Gelder für die Jugi gesprochen

| Di, 24. Nov. 2015

BURGDORF: Das Abstimmungsergebnis vom 16. November ist klar und deutlich: Ohne Gegenstimme bei wenigen Enthaltungen spricht der Berner Grosse Rat die benötigten 6,4 Millionen Franken für die Umnutzung des Schlosses Burgdorf in eine Jugendherberge. red

Jahrelang hat sich Burgdorfs Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch gegen den vor Jahren üblichen Verkauf von einzelnen Berner Schlössern in kantonalem Besitz an Private gewehrt, da dieses Schicksal durchaus auch dem Burgdorfer Schloss hätte drohen können. Bekanntlich verschlingt der Unterhalt dieser auf einem Sandsteinfelsen thronenden Burg für die Stabilisierung des Untergrundes sehr grosse Summen, die sich der Kanton wirklich gerne vom Hals geschafft hätte. Doch es kommt anders: Aus am Schlosserhalt für die Öffentlichkeit interessierten Kreisen erwächst so grosser Widerstand, dass endlich auch Alternativlösungen diskutiert werden. Nach und nach tritt die Vision einer Jugendherberge immer mehr in den Vordergrund, was vor allem der Stadpräsidentin ein jahrelanges Engagement und trotz Rückschlägen einen nicht versiegenden Optimismus abverlangt.

Endlich am Ziel
Bei gelegentlichen Rückfragen heisst es immer wieder: «Wir informieren zu gegebener Zeit, wenn wieder ein Schritt vorwärts erfolgt ist.» An der Burgdorfer Stadtratssitzung vom September geht es einen weiteren Schritt vorwärts: Das Parlament genehmigt ohne Gegenstimmen zwei Millionen Franken und zeigt derart den Weg vor für den Grossen Rat.

Jetzt zeigt sich Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch sichtlich erleichtert und glücklich, denn die Berner Regierung hat beschlossen, die Umnutzung des Schlosses mit 9,4 Mio. Franken zu unterstützen. Über diese Vorlage ist letzte Woche im Grossen Rat mit positivem Ergebnis abgestimmt worden. Von dieser Summe stammen 4,4 Mio. Franken aus dem Lotterie-Fonds, 3 Mio. Franken sind ein zinsloses Darlehen aus den NRP-Geldern (Neue Regionalpolitik; eigentlich Bundesgelder, die allerdings der Kanton beantragen muss) und schliesslich noch 2 Mio. Franken aus ordentlichen Mitteln der Erziehungsdirektion. Rund 2 Mio. Franken können mit Sponsoring-Geldern aufgebracht werden. Nachdem auch der Burgdorfer Stadtrat 2 Mio. Franken gesprochen hat, fehlen «nur» noch 800 000 Franken, die man mit einer letzten Sponsoring- und Spendenaktion zu sammeln gedenkt.

Unmittelbar vor dem Ziel
Elisabeth Zäch strahlt über das ganze Gesicht, wenn sie von der Abstimmung im Grossen Rat erzählt: «Eigentlich durfte ich auf Grund der Rückmeldungen aus den verschiedenen Parteien zuversichtlich sein, dass die Vorlage durchkommt. Aber dass sie mit 134 Ja bei acht Enthaltungen völlig ohne Nein passieren würde, habe ich nicht zu hoffen gewagt. Es war ein berührender Moment, ich habe mich riesig gefreut. Gefreut hat sich auch die gesamte Verwaltung; es kamen umgehend SMS und Gratulationen von überall her.»

Karin Schaad und Torfinn Rothenbühler haben als Burgdorfer Präsidialteam in der Grossratshalle einen ansprechenden Burgdorfer Stand mit vorbereiteten Geschenken für die Ratsmitglieder aufgebaut. Alle erhalten beim Verlassen des Ratshauses eine Flasche Burgdorfer Bier (mit Schloss-Etikette) sowie ein Schokoladen-Präsent mit Marzipan-Etikette, der Schloss-Silhouette und einem «merci» darauf, was bei den Mitgliedern des Grossen Rates bestens ankommt.

Ein Schloss für alle
Auf die jetzt noch fehlenden 800 000 Franken angesprochen, zeigt sich die Stadtpräsidentin sehr zuversichtlich: «Ich habe schon verschiedene Zusicherungen für Sponsoring erhalten. Zudem bereiten wir einige erfolgversprechende Aktionen vor.»

Rückblickend zählt sie nochmal auf, was ab 2019 in alten Zähringerschloss (erstmals 1175 urkundlich erwähnt) anzutreffen sein wird: «Neben der neuen Jugendherberge mit 120 Betten in Zweier-, Vierer- und Sechsbett-Zimmern bleiben natürlich die hier ansässigen drei Museen weiter bestehen. Es sind dies das Völkerkunde- und Goldmuseum sowie die Rittersaal-Sammlung, die neu konzipiert und entsprechend mehr Gewicht erhalten werden. Neu eingerichtet wird ein Trauungslokal sowie ein Restaurant, wo das glückliche Brautpaar anschliessend mit den Gästen zu Tisch sitzen kann. Ein Restaurant dort oben wird auch vielen Museumsbesuchern entgegenkommen.»

Während Jahrhunderten ist das Schloss immer von der Obrigkeit belegt gewesen, sei es durch die verschiedenen Herzöge oder später die kantonalen Institutionen wie die Gerichte und das Gefängnis. «Der Kampf für den Erhalt dieses überaus wichtigen Kulturdenkmales für die Öffentlichkeit hat sich gelohnt», blickt sie zurück. Es ist das einzige noch erhaltene Zähringerschloss der Schweiz. «Eigentlich wollte es der Kanton ja verkaufen.» Sie habe ihren Einsatz für «unser Schloss durchaus als Chance gesehen», beschreibt sie ihren mehrjährigen Einsatz. Schliesslich hat der Kanton dieses städtebauliche Juwel kostenlos in eine Stiftung überführt.

Burgdorf profitiert am meisten
Elisabeth Zäch ist sich bewusst, dass Burgdorf als Standortgemeinde vom erweiterten Jugendherberge-Projekt am meisten profitiert. Das bedeutet, dass die Stadt selbstverständlich auch ihren Beitrag zu leisten hat. «Es waren lange Jahre nötig, bis sich die Vorstellungen vom Kanton als Liegenschaftsbesitzer und uns angenähert haben. Aber jetzt ist alles perfekt. Der Kanton bleibt übrigens Besitzer des Schlossfelsens und als solcher für die Instandhaltungsarbeiten verantwortlich.»

Auch in den umliegenden Gemeinden ist man davon überzeugt, dass eine solche Jugendherberge auf dem Burgdorfer Schloss dem ganzen Emmental neuen Auftrieb verleihen werde.

Gerti Binz

Neuen Kommentar schreiben

CAPTCHA
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und automatisiertem Spam vorzubeugen.

Kommende Events

Stellen

Immobilien

Diverses