kornhausquartier.

Gerti Binz


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