Vibrierende Kompositionen

  13.12.2017 Bildung, Kultur, Burgdorf, Gesellschaft

An dem abgelegenen Ort in der Nähe von Langnau, wo Marianne Badertscher aufwuchs, fehlten ihr die Spielkameradinnen. So wurden das Zeichnen und das Malen für sie zu einer wichtigen Beschäftigung, und sie sind es bis heute geblieben – sie führt immer ein Skizzenbuch mit sich. Auf die Schulen in Langnau und Burgdorf folgte das Germanistikstudium mit Lizenziat an der Universität Bern. Eine wesentliche Erfahrung war der dreijährige Aufenthalt mit der Familie in New Mexico, USA, wo ihr die Landschaft einen unauslöschlichen Eindruck machte. Das Bedürfnis nach künstlerischer Tätigkeit wurde immer stärker, und so bildete sie sich nach der Rückkehr in die Schweiz zur Lehrerin für Bildnerisches Gestalten aus. Dieses Fach unterrichtete sie dann während 21 Jahren an einer Bezirksschule im Kanton Aargau.
Das Wechselspiel der Farben ist für Marianne Badertscher ein wichtiges Thema. Auch deshalb sind der Tiefdruck und die Malerei Schwerpunkte ihrer freien künstlerischen Tätigkeit. Meist verwendet sie schweres und kostbares Büttenpapier. Deshalb versucht sie es weiter zu verwenden, wenn eine Arbeit in ihren Augen nicht gelungen ist. Wie, das zeigt ein Beispiel in der Ausstellung: Sie zerschnitt Ausschussblätter in kleine Schnipsel, liess sie zufällig auf ein bestehendes rotes Blatt regnen und fixierte sie dort nach kleinen Eingriffen zu einer Collage. Diese diente als Vorbild für mehrere grossformatige Aquarelle und Aquarelle / Gouachen.  
Es ist ein höchst anregendes Seherlebnis, diesen Prozess zu verfolgen. Die erste Umsetzung bleibt nahe am flächigen Ausgangsbild, das ebenso von der Geometrie wie von einer reichen Farbigkeit geprägt ist. In einem zweiten Aquarell geraten die Formen in Bewegung und öffnen sich zu ihrer differenziert gemalten Umgebung hin. In den weiteren Arbeiten lösen sie sich von ihrem Untergrund, sie heben ab, schweben im Raum und bewegen sich in einem musikalischen, tänzerischen Rhythmus. Sie werden durchsichtig und indem sie sich zum Teil überlagern, vervielfachen sich die Farbnuancen zu einem reichen Spiel. Planung und Spontaneität, klare Komposition und vibrierende Details halten einander die Waage. So fühlt sich bei diesen vielschichtigen Arbeiten die rationale Seite im Betrachter ebenso angesprochen wie die emotionale.

Hans Baumann
Vernissage: Samstag, 16. Dezember 2017, ab 16.00 Uhr. Die Ausstellung dauert bis zum 14. Januar 2018 und ist jeweils Donnerstag bis Sonntag und zusätzlich am 26. Dezember 2017 und am 2. Januar 2018 von 14.00 bis 19.00 Uhr geöffnet.


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote