Das Eis zum Schmelzen bringen

  30.05.2016 Aktuell, Kirchberg, Sport

«D’REGION»: Vanessa, du trainierst 16 Stunden pro Woche auf und neben dem Eis. Diese Saison wirst du in der Juniorenkategorie starten. Was sind deine Ziele für die kommende Saison?
Ich möchte mir einen Startplatz für die Junioren-SM sichern. Weiter will ich die Dreifachsprünge lernen, damit ich zur Selektion für das Juniorenkader zugelassen werde und die Möglichkeit bekomme, eine «Talent Card National» zu ergattern.

«D’REGION»: Bis zu deinem Geburtstag warst du im Besitz der «Swiss Olympic Talent Card Regional», welche nun abgelaufen ist. Um weiter vom Sportgymnasium zu profitieren, benötigst du nun die «Talent Card National». Was sind die Anforderungen, dass man diese bekommt?
Ich muss mindestens an einem der vier bis fünf Wettkämpfe in der Saison in der Kür und im Kurzprogramm einen sauberen Dreifachsprung und einen sauberen Doppelaxel zeigen. Beide Elemente dürfen keinen Wert von -3 aufweisen.
Wenn dies so dem Wettkampfprotokoll zu entnehmen ist, darf man sich für die Kaderselektion anmelden. Bei dieser werden dann die Elemente auf dem Eis nochmals geprüft, und neben dem Eis wird ein spezieller Konditionstest durchgeführt.

«D’REGION»: Wie erlernt man denn Dreifachsprünge und was ist das Schwierigste daran?
Man sollte zuerst alle Doppelsprünge einwandfrei beherrschen. Darauf wird dann aufgebaut.
Es braucht sicherlich eine grosse Portion Mut, da man am Anfang, bis man das Timing im Griff hat, manchmal auch ziemlich heftige Stürze in Kauf nehmen muss. Schwierig finde ich zu merken, wann man während dem Sprung die Rotation öffnen muss, damit man rückwärts landet. Denn nur ein ganz genau rückwärts gelandeter Sprung wird gezählt.
Timing, Tempo, Höhe, Rotation – alles muss zusammenpassen, dass daraus ein sauberer Dreifachsprung resultieren kann.

«D’REGION»: Du möchtest dieses Jahr auch im Sommer auf dem Eis trainieren. Wo kann man denn das und wie sieht das finanziell aus?
Wir haben die tolle Möglichkeit, dass es nun in Burgdorf den ganzen Sommer hindurch Eis hat. Somit kann ich zu guten Teilen in Burgdorf trainieren – herzlichen Dank an Ruben Kauz von der Localnet-Arena. Da sich jedoch leider meine Schulzeiten häufig mit den Zeiten, an welchen man das Eis mieten kann, überschneiden, muss ich auch nach Basel oder Champéry ausweichen.
Dazu kommen diverse Sommercamps während den Sommerferien, an welchen ich teilnehmen werde. Nebenbei muss jedoch auch das Konditions- und Krafttraining sowie das Ballett – einen grossen Teil während des Sommertrainings – beibehalten, damit mein Körper genügend fit ist, um die Belas­tung der Gelenke bei den Sprüngen aufzufangen, und ich genügend Kraft habe, die 3½ Minuten lange Kür ohne Probleme laufen zu können.
Es ist so, dass ausserhalb der regulären Saison – von März bis Oktober – das Eis pro Stunde Fr. 15.– kostet. Dies bedeutet, wenn ich um die zehn Stunden auf dem Eis bin, Fr. 150.– pro Woche. Zusätzlich kommen noch die Trainerkosten sowie die Kosten der Sommercamps in den Ferien dazu. Das Ganze kostet meine Eltern während der Sommermonate zwischen 8000 und 10 000 Franken. Um sie finanziell etwas zu entlasten, habe ich vor geraumer Zeit ein «I believe in you»-Projekt gestartet.

«D’REGION»: Was ist denn ein «I believe in you»-Projekt genau?
«I believe in you» ist eine tolle Plattform für Sportler, welche von Sportlern selbst gemacht worden ist. Man kann dort ein Projekt einreichen und dieses wird dann online gestellt. Somit bekommt man die Möglichkeit, vielen Leuten die Sportart vorzustellen und gleichzeitig den einen oder andern Sponsor zu finden, was für mich als Sportlerin sehr hilfreich ist. Leider wird man vom Verband erst viel zu spät – wenn überhaupt – finanziell unterstützt.
Als Gegenleistung für das Sponsoring bietet der Sportler auf der Plattform seine ganz persönlichen Gegenleistungen an. Bei mir zum Beispiel gibt es signierte Schlittschuhe, Cupcakes, Eislaufunterricht etc. – abhängig vom gesponserten Betrag. Natürlich kann man mich auch direkt unterstützen, wenn man dies möchte.

«D’REGION»: Besten Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Zur Person
Vanessa Boppart ist 15 Jahre alt, wohnt in Kirchberg und hat zwei Brüder (beides Eishockeyspieler). Sie besucht das Sportgymnasium Neufeld in Bern und betreibt Eiskunstlauf, seit sie vierjährig ist. Mit elf Jahren bestand sie den Intersilber-Kürtest, mit dem sie sich für die Teilnahme an den Schweizermeisterschaften qualifizieren konnte. Mit zwölf Jahren bestand sie den Silber-Kürtest und mit 13 den Intergold-Kürtest. Nun strebt sie den Gold-Kürtest an, immer gemäss ihrem Motto: Wer aufgehört hat, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
red / zvg


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