Auf Anhieb Mannschaftssilber

| Di, 01. Nov. 2016

KIRCHBERG: In ihrem ersten startberechtigten SM-Jahr schaffen die beiden Gym-Center-Turnerinnen Elina Wyss und Lia Sommer die Sensation und steigen mit der Mannschaft Bern aufs Podest an den emotionalen Schweizer Mannschaftsmeisterschaften der Geräteturnerinnen. red

Kirchbergs Sporthalle Grossmatt bot dem organisierenden Gym Center Emme eine ideale Infrastruktur, um die Stimmungsmacher aus den Kantonen der ganzen Schweiz zu empfangen. Wer dabei sein wollte, brauchte einen langen Hals, wer sprechen wollte, eine sehr laute Stimme, und wer gewinnen wollte, einen von Anfang bis Schluss perfekten Wettkampf.

Endlich Schweizermeisterschaften!
Und dabei braucht es viel Geduld, bis man in der boomenden Sportart um Schweizermeistertitel mitturnen kann. Erst in den Kategorien K5, K6, K7 und Damen ist dies möglich. Lia Sommer aus Oberburg und Elina Wyss aus Burgdorf hatten diese Geduld. Dass sie allerdings gleich an ihren ersten Titelkämpfen beinahe die ganze Schweiz in die Schranken weisen und hinter St. Gallen Mannschaftssilber feiern würden, davon hatten sie nicht geträumt. «Christian bereitete uns vor, dass es schwierig sein würde im Kampf gegen acht vor uns qualifizierte Teams», waren sich die Bernerinnen bewusst.

Zwei ehemalige Oberburgerinnen ganz gross
Elina Wyss und Lia Sommer verbindet eine einzigartige Vergangenheit. Beide turnten bis vor vier Jahren im Geräteturnen Oberburg. Nun bewiesen sie im Dress des organisierenden Gym Centers Emme, dass sie grosses Talent mit beachtlichen Fortschritten vereint haben. In ihrem ersten Jahr im K5 qualifizierten sie sich gegen starke Berner Konkurrenz für die Mannschaft und sorgten für die Silbersensation.

Schaukelringe als Höhepunkt und Gradmesser
Lia Sommer konnte in jüngeren Jahren oft zu Hause mit ihren Geschwistern turnen. Dies gilt mit Bestimmtheit nicht für das Schaukelring-Turnen. Wer verfügt zu Hause schon über eine sechs Meter hohe Halle, um an diesem schweizspezifischen, spektakulären Turngerät zu üben? Immerhin, in ihrer Emmenhalle in Utzenstorf ist dies möglich.

Mit zwölf Jahren gehört die um einen Kopf kleinere Elina Wyss zu den jüngsten SM-Teilnehmerinnen. Mit beeindruckender Sicherheit wirbelt sie um die Reckstange. Ihre gespannte Haltung, die hohen Schwünge, die bilderbuchartige Technik begeistern auch die Wertungsrichterinnen. Wyss erturnt die viertbeste Recknote. Ihre Körpergrösse gereicht ihr allerdings an den Schaukelringen, bis fünf Meter über den weichen Matten, zum Nachteil. Während die grossen Turnerinnen ihre Körpermasse in viel Schwung und eine atemberaubende Höhe, hoch über den obersten Tribünenplätzen, umsetzen können, fehlt der kleinen Elina diese Ausdrucksstärke. Hier verliert sie sechs Zehntel. Ohne diesen Verlust würde sie gar zu den Favoritinnen am Einzelfinal in Sion zählen.

«Bombenwettkampf als Nichtfavoriten»
«Dabei war unsere Mannschaft nicht als eine der besten acht Teams gesetzt und musste schon in der zweiten von drei Abteilungen an die Geräte», lobt Trainer Christian Nyfeler, der die Bernerinnen aus Frutigen, Utzenstorf, Büren und Bern zu Silber geführt hatte. Alle fünf eingesetzten Turnerinnen schafften zudem die Qualifikation an den SM-Final der besten 40 Schweizerinnen in Sion, wo es in drei Wochen um Einzelmedaillen gehen wird.

«Schad, git’s ke EM!»
«Beim Einmarsch wurden wir erst doch nervös», schauen die beiden Utzens­torferinnen auf ihren gelungenen Einstand zurück, «doch dann turnten wir konzentriert». Ob sie wohl in drei Wochen auch nervös sein würden, konnte man sich fragen. Doch sie kommen der Frage zuvor: «Schad, git’s ke EM!», schwärmen die beiden Talente. Erst nervös, haben sie sich an den grossen Rummel gewohnt und träumen bereits vom Einzigen, was eine Schweizer Geräteturnerin nie erreichen kann, denn der Schweizermeistertitel ist die höchste Auszeichnung, die man erreichen kann, und dafür trainieren die beiden fürs Leben gern.

Werner Bill

Auszug aus der Rangliste: K5: 1. St. Gallen, 149,40; 2. Bern (Elina Wyss, Lia Sommer, Staschia Meier, Anna Kaufmann, Jasmin Fankhauser) 148,70; 3. Luzern, Ob- und Nidwalden, 147,60. – K6: 1. St. Gallen, 149,85; 2. Jura, 149,30; 3. Aargau 1, 149,20; 9. Bern (Deborah Ryser, Katja Schürch, Selina Fankhauser, Nathalie Hurni, Nadine Hostettler) 147,05. – K7: 1. Luzern, Ob- und Nidwalden, 149,10; 2. Vaud 1, 147,25; 3. Zürich 1, 146,50; 10. Bern (Julia Heiniger, Jasmin Grossenbacher, Iria Rodriguez, Ramona Kauer, Carla Rentsch), 143,76. – Damen: 1. Aargau 1, 112,30; 2. Zürich 1, 111,60; 3. Luzern Ob- und Nidwalden, 111,40; 4. Bern 1 (Martina Marti, Mirjam Strahm, Corinne Gisler, Andrea Kienholz), 110,80; 15. Bern 2, 105,80.

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