Europäische Tage des Denkmals 2015

| Di, 15. Sep. 2015

BURGDORF: Am 12. September 2015 öffnete die Schwob AG, Leinenweberei, ihre Türen und der "Blaue Pfeil" fuhr nach Luzern und zurück. Stets am zweiten Wochenende im September finden sie statt, die "Europäischen Tage des Denkmals". Ziel ist es, mit den Denkmaltagen in der Öffentlichkeit das Interesse an der Erhaltung der eigenen Kulturgüter zu wecken. ra

Bereits gehören die diesjährigen «Europäischen Tage des Denkmals», die stets am zweiten Wochenende im September stattfinden, der Vergangenheit an. Erstmals wurden sie 1984 in Frankreich durchgeführt, mittlerweile beteiligen sich rund 50 Länder daran. Ziel sei es, mit den Denkmaltagen in der Öffentlichkeit das Interesse an der Erhaltung der eigenen Kulturgüter zu wecken, war von Isabella Meili-Rigert von der Denkmalpflege des Kantons Bern zu vernehmen. Die Medienvertreter waren bereits am 7. September 2015 zu einer Führung in Burgdorf durch Meili-Rigert eingeladen worden.
 
Vollständig erhaltene Leinenweberei
Der Gebäudekomplex der Schwob AG, Leinenweberei, an der Kirchbergstrasse 19 in Burgdorf mit Appretur-Gebäude und Tröckne-Turm ist die einzige noch vollständig erhaltene Leinenweberei in der Schweiz. In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs gelegen, bot sie Interessierten vergangenen Samstag die Gelegenheit, sowohl in die industrielle als auch – mit der zusätzlichen Besichtigung des BLS-Depots – in die bahntechnische Entwicklung des Areals seit Mitte des 19. Jahrhunderts einzutauchen. 1857 eröffnete die Schweizerische Centralbahn (S.C.B.) die Eisenbahnlinie Aarau – Burgdorf – Bern Wylerfeld. Bereits im Jahr zuvor hatten die Leinwandunternehmer Gebrüder Schmid ihren Firmensitz von Eriswil nach Burgdorf verlegt. Die Herren waren Industriepioniere. Sie erkannten die Bedeutung des neuen Verkehrsträgers Bahn und auch den Wert der grossen, vom Mühlebach durchflossenen «Schwob»-Parzelle in Burgdorf. So erstanden sie ausreichend Land und bauten den Betrieb grosszügig auf.

Industriegeschichtliches Ensemble
1861 wurde im Auftrag der Gebrüder Schmid durch den Burgdorfer Architekten Robert Roller Sohn ein kleiner Fabrikationsbau, ein sogenanntes Appretur-Gebäude erstellt, in dem die Textilien veredelt wurden. Daran angefügt war ein Tröckne-Turm. Im Hinblick auf seine Übersiedlung von Eriswil nach Burgdorf beauftragte Johann Rudolf Schmid 1868 den Hotelarchitekten Horace Edouard Davinet mit der Planung einer Villa. 1894 entstand die grosse Fabrikationsanlage aus Sichtbackstein nach den Plänen von Josef Weidmann. Gleichzeitig wurde ein Kesselhaus mit Hochkamin erstellt (das heutige «Radix»), in dem die Turbine für die Elektrizitätsproduktion untergebracht war. Als jüngste Ergänzung wurde 1936 ein neues Verwaltungsgebäude erstellt.

Die Schwob AG in Burgdorf
1980 ging das Unternehmen Schmid & Cie. in Burgdorf an die Schwob AG, über, die damals noch in Bern ansässig war. 1993 erfolgte die Verlegung der gesamten Geschäftstätigkeit von Bern nach Burgdorf, und die sorgfältige Restaurierung des Appretur-Gebäudes, des Tröckne-Turms und der Fabrikations­halle begann. Die Hightech-Leinenweberei Schwob AG in Burgdorf stellt exklusive Textilien für die Hotellerie, Gastronomie und für Kliniken und Residenzen her. Der Betrieb beschäftigt rund 160 Mitarbeitende, manche von ihnen arbeiten an den modernsten Jacquardmaschinen Europas. «Die Schwob AG setzt ganz bewusst auf den Standort Schweiz. Dadurch garantieren wir optimale Nähe, schnelle Verfügbarkeit und erstklassige Produkte», liess Ma­nuel Küng, Geschäftsleitungsmitglied der Schwob AG, an der Medienorientierung wissen. Und Cornelia Magno, Designerin Schwob AG, welche kompetent durch die Räumlichkeiten führte, ergänzte: «Wir liefern unsere Produkte nach Hongkong, auf die Seychellen, auf die Blümlisalp, in Burgdorf usw. – einfach weltweit.»

Besichtigung des BLS-Depots
Kilian T. Elsasser, Geschäftsführer der BLS-Stiftung, führte den historischen Wagenpark im Depot der BLS vor. Auf dem Nachbarareal zur Schwob AG betrieb die Emmental-Burgdorf-Thun-Bahn EBT, eine Vorläuferin der BLS, bis in die 1970er-Jahre ihre Werkstätte. Seit 2011 dient der Flachdachbau als Depot für den historischen Wagenpark der BLS. Dieses historische Erbe zu erhalten, ist Aufgabe der gemeinnützigen BLS-Stiftung. Zu diesem Erbe gehört auch der legendäre «Blaue Pfeil», der am 12. September 2015 zwischen Burgdorf und Luzern unterwegs war. Freiwillige der BLS-Stiftung bringen die historischen Fahrzeuge immer wieder zum Laufen. Der «Blaue Pfeil» sei nicht nur «Urvater» aller heutigen Regionalverkehrskompositionen bei der BLS, sondern auch ein ideales Fahrzeug für den Charterverkehr, war von Kilian T. Elsasser zu vernehmen. Der zwei Wagen umfassende «Blaue Pfeil» kann für Fahrten in der ganzen Schweiz gemietet werden.  
Barbara Schwarzwald

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