Bezauberndes Sommerkonzert im Zentrum Mösli

| Mo, 24. Jul. 2017
Simon Wunderlin bezauberte letzte Woche die BewohnerInnen des Zentrums Mösli mit den Tönen der Marimba, der grossen Schwester des Xylophons.

UTZENSTORF: Jürg Kruger, der Leiter des Zentrums Mösli in Utzenstorf, legt grossen Wert darauf, regelmässig hochstehende kulturelle Angebote ins Haus zu holen – so lud er zum Sommerkonzert mit Simon Wunderlin (Marimba) ein. afu.

Rund dreissig Senioren/-innen sitzen im Hof des Zentrums Mösli im Schatten der Pergola, reden miteinander, geniessen die leichte Brise, die die nachmittägliche Hitze abmildert – und sie beobachten immer wieder gespannt, wie der junge Musiker die letzten Vorbereitungen für das gleich beginnende Konzert trifft. Nun tritt Jürg Kruger, der Leiter des Zentrums, vor das Publikum und stellt den Basler Schlagzeuger Simon Wunderlin vor, der heute auf der Marimba, der grossen Schwester des Xylofons, spielen wird. Die ersten Klänge schleichen sich fast unbemerkt ein, plötzlich sind sie einfach da – ein volltönender Grundteppich, über dem eine wunderschöne Melodie schwebt. Die Stimmung ist fast so, wie wenn man auf einer Alp den Sonnenuntergang geniessen würde – und plötzlich merkt man, dass die gespielte Melodie doch eigentlich ganz bekannt ist. Einzelne Bewohner/innen singen bereits leise mit: «Lueget vo Bärge und Tal…»

Zeichen der Wertschätzung
Jürg Kruger, der seit 16 Jahren die Leitung des Zentrums Mösli innehat, legt grossen Wert darauf, regelmässig Kultur ins Zentrum für Wohnen, Betreuung und Pflege im Alter zu holen: «Bis zu einem gewissen Alter ist es möglich, in den Ausgang zu gehen, in Bern, Solothurn oder wo auch immer ein Museum zu besuchen, ins Theater oder Konzert zu gehen oder sich einen Film anzuschauen. Das ist jedoch bei vielen unserer Bewohner/innen nicht mehr so einfach möglich.» Aus diesem Grund sei es ihm wichtig, quasi den «Ausgang» ins Haus zu holen: «Normalerweise haben wir neben unseren ‹normalen› Aktivitäten pro Monat ein bis drei kulturelle Anlässe, zum Beispiel Konzerte, Tanznachmittage, Geschichtenstunden oder Reisevorträge.» So hätten beispielsweise die Musikgesellschaften, Chöre und Musikformationen der näheren Umgebung den Besuch im Mösli fest auf ihrem Jahresprogramm: «Das ist für uns ausserordentlich wertvoll – denn die Senioren schätzen nicht nur die Musik sehr, sondern auch, wenn sie unter den Musizierenden Bekannte entdecken.» Er beobachte oft, dass Senioren/-innen richtig aufleben, wenn sie persönlich von jemandem, der auftritt, begrüsst würden: «Diese kleine Geste ist für unsere Bewohner/innen immer ein grosses Zeichen der Wertschätzung, das sie dankbar entgegennehmen und geniessen.»
Nach weiteren bekannten Volksliedern, die Simon Wunderlin speziell für die Marimba arrangiert hat, spielt er nun eine Komposition von Evelyn Glennie – ein modernes Werk, das hochkomplex ist und sich trotzdem im Klang durch schwebende Leichtigkeit und musikalische Harmonie auszeichnet – ein musikalischer Leckerbissen, den sich die Senioren/-innen mit offensichtlicher Freude zu Gemüte führen.

Qualitativ hochstehende Unterhaltung
Jürg Kruger hat sich über die Jahre eine grosse Kartei von Profimusikern angelegt: «Zum Teil wurden sie mir von Angehörigen, Freunden, Mitarbeitenden, Stiftungsräten oder von den Bewohnern/-innen selber empfohlen.» Da er für Neues immer offen sei, sage er grundsätzlich nie einfach Nein: «Allerdings habe ich mit den Jahren auch gelernt, dass ich Referenzen einhole, bevor ich jemanden von aussen fest engagiere.» Schliesslich sei ihm wichtig, dass die Bewohner/innen des Zentrums in den Genuss von qualitativ hochstehender Unterhaltung kämen: «Ich reagiere stets mit grossem Unverständnis und Unmut, wenn jemand mir sagt, es sei ja ‹nur› fürs Altersheim. Wir haben hier lebenserfahrene Menschen, die professionelle Qualität sehr gut von Feld-, Wald- und Wiesenmusik unterscheiden können.» Wobei auch zu sagen sei, dass gute Amateure, die mit Herzblut dabei seien und ein auf die Bewohner/innen zugeschnittenes Programm bieten würden, genauso gute oder gar bessere Unterhaltung zu bieten hätten als Profis, die nicht auf ihr Publikum eingingen: «Ich denke, da haben wir hier im Zentrum Mösli wirklich grosses Glück, dass wir auch auf so viele gute regionale Formationen zurückgreifen können.»

Zum Schluss gemeinsames Singen
Bereits ist eine Stunde vergangen, das Konzert neigt sich dem Ende zu. Zum Abschluss schlägt der junge Künstler vor, gemeinsam die bekannten Volkslieder, die er bereits in verschiedenen eigenen Versionen gespielt hat, zu singen – «Vreneli ab em Guggisbärg», «Niene geit’s so schön u luschtig», «Es Burebüebli mani nid» und noch einige mehr. So gibt es zum Abschluss ein echtes Finale mit Chor – denn viele kennen die Worte auswendig, für die anderen hat Simon Wunderlin ein Liederbüchlein ausgeteilt.
Kein Wunder, klatschen die Senioren nach dem letzten Lied noch eine Zugabe heraus…

Andrea Flückiger

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