Eines der ältesten Tea-Rooms der Schweiz feiert

| So, 08. Nov. 2015

BURGDORF: Die Confiserie Widmer feiert ein vielschichtiges Jubiläum: 110 Jahre seit der Gründung des Geschäfts durch A. Nadelhoffer, 95 Jahre «Burgdorferli», 70 Jahre Tea-Room und 15 Jahre Geschäftsübernahme – echter englischer Tea-Room-Charme und qualitativ hochwertige Süssigkeiten. red

Doch die Geschichte der traditionsreichen Confiserie, ihrer Spezialitäten und ihres Tea-Rooms ist viel zu interessant, um sie nur in einem Satz abzuhandeln:
1905 gründet der Elsässer A. Nadelhoffer in der schönen – damals wie auch heute – Burgdorfer Altstadt eine Confiserie. Das Geschäft floriert und im Jahr 1920 gelingt Nadelhoffer ein Meisterstreich: Er erfindet das «Burgdorferli». Schnell wird diese über längere Zeit haltbare und äusserst leckere Spezialität schweizweit bekannt und kann bald auch per Post bestellt werden. «Wir haben auch heute noch Kunden aus der ganzen Schweiz, welche sich von uns per Post ‹Burgdorferli› zusenden lassen», erklärt Jürg Rentsch von der Confiserie Widmer stolz. Doch auch in Europa machen sich die «Burgdorferli» einen Namen. Nadelhoffer geht in ganz Europa an diverse Wettbewerbe und gewinnt mit seiner Spezialität regelmäs­sig Wettbewerbe.
1945, mit dem Ende des Kriegs, ist die Nachfrage nach Süssem enorm gross. Nadelhoffer lässt sich ein «f» aus dem Namen streichen, um seine deutsche Herkunft nicht allzu offensichtlich zu machen (vor dem Krieg gehörte das Elsass zu Deutschland), vergrössert die Confiserie und eröffnet ein Tea-Room nach englischem Vorbild. «Zu jener Zeit war es undenkbar, dass zwei Frauen alleine miteinander in ein Restaurant essen gingen. Sich unter Frauen in einem Tea-Room zu treffen, war hingegen völlig in Ordnung. Die einzelnen Tische waren mit Sichtschutz voneinander abgetrennt und vor den Schaufenstern hingen Vorhänge, man war also etwas für sich», erklärt Karin Rentsch. «Tea-Rooms boten – anders als heute – auch viele Spirituosen und besonders für Frauen verschiedenste Liköre an. Zudem konnten ‹Snacks› konsumiert werden. Ging man früher in ein Restaurant, gab es nur richtige Menüs wie zum Beispiel Rösti mit Speck und Ei. Während den Umbauarbeiten vor zehn Jahren fanden wir in einer Metallbüchse verpackt die erste Speisekarte des Tea-Rooms. Ca. 50 Prozent darauf sind Alkohol. Es gab aber beispielsweise auch Coupes zu essen; für einen Franken und 50 Rappen!», führt Jürg Rentsch weiter aus.
Bis 1967 bleibt die Confiserie mit Tea-Room im Besitz der Nadelhofers (zweite und dritte Generation) und wird schliesslich an die Familie Metzler vermietet, welche sie erfolgreich bis 1980 führt. Ab 1980 heisst das Lokal im Kirchbühl 7 dann offiziell Confiserie-Tea-Room Widmer. Die Frau des Confiseurs Widmer wuchs in Edinburgh auf und brachte viele typisch englische Süssigkeiten, welche teils auch heute noch angeboten werden, ins vielfältige Sortiment der Confiserie.
Im Jahr 2000 übernahmen dann Karin und Jürg Rentsch die Confiserie und behielten den Namen bei. Nach wie vor werden die Originalrezepte, manche noch von A. Nadelhofer, verwendet. «Unsere Philosophie ist, das Altbewährte und Traditionelle beizubehalten und trotzdem mit der Zeit zu gehen und nicht stehenzubleiben. Es ist uns sehr wichtig, das Tea-Room, welches ja 1945 gebaut wurde, möglichst so zu erhalten, wie es damals war. Diesen englischen Tea-Room-Charme finden wir einfach einmalig und wir möchten ihn für unsere Kundinnen und Kunden so lange wie möglich erhalten. Ergänzend dazu versuchen wir auch die typisch englischen Spezialitäten, welche Frau Widmer aus Edinburgh mitgebracht hat, anzubieten. Und wie es sich für England gehört, bieten wir über 40 verschiedene Teesorten von ‹Grimm’s Teegärtli› an. Natürlich verändern wir unser Sortiment auch von Zeit zu Zeit, haben saisonale Süssigkeiten und probieren neue Ideen und Kreationen aus. Die ‹Burgdorferli› oder die ‹Edinburgherli› werden aber höchstwahrscheinlich nie aus dem Sortiment genommen werden», meint Jürg Rentsch schmunzelnd.
Nebst dem vielen Süssen und den verschiedenen Backwaren, die allesamt von Grund auf selbstgemacht werden, bietet die Confiserie Widmer jedoch auch Sandwiches, Suppen, Salate, Birchermüsli sowie kalte oder warme Früchtewähen an. «Heutzutage, wo man über den Mittag nicht mehr viel Zeit hat, um gross zu essen, sind diese ‹Snacks› eigentlich sehr beliebt. Was uns neben einem authentischen und vielfältigen Sortiment aber am meis-ten am Herzen liegt, ist die Qualität unserer Produkte. Dies fängt beim Einkauf der Zutaten an und geht über die saubere und getrennte Verarbeitung weiter, bis hin zur Anrichtung auf dem Teller», erklärt Karin Rentsch.
Wer echten englischen Tea-Room-Charme und qualitativ hochwertige Süssigkeiten geniessen möchte, der kommt in der Confiserie Widmer sicherlich nicht zu kurz.

Felix Glauser

Weitere Informationen:
Confiserie Widmer, Kirchbühl 7.    
Telefon: 034 422 21 91.

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