Gemeindewahlen 2016

  28.11.2016 Aktuell, Burgdorf, Gesellschaft, Politik

Der neue Stadtpräsident von Burgdorf und Nachfolger von Elisabeth Zäch heisst Stefan Berger. Der SP-Politiker erhielt 2660 Stimmen (53,1 %) und setzte sich damit klar gegen Francesco Rappa (BDP), den Kandidaten der Bürgerlichen, durch. Rappa vereinigte 1864 Stimmen (37,2 %) auf sich. Chancenlos blieb die parteilose Cornelia Weber: Mit 484 Stimmen (9,7 %) erzielte sie aber einen Achtungserfolg.
«Ich bin überglücklich», freute sich Berger, der über alle Parteigrenzen hinaus viel Zuspruch erhielt, nach Bekanntgabe der Resultate. «Mit einem so deutlichen Ergebnis hatte ich keineswegs gerechnet. Ich danke Francesco Rappa und Cornelia Weber für den fairen und konstruktiven Wahlkampf. Amerikanische Verhältnisse haben in Burgdorf glücklicherweise nie Einzug gehalten.» Den Schlüssel für seinen Erfolg sieht er in seiner Bürgernähe: «Ich bin bei den Burgdorferinnen und Burgdorfern bekannt und engagiere mich seit Langem, teilweise auch hinter den Kulissen, mit viel Herzblut für unsere Stadt – als Mitorganisator des Stadtlaufs, als Präsident des Altstadtleists, als Stadtrat oder in der Krimi-Beiz während den Krimitagen. Dieses Engagement hat die Bevölkerung honoriert.»
Für den Unternehmer beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt: Ab dem kommenden Jahr avanciert er zum Berufspolitiker: «Ich freue mich auf die Herausforderung. Nach dem Wahlkampf beginnt erst die eigentliche Arbeit. Es gilt, Burgdorf weiter fit für die Zukunft zu machen. Packen wir’s an.»
Ein wenig enttäuscht zeigte sich Francesco Rappa über sein Abschneiden: «Ich hatte mir ein knapperes Resultat erhofft. Das Abstimmungswochen­ende mit der Atom-Ausstiegsinitiative scheint das links-grüne Lager stark mobilisiert zu haben. Zudem kostete mich die Kandidatur von Cornelia Weber, die sich als Bürgerliche positionierte, Stimmen. Das Zeitfenster, um meinen Wahlkampf zu führen und meine Positionen der Bevölkerung vorzustellen, stellte sich als zu knapp heraus.» Rappa war im August als Kandidat der Bürgerlichen angetreten, nachdem Peter Urech (FDP) seine Kandidatur zurückgezogen hatte. «Das Stadtpräsidium ist für mich nun definitiv kein Thema mehr», verriet Rappa gegenüber der Zeitung «D’REGION». Die Politik wird ihn allerdings weiter beschäftigen.

Ergebnisse Gemeinderatswahlen
Im Gemeinderat verteidigte das Rot-Grün-Mitte-Bündnis erfolgreich seine Mehrheit. Neben Stefan Berger nehmen Annette Wisler Albrecht (SP, bisher, 2764 Stimmen), Theophil Bucher (Grüne, neu, 2023 Stimmen) und Beatrice Kuster Müller (EVP, neu, 1813 Stimmen) Einsitz in die siebenköpfige Exekutive. Ein Glanzresultat erzielte neben Wisler Albrecht die zweite bisherige Kandidatin, Charlotte Gübeli (BDP): Sie erhielt 2835 Stimmen. Während Francesco Rappa (BDP, neu, 2218 Stimmen) vor vier Jahren den Einzug in den Gemeinderat um lediglich 12 Stimmen verpasst hatte, schaffte er dieses Mal die Wahl souverän. Christoph Grimm von den Grünliberalen (neu, 2125 Stimmen) schaffte den Sprung in die Exekutive ebenfalls. Nicht mehr im Gemeinderat vertreten sind in der kommenden Legislaturperiode die SVP und die FDP. Bruno Rosser (SVP) konnte 1550 Stimmen auf sich vereinigen, Thomas Gerber (SVP) 1642. Der 26-jährige Elias Maier (FDP) scheiterte mit 1786 Stimmen nur ganz knapp. Urs Pfister (CVP) erhielt 828 Stimmen.

Stadtrat: Die GLP wird künftig das Zünglein an der Waage spielen
Im Stadtrat, im vierzigköpfigen Parlament, bildet die SP nach wie vor die mit Abstand stärkste Fraktion. Sie gewinnt einen Sitz dazu und ist künftig mit 12 Köpfen vertreten. Die Grünen kommen unverändert auf vier Sitze, die EVP auf zwei. Das Rot-Grün-Mitte-­Bündnis stellt also insgesamt 18 Abgeordnete.
Zweitstärkste Partei bleibt die SVP. Sie verteidigte ihre sieben Sitze. Die FDP gewinnt einen Sitz und ist neu mit fünf Parlamentariern vertreten. Dagegen verlieren die Jungfreisinnigen ihr bisheriges Mandat. Federn lassen muss auch die BDP: Sie verliert zwei Sitze und stellt künftig noch fünf Abgeordnete. Mit der EDU, die ihr bisheriges Mandat erfolgreich verteidigte, kommen die bürgerlichen Parteien ebenfalls auf 18 Sitze.
Das entscheidende Zünglein an der Waage wird künftig die GLP spielen: Sie verdoppelte ihre Sitzzahl von zwei auf vier und gehört damit definitiv zu den Wahlsiegern. Nicht mehr im Stadtrat vertreten ist die CVP (– 1 Sitz).

Enttäuschung und Freude
Enttäuscht zeigte sich SVP-Nationalrätin Nadja Pieren, Wahlkampfleiterin des bürgerlichen Komitees, über das Wahlresultat. «Das Ergebnis fiel deutlich aus: Die Mehrheit der Bevölkerung hat offenbar die bisherige Politik von Rot-Grün-Mitte goutiert. Dies gilt es zu akzeptieren.» Pieren betonte, dass die Zusammenarbeit zwischen den bürgerlichen Parteien vorbildlich funktioniert habe: «Wir müssen uns diesbezüglich keine Vorwürfe machen.» Dass die SVP künftig nicht mehr in der Exekutive vertreten ist, erklärte sie mit der starken Ausgangslage der BDP innerhalb des bürgerlichen Blocks: «Die BDP konnte mit einer bisherigen Kandidatin und dem Stapi-Kandidaten punkten.»
Obwohl die geschichtsträchtige FDP in der kommenden Legislaturperiode nicht mehr in der Exekutive vertreten sein wird, sprach Michel André Fels, Vizepräsident FDP, nicht von einer Niederlage: «Als junger Kandidat hat Elias Maier mit einem engagierten Wahlkampf und grosser Kompetenz überzeugt. Ihm fehlten nur wenige Stimmen zur Wahl. Das gute Ergebnis bei den Stadtratswahlen zeigt, dass die Wähler/innen uns nach wie vor vertrauen. Die FDP steht für tragfähige Lösungen und eine verantwortungsvolle Politik ein. In vier Jahren werden wir um den Wiedereinzug in die Exekutive kämpfen.»
Bei der BDP wurden die Wahlergebnisse mit einem lachenden und einem weinenden Auge aufgenommen. «Wir sind natürlich sehr erfreut, künftig mit zwei Sitzen in der Exekutive vertreten zu sein», erklärt Parteipräsident Roger Aebi. «Die BDP bleibt mit ihrem Stimmenanteil die drittstärkste Partei in Burgdorf. Leider ist es nicht gelungen, die bürgerliche Wende im Gemeinderat zu erreichen. Ein Wermutstropfen stellen für uns natürlich auch die beiden Sitzverluste im Stadtrat dar. Die BDP wird die Resultate genau analysieren und entsprechende Massnahmen in die Wege leiten.»
Michael Ritter, Stadtrat und Vorstandsmitglied GLP, führte den Erfolg der Grünliberalen hauptsächlich auf zwei Faktoren zurück: «Bei den Gemeinderatswahlen gelang es Christoph Grimm als profiliertem Kandidaten, Stimmen über die Parteigrenzen hinweg zu holen. Im Stadtrat waren wir als Zweierdelegation in dieser Legislaturperiode äusserst aktiv. Dies hat die Bevölkerung wahrgenommen und honoriert.»
Zufrieden zeigte sich am Sonntagabend auch die SP: «Rot-Grün-Mitte geht aus den Wahlen gestärkt hervor», freute sich Fraktionspräsident Peter von Arb. «Wir werden weiterhin eine ausgewogene Politik verfolgen, umsichtig mit den finanziellen Ressourcen umgehen und uns zugleich für die sozial Schwächeren einsetzen. Der SP ist es ein Anliegen, in einem permanenten Austausch mit der Bevölkerung zu stehen, ihre Anliegen und Wünsche aufzunehmen und umzusetzen.»
Markus Hofer


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