Christine Burkhalter wird Europameisterin

  17.10.2016 Aktuell, Koppigen, Sport

Seit Jahren erfährt das dynamische Schiessen in der Schweiz wachsenden Zuspruch. Der verantwortungsvolle und gekonnte Umgang mit einer Waffe, in Verbindung mit Geschwindigkeit und Präzision, machen den IPSC-Schiesssport zu einer attraktiven und herausfordernden Disziplin. Zu den bisherigen Erfolgen von Burkhalter gehören drei Schweizermeistertitel, der dritte Rang an den Europameisterschaften 2013 in Portugal sowie der Vizeweltmeistertitel 2014 in Florida. «D’REGION» unterhielt sich mit der frischgebackenen Europameisterin über das dynamische Schiessen, die Europameisterschaften und ihre Zukunftspläne.

«D’REGION»: Dynamisches Schiessen ist wahrscheinlich den wenigsten Menschen ein Begriff. Worum geht es genau bei dieser Disziplin des Schiesssports?
Christine Burkhalter: Das Motto des dynamischen Schiessens lautet: «Diligentia, vis, celeritas». Das ist lateinisch und bedeutet so viel wie Präzision, Kraft, Geschwindigkeit. Grundsätzlich geht es darum, mit einer Pistole ausgerüstet einen vorgegebenen Parcours mit einer gewissen Anzahl Ziele möglichst schnell zu absolvieren und dabei möglichst alle Ziele zu treffen. Geschwindigkeit und Präzision sind dabei etwa gleichtwertig – ist man schnell, kann man sich einige Fehlschüsse mehr erlauben, ist man treffsicher, kann man einige Sekunden gutmachen.

«D’REGION»: Wie trainiert man denn dafür und wie oft und wo trainieren Sie?
Christine Burkhalter: Das Präzisionstraining absolviere ich in Höchstetten in einem normalen 25 m-Schiesskeller, das ist dann aber statisches Schiessen, ohne dass man sich zwischen den Schussabgaben bewegt. Orte, wo man das dynamische Schiessen trainieren kann, gibt es leider nicht so viele, dies trainiere ich in Solothurn und Biel.
Vor den Meisterschaften trainiere ich drei bis vier Mal pro Woche mit der Pistole, dazu kommen noch Kraft- und Ausdauertrainings. In der Zwischensaison reduziere ich das Schiesstraining auf ein bis zwei Mal pro Woche.

«D’REGION»: Das tönt nach einem relativ grossen Aufwand. Wie bringen Sie Beruf und Hobby unter einen Hut?
Christine Burkhalter: Mit einem sehr netten Arbeitgeber (lacht). Ich kann mir meine Arbeitszeit glücklicherweise sehr flexibel einteilen, sodass ich quasi die Arbeitszeit nach dem Hobby ausrichten kann – das hilft natürlich enorm. Zudem durfte ich vor den Europameisterschaften mein Pensum auf 90% reduzieren, so konnte ich auch mal einen Nachmittag frei nehmen oder ein verlängertes Wochenende machen. Grundsätzlich ist es aber schon so, dass ich meine gesamte Freizeit inklusive Ferien für mein grosses Hobby einsetze.

«D’REGION»: Die «European Handgun Championships» fanden in Felsótárkány, Ungarn, vom 3. bis 8. Oktober statt. Wie sah der Wettkampf für Sie genau aus?
Christine Burkhalter: Die Europameisterschaften wurden an fünf Wettkampftagen, von Montag bis Freitag, ausgetragen. Jede Schützin und jeder Schütze tritt jedoch nur an vier Wettkampftagen an, man hat also einen Tag frei. Pro Tag werden jeweils sechs Parcours unterschiedlicher Länge geschossen – die Länge ist nach der Anzahl Schüsse bemessen, die zwischen 9 und 32 variiert.

Jeder Parcours wird einem separat erklärt und es wird aufgezeigt, wo sich welche Art von Ziel befindet und wie viele Schüsse man abgeben muss. Danach ist es Aufgabe der Startenden, den schnellsten Weg zu eruieren und sich den Ablauf des Parcours genau einzuprägen, damit dann am Wettkampf alles möglichst schnell und präzise abläuft.

«D’REGION»: Was war für Sie an diesem Wettkampf die grösste Herausforderung?
Christine Burkhalter: Das war für mich sicherlich der mentale Aspekt des Ganzen. Da es oft regnete, war der Untergrund matschig und dadurch die Bedingungen recht anspruchsvoll – dadurch durfte man sich nicht verunsichern lassen. Zudem war es schwierig, mit den eigenen Ansprüchen und den Erwartungen von anderen Personen zurechtzukommen und die Nerven im Griff zu behalten.
Ich habe dann einfach jeden Tag einzeln genommen und versucht, jeweils meine beste Leistung
abzurufen.

«D’REGION»: Haben Sie nach diesem grossartigen Erfolg bereits Pläne für die Zukunft?
Christine Burkhalter: Das nächste grosse Ziel sind sicherlich die Weltmeisterschaften im August in Frankreich. Das ist eigentlich auch das Hauptziel meines mehrjährigen Trainingsplans. So gesehen waren die Europameisterschaften «nur» ein Zwischenziel, ich freue mich jedoch trotzdem riesig über den Europameistertitel!

«D’REGION»: Besten Dank für das Interview!

Zur Person
Christine Burkhalter wurde am 23. September 1977 in Burgdorf geboren. Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte sie eine kaufmännische Lehre auf der Gemeindeverwaltung Heimiswil. Danach folgten neun Jahre bei der Interdiscount AG in Jegens­torf in der Finanzabteilung. Seit 2007 arbeitet sie in der Sicherheitsbranche und ist für die Buchhaltungen verschiedener Firmen zuständig.

Felix Glauser

Weitere Informationen: www.christineburkhalter.com, www.ipsc.ch.


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