Es ist später Samstagmorgen, an einem Waldrand zwischen Niederösch und Rumendingen – hier liegt das Festivalgelände des 20-Jahr-Jubiläumsfes­tivals der Koppiger Folk-Metal-Band Excelsis. Zwei Zelte dienen als Konzertbühnen, in einem dritten, das an den Stall angebaut ist, geniessen die Festivalbesucher/innen einen feinen Brunch. Zum Teil haben sie nach den Konzerten von Freitagabend in Zelten oder Campern übernachtet, andere  sind erst am Samstag zum grossen Fest gekommen. Die erste Formation, die auftritt, ist der Jodlerklub «Bärgbrünneli» Koppigen. Während die 17 Mitglieder des Klubs singen, lauschen die meist schwarz gekleideten, langhaarigen Besucher/innen sichtlich mit Freude und spenden nach jedem Beitrag begeistert Applaus.

Den eigenen Stil finden
«20 Jahre ist es her, seit wir ‹Excelsis› gegründet hat haben», berichtet Leadsänger und Gründungsmitglied Münggu. «Anfangs spielten wir die Songs unserer Lieblingsbands, doch merkten wir schon bald, dass wir unseren eigenen Stil finden, unsere eigenen Songs schreiben wollten.» Von Beginn weg setzten die Mitglieder von Excelsis auch – damals in der Metal-Szene – unübliche Instrumente wie Flöten, Dudelsack oder Didgeridoo ein. «Anfangs bekamen wir deswegen etliche Bemerkungen zu hören, wir würden doch spinnen», lacht der Koppiger. «Uns hat aber diese Mischung immer gefallen – und heute boomen diese Instrumente in unserer Szene.»

Nachmittag. Bei den Highland Games im hinteren Teil des Festivalgeländes herrscht Hochbetrieb: Pirmin Zurfluh, Schweizermeister 2014 Heavy A im Baumstammwerfen, erklärt Interessierten, wie man die Baumstämme wirft, und macht es gleich vor. Während der Wurf bei ihm spielerisch leicht aussieht, muss man – wenn man es selber ausprobiert – merken, dass Baumstammwerfen nicht nur anstrengend, sondern auch technisch anspruchsvoll ist. Auf der kleinen Bühne hat sich mittlerweile die Swiss-Epic-Folk-Metal-Band «Caladmor» eingerichtet – und sie nimmt ihre Zuhörer/innen mit auf eine Reise voller melancholischer Traumlandschaften und Geisterwelten, die in den Hügeln und Bergen jenseits von Raum und Zeit zu Hause sind.

Anfragen von grossen Labels
Nach den ersten Songs, die Excelsis noch auf Kassette aufnahm, folgten mittlerweile neun CDs. Diese waren in der Szene alle erfolgreich und verhalfen Münggu, Küsu, Rölu, Ädu und Mäk zu zahlreichen Auftritten im In- und Ausland. «Wir bekamen auch immer wieder Anfragen von grossen Labels, ob wir nicht unter ihnen produzieren möchten», berichtet Münggu. «Aber wir haben uns bis jetzt immer dagegen entschieden, weil wir einerseits unabhängig bleiben wollen, und andererseits den Spass an unserer Musik, die wir als Hobby betreiben, behalten wollen.»

Die letzte CD, die übrigens in der Schweizer Hitparade auf Platz 39 kam – wird am Samstagabend offiziell getauft. «Tod und Vergäutig» erzählt die Geschichte von Gotthelfs Novelle «Die schwarze Spinne», in der die Bäuerin Christine einen Pakt mit dem Teufel schliesst.

Gesungene Texte werden lebendig
Abend. Eigentlich hätten die Festival-besucher/innen der Celtic-Folk-Band «Tir Awen» mit ihren hin- und mitreissenden keltisch inspirierten Stücken noch lange zuhören mögen, doch jetzt kommt der Höhepunkt des gesamten Festivals: der Auftritt von Excelsis, der gleichzeitig auch die CD-Taufe der neuesten CD «Tod und Vergäutig» ist. Die über 300 Fans stellen sich im grossen Festzelt in Position und rufen die Bandmitglieder auf die Bühne – und diese lassen sich nicht lange bitten. Und jetzt geht’s so richtig los: Leadsänger Münggu und die anderen Bandmitglieder (inklusive denen, die neben und hinter der Bühne aktiv sind) bieten eine Show, die wirklich eines 20-Jahr-Jubiläums würdig ist – eine geniale Mischung aus alten und jüngeren Songs und solchen, die auf der neuen CD zu hören sind. Es ist total beeindruckend, wie Band und Fans auf der Welle der Musik reiten, wie lebendig die gesungenen Texte werden. Mindestens genauso beeindruckend ist aber auch, wie aufmerksam, respektvoll und hilfsbereit die Metal-Leute bei aller (äusserlichen) Wildheit miteinander umgehen.

Bis 1.30 Uhr dauert das Geburtstagsfest, das Excelsis so gefeiert haben, dass man nur gratulieren kann: auf weitere 20 Jahre, herzlichen Glückwunsch!

Andrea Flückiger