«Verschiedene Wege führen zum Berufsziel»

Di, 31. Mai. 2016

BURGDORF: Am Frühlingssymposium 2016 des Vereins Bildungsraum Emme in der Aula der Fachhochschule nahmen drei Rektoren zum Thema Stellung. Es referierten Christian Joos, Burgdorf, Robert Zemp, Langenthal, und Thomas Wullimann, Burgdorf. ra

Welchen Beruf will ich erlernen? Soll ich den Weg über das Gymnasium oder eine Fachmittelschule wählen? Welches sind die Voraussetzungen, um das gesteckte Ziel zu erreichen? Mit diesen und ähnlichen Fragen setzen sich Jugendliche spätestens in der Oberstufe Jahr für Jahr auseinander. Um einen Einblick ins schweizerische Bildungssystem zu gewinnen, hatte der Verein Bildungsraum Emme unter Präsidentin Madeleine Oberhänsli, Lyssach, und dem neuen Geschäftsleiter Thierry Manz, Burgdorf, drei Referenten aus dem Bildungsbereich für das Frühlingssymposium gewinnen können. Christian Joos, Rektor Gymnasium Burgdorf, Robert Zemp, Prorektor/Schulleiter Fachmittelschule Oberaargau, sowie Thomas Wullimann, Rektor Bildungszentrum Emme BZE, nahmen in der Aula der Fachhochschule Burgdorf vor einer interessierten Zuhörerschaft Stellung.

Die gymnasiale Matura
Christian Joos, Rektor des Gymnasiums Burgdorf, zitierte drei Bildungsziele aus der Verordnung des Bundesrates über die Anerkennung von gymnasialen Maturitätsausweisen aus dem Jahr 1995: allgemeine Studierfähigkeit (breit gefächert, kohärent), Methodenkompetenz (Abstraktion, Kommunikation, Intuition, Logik) und Nachhaltigkeit (historisch, kulturell, national und international). – Wer wissbegierig und fleissig ist, sehr gute Leistungen in der Sekundarschule erbringt, ein gutes Arbeits- und Lernverhalten und Freude an der Schule hat, ist am Gymnasium richtig. Eventuell weniger geeignet sei derjenige, welcher diesen Weg bloss mangels Alternativen wähle. Wer in der 9. Klasse prüfungsfrei ins Gymnasium gelangen will, muss in der ersten Hälfte des 8. Schuljahres in der Sachkompetenz sowie im Arbeits- und Lernverhalten in den Fächern Deutsch, Französisch, Mathematik und NMM in sechs von acht Teilbereichen je ein «empfohlen» erreichen. Nebst den Grundlagenfächern besucht der Gymnasiast ein Schwerpunktfach. «Es spielt für die spätere Studienwahl keine Rolle, welches gewählt wird. Es gilt lediglich zu wissen, wo das eigene Interesse liegt», so Joos. Kernaufgabe des Gymnasiums ist es, die Absolventen für den Besuch der Universitäten und Technischen oder Pädagogischen Hochschulen zu befähigen, und Tatsache ist, dass der Gymnasiast eine sehr breite Bildung erhält.

Fachmittelschulen
Wer die Sekundarschule besucht, gerne noch weiter zur Schule gehen möchte und eine höhere Ausbildung in den Berufen des Gesundheitswesens, der sozialen Arbeit oder der Pädagogik anstrebt, liegt mit der Wahl der FMS richtig. Fachmittelschulen im Kanton Bern sind Abteilungen der Gymnasien Bern-Neufeld, Biel-Seeland, Langenthal, Thun und NMS Bern. Die FMS ist eine Vollzeitschule mit einer Dauer von drei Jahren. Sie vermittelt eine breite Allgemeinbildung und ab dem zweiten Ausbildungsjahr Berufsfeldunterricht. Mit der Erlangung des Fachmittelschulausweises ist eine Ausbildung an Höheren Fachschulen (HF) möglich (z.B. Aktivierungstherapeut, Biomedizinischer Analytiker, Dentalhygieniker, Fachmann für Medizinisch-Technische Radiologie, diplomierter Pflegefachmann HF, Rettungssanitäter, Technischer Operationsfachmann). Der Fachmaturitätsabschluss befähigt zum Besuch der Fachhochschulen (FH). Zur Erlangung der «Fachmaturität Soziale Arbeit» müssen unter anderem ein zwölfwöchiges Praktikum und 32 Wochen Arbeitswelterfahrung gemacht, eine Fachmaturitätsarbeit geschrieben und diese präsentiert werden. Im Anschluss kann an der «Fachhochschule FH Soziale Arbeit» Sozialarbeit, Sozialpädagogik oder Soziokulturelle Animation studiert werden. Mit der «Fachmaturität Gesundheit», die auf zwei Wegen erreicht werden kann, kann Ergotherapeut an der Fachhochschule Zürich, Ernährungsberater an der FH Bern, Hebamme, Pflegefachmann FH und Physiotherapeut studiert werden.

Neu angeboten wird die «Fachmaturität Pädagogik», die den prüfungsfreien Übertritt an die Pädagogische Hochschule PH ermöglicht. Laut Referent Robert Zemp, Schulleiter Fachmittelschule Oberaargau, gibt es in der Schweiz rund 60 Fachmittelschulen. Ein Drittel der Absolventen schliesst mit der Fachmaturität ab, zwei Drittel erlangen den Fachmittelschulausweis. Übrigens: Nach dem Erwerb des FMS-Ausweises kann auch in die Sekunda (zweitletztes Jahr) des Gymnasiums eingetreten werden.

Bildungszentrum Emme BZE
Thomas Wullimann, Rektor Bildungszentrum Emme BZE, liess wissen, dass in der Schweiz 230 verschiedene Abschlüsse in der Berufsbildung möglich seien. Das Bildungszentrum Emme ist seit 1. August 2014 tätig. Es ist ein Zusammenschluss der Berufsfachschule Emmental bfe, der Kaufmännischen Berufsschule Emmental KBSE und der Gartenbauschule Oeschberg. Das Bildungszentrum Emme verfügt über sechs Standorte in vier Gemeinden. 2600 Lernende aus gewerblichen Berufen, dem kaufmännischen Bereich, dem Detailhandel, von Brückenangeboten, in Vorlehren sowie in höheren Weiterbildungen werden durch das BZE ausgebildet. 250 Mitarbeitende sind am BZE tätig. Das Budget beträgt 29 Mio. Franken. Thomas Wullimann nannte zehn Schlüsselkompetenzen zur Erlangung eines erfolgreichen Berufsabschlusses: Einsatzfreude, Lernbereitschaft, Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ausdauer, Ordnungssinn, Teamfähigkeit und Höflichkeit. Den Anwesenden in der Aula der Fachhochschule vermittelte er einleitend einen Überblick über die schweizerische Bildungssystematik.

Barbara Schwarzwald

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