Die Unico Treuhand AG, Burgdorf, hatte ihre Kunden und Geschäftspartner zum Treuhand-Forum 2016 unter dem Titel «Digitalisierung und disruptive Innovation» in die Markthalle nach Burgdorf eingeladen. Das Unternehmen betreut mit 15 Mitarbeitenden circa 300 KMU-Betriebe, Non-Profit-Organisationen und Stiftungen schweizweit in den Bereichen Treuhand, Wirtschaftsprüfung sowie Steuer- und Wirtschaftsberatung. Rund 100 Kunden waren der Einladung gefolgt und liessen sich über das Neus­te aus Rechnungslegung und Steuern, über aktuelle gesetzliche Änderungen und disruptive Technologie ins Bild setzen. «Eine disruptive Technologie (englisch «to disrupt» – unterbrechen) ist eine Innovation, die eine bestehende Technologie, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung möglicherweise vollständig verdrängt», so die Erklärung von Uli Niederhauser, Gründer und Verwaltungsrat der Unico Treuhand AG.

3,1 Milliarden Menschen mit Internet-Zugang
Referent Daniel Krebser ist Internet-­Unternehmer der ersten Stunde, hat verschiedene Online-Startups begleitet und entwickelte die Online-Stellenplattform «jobs.ch». 2013 gründete er mit Adrian Gerber «ATIZO 360 °», ein Unternehmen zur Innovationsberatung mit Kunden wie SRF, Postfinance, Migros und Rivella. «Mittlerweile haben 3,1 Milliarden Menschen weltweit Zugang zum Internet», liess Krebser wissen. Allein die Veränderungen in den letzten Jahren wegen des Online-Handels führen dazu, dass Arbeitsstellen verlorengehen, sich Berufsbilder verändern oder verschieben. Eine Studie der Oxford University belege, dass es 50 Prozent aller aktuellen Jobs in 20 Jahren so nicht mehr gebe. Selbstverständlich würden auch neue geschaffen. Um wie viele es sich handle, könne im Moment nicht gesagt werden.

Mantra anstelle von Vision
Als klassische Disruption bezeichnete Krebser den Wandel in der Musikindustrie hin zu iTunes (universelles Multimedia-Verwaltungsprogramm von Apple; es dient dem Herunterladen, Abspielen usw. von Musik). Als Tipp gab er den Anwesenden mit auf den Weg, betreffend Innovationen permanent am Ball zu bleiben und statt einer Unternehmensvision ein Mantra zu erstellen. «Versuchen Sie, ein Mantra zu schaffen über den Nutzen, den Sie bei Ihren Kunden erzielen», riet er. Als zweiten Punkt erwähnte er die Software. Sie generiere Wertschöpfung und müsse Kernkompetenz werden. «Vernetzen Sie sich!», lautete ein weiterer Ratschlag. «Vernetzen Sie sich mit Ihren Mitarbeitenden, Ihren Kunden. Wenn Sie Produkte mit ihnen zusammen entwickeln, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie dann auch eingesetzt werden.» Manchmal gelte es auch ganz einfach, einen grossen Schritt zu wagen, wie das Biella, die Herstellerin von Bundesordnern, gemacht habe. Sie verfahre neu nach dem Motto «finden statt suchen» mit der Software «SimplyFind» zur Digitalisierung von Dokumenten.

Steuern, Rechnungslegung und Recht
Unico-Geschäftsleitungsmitglied Chris­tina Eggenberg erläuterte, dass als Teil der FABI-Vorlage der Fahrzeugkostenabzug für den Arbeitsweg bei der direkten Bundessteuer auf 3000 Franken und im Kanton Bern auf 6700 Franken begrenzt wurde. Gemäss Interpretation der Steuerverwaltung unterliegen auch privat genutzte Geschäftsfahrzeuge dieser Begrenzung.
Der neu in den Verwaltungsrat gewählte Michel Nyffenegger informierte über den aktuellen Stand der Unternehmenssteuerreform III. Die Auswirkung der Aufhebung des kantonal gesondert besteuerten Steuerstatus (Holdingprivileg) wird für reine Beteiligungsgesellschaften durch den Beteiligungsabzug abgefedert. Bezüglich der Umsetzung der entlastenden Massnahmen (Patentbox, Forschungs- und Entwicklungsabzug, zinsbereinigte Gewinnsteuer) bestehen auf kantonaler Ebene zahlreiche Auswahlmöglichkeiten, was zu einer höheren Rechtsunsicherheit führen dürfte.

Barbara Schwarzwald