Drei Gemeinden an der Spitze

  01.12.2015 Aktuell, Kirchberg, Burgdorf, Gesellschaft, Vereine, Politik, Rüdtligen-Alchenflüh

24 Gemeinden aus dem Emmental und Oberaargau haben am 5. HIV-Gemeinderating teilgenommen, bei dem die Wirtschaftsfreundlichkeit und Standortattraktivität verglichen und bewertet wird. Im Beisein der Vertretungen dieser Gemeinden erläutern verschiedene Redner die Modalitäten des Rankings, das einerseits den Gemeinden eine Standortbestimmung erleichtern und andererseits potenziellen Zuzügern aus Wirtschaft und Handel eine Hilfe bei der Standortwahl bieten soll.

Indikatoren für Standortbestimmung
Adrian Haas, Direktor HIV Kanton Bern, weist auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen von Bund, Kanton und Gemeinden hin, wobei zwischen harten und weichen Faktoren zu unterscheiden sei. Er nennt nach Aufzählung der vielfältigen Punkte als wichtigste 1. ein grosses, gut ausgebildetes Arbeitskräftepotenzial, 2. intakte Infrastrukturen, 3. attraktives Büro- und Gewerbeangebot und 4. geringe Abgaben. Haas zählt bezüglich der CS-Studien-Analyse für den Kanton Bern die Beurteilungen für die Qualität folgender Faktoren in der hiesigen Region wie folgt auf: Bildung gut, Verkehr in Ordnung, aber «die Umfahrungslösung ist unbedingt zu realisieren, damit die Region vorwärtskommt!», Steuern zu hoch, also eine wesentlicher Nachteil. Beim Steuerausschöpfungsindex 2015 liegt der Kanton Bern auf dem negativen fünftletzten Platz in der Schweiz.

Haas betont gegenüber den Vertretungen der 24 teilnehmenden Gemeinden, dass der Zweck des Gemeinderatings sei, «diesen ihre Stärken und Schwächen aufzuzeigen, zu wirtschaftspolitischem Engagement anzuspornen und nützliche Entscheidungshilfen für Standortevaluationen zu bieten. Entsprechend beurteilen 60 Prozent der teilnehmenden Gemeinden das Rating als ‹sehr wertvoll› oder ‹wertvoll›». Haas räumt ein, dass bei den insgesamt 89 Gemeinden aus der Region Emmental-Oberaargau ein sich kontinuierlich abzeichnender Rückgang der Teilnehmer abzeichne. «Wir werden demnächst persönliche Gespräche führen und versuchen, hier eine Wende einzuläuten.» Thomas Rufener, Stadtpräsident von Langenthal, dessen Gemeinde zusammen mit Herzogenbuchsee auf Platz vier (164 Punkte) rangiert worden ist, wünscht sich vor allem namens der Gemeinden, die über keinen Autobahnanschluss verfügen, «künftig durch die jeweiligen Gemeinden beeinflussbare Faktoren stärker zu gewichten», was Haas zurückweist. «Unternehmen auf der Suche nach einem neuen Firmensitz wollen ein vollständiges Bild.»

Lebensqualität wichtig
Laut Projektleiter Alain Hauert, Leiter Kommunikation HIV, haben seit dem letzten Rating 2011 einige Gemeinden aus unterschiedlichen Gründen auf eine Teilnahme verzichtet. Wenn vor allem diese Gemeinden keine Verbesserungen (nicht zu ändernde grosse oder grössere Entfernung zur Autobahnauffahrt) realisieren können, ist ihnen der Zeit- und Finanzaufwand für das Zusammentragen der Unterlagen bisweilen zu hoch. Dafür befänden sie sich nach der Umsetzung anderer aufgegleis­ter Verbesserungen beim nächsten Mal in einer besseren Ausgangsposition.

Michael Käsermann, Leiter öffentliche Verwaltungen BDO, erläutert den Anwesenden, welche Faktoren wie Erhöhung der Wassergebühren, Mehrwertabschöpfung und deren Verwendung, Nähe zum Autobahnanschluss oder Flughafen Grenchen (neu allerdings gestrichen), Überarbeitung von Baureglementen oder Bewilligungen usw. zu Plus- oder Nullpunkten führen. Der Lebensqualität wird beim Ranking im Gegensatz zu früheren Zeiten ein hoher Stellenwert beigemessen.

Kontinuierlich an die Spitze
2015 können sich acht Gemeinden in der Spitzengruppe mit mehr als 160 Punkten (von maximal 200) platzieren. Sieger ist mit 168 Punkten Rüdtligen-Alchenflüh, gefolgt von Burgdorf (167) und Kirchberg (165). Der diesjährige Sieger hat sich zielstrebig und kontinuierlich von 161 Punkten im Jahr 2007 auf 164 im 2011 vorgearbeitet und nun erfolgt mit 168 Punkt der Griff nach der symbolischen Goldmedaille. Auch Burgdorf geht zielstrebig vorwärts mit 165 Punkten im 2007, 166 im 2011 und nun 167 im 2015. Kirchberg verzeichnet in diesen Perioden 161, 169 und heuer 165 Punkte. Im Gemeindegebiet kommt Niederönz auf 159, Bätterkinden auf 154, Koppigen auf 153, Hindelbank auf 152, Oberburg auf 151, Krauchthal auf 148, Hasle b.B. auf 139 und Rüderswil auf 135 Punkte.
Ein Burgdorfer Vertreter weist darauf hin, dass die Emmestadt bei der Bewertung Umgebung und Lebensqualität mit 33 von möglichen 40 Punkten auf Platz eins rangiert ist. In der Kategorie Verkehr und Parkieren rangiert Kirchberg mit 33 von möglichen 40 Punkten vor Burgdorf und Rüdtligen-Alchenflüh (je 32) sowie Hindelbank und Oberburg (je 31).

Belohnte Anstrengungen
Roland Loosli, Präsident HIV Sektion Burgdorf-Emmental, lobt die Anstrengungen einzelner Gemeinden für ein wirtschaftsfreundliches Umfeld in der Region. Die Verkehrserschliessung sei hier von grosser Bedeutung, die Umfahrungsstrasse dringend nötig. Er überreicht den Vertretungen der drei Siegergemeinden ihre Urkunden.

Kurt Schütz, Gemeinderatspräsident von Rüdtligen-Alchenflüh, spricht in seiner Dankesrede von den drei Prinzipien, die in seiner Gemeinde die Grundlage für Entscheidungen bilden: Einwohner-, Familien- und Gewerbefreundlichkeit. «Bei allen Geschäftsentscheiden berücksichtigen wir diese drei Punkte so weit wie immer möglich.» Er kommt auf die Zukunftsperspektiven der Gemeinde wie moderates Wachstum, Schulen, Soziales, Baulandreserven, so weit wie möglich Unterstützung von Bauwilligen usw. zu sprechen. Schütz betont, dass die vorteilhafte Situation bezüglich öffentlichem Verkehr, neuem Wohnraum und begleitender Infrastruktur bei der Kinderbetreuung und anderes mehr zum Spitzenplatz geführt haben.

Beim anschliessenden Apéro wird ausführlich über das Mitwirkungsverfahren bei der Umfahrungsstrasse respektive Variante Null+ diskutiert. Eine umweltverträgliche Umfahrung sei für die Entwicklung der Region unbedingt nötig, lautet der einhellige Tenor.

Gerti Binz


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