«Weiterbewegen ist besser als nichts machen»

  18.06.2018 Foto, Kirchberg, Sport

In den letzten zwölf Jahren verpasste Regine Aeberhardt kein einziges Mal die Bieler Lauftage. Ganz im Gegenteil: in verschiedenen Disziplinen erreichte sie in allen zwölf Jahren ausgezeichnete Resultate in den Top 3, darunter sogar sechs Mal den ersten Rang.
Im Gespräch mit der D’REGION spricht die geborene Emmentalerin über die Anfänge ihrer eindrücklichen Laufkarriere. «Ich habe mich schon immer gerne bewegt», erzählt Regine Aeberhardt. «Ich hatte einen langen Schulweg und auch den bin ich schon dann lieber gerannt als gelaufen.» Damals habe es aber schlicht und ergreifend noch keine Möglichkeit zum Wettkampf gegeben. Schliesslich wurde sie auch Mutter und habe angefangen zu joggen, wenn sie keines der drei Kinder hüten musste.
Die Wettkampfkarriere war eigentlich gar nicht so geplant. Ihr Mann Stephan Aeberhardt ermutigte sie dazu, ihr hartes Training an einem Event zu testen. «Er hat mich für meinen ersten Wettkampf angemeldet», erzählt sie lachend. An diesem ersten Wettkampf, dem Messener Geländelauf 2004 über 5,9 km, belegte sie unter den Frauen gleich den fünften Platz. Für Regine Aeberhardt ist es klar: «Da hat es mich direkt gepackt.» Schliesslich habe sie auch den ersten Marathon (42,195 km) in Angriff genommen, was sich sofort zu ihrer Lieblingsdistanz entwickelt hat. Das war für Regine Aeberhardt aber auch nicht genug: «Man will an immer neue Grenzen stossen und wissen, was in einem steckt.» So lief sie im Jahr 2013 an den Bieler Lauftagen ihren ersten Ultramarathon über 100 km, wo sie auch auf Anhieb den zweiten Rang erreichte.
Die Laufveranstaltungen sind mittlerweile ein fester Bestandteil ihres Lebens. Trotz Erfahrungen mit grossen ausländischen Events wie dem New York Marathon und dem London Marathon hat sich der Bieler Nacht-Ultramarathon über 56 km als ihr absoluter Lieblingslauf bewährt. Auch an Bergläufen hegt die Kirchbergerin ein reges Interesse. Sie hat schon mehrmals am Jungfrau-Marathon (mit 1829 Höhenmeter) mitgemacht. Diese Berg­läufe bestreite sie aber eher ambitionslos und als eine reine Sache des Spasses.
Regine Aeberhardt ist aber nicht nur (Ultra-)Marathonläuferin und dreifache Mutter, sondern auch Geschäftsführerin des Kosmetiksalons «Cosmetics Regine Aeberhardt» in Kirchberg. Da stellt sich natürlich die Frage, wie da noch Zeit für das Training bleibt. Regine Aeberhardt erklärt: «Bei Selbstständigkeit kann man sich die Zeit zum Glück selber einteilen. Das Training ist für mich ein fixer Bestandteil meiner Agenda.» Auch das grosse Verständnis ihrer Familie sei ein sehr wichtiges Element, ohne das die Kombination aus Arbeit, Laufen und Familienleben nicht möglich wäre. «Die Kinder freuen sich immer, wenn ich wieder etwas gewinne, und mein Mann unterstützt mich stark.» Regine Aeberhardt trainiert über das ganze Jahr. Manchmal diene ihr ein Marathon auch als Vorbereitung für einen folgenden Ultramarathon. Sie ist auch nicht nur zu Fuss, sondern etwa auch mit dem Mountainbike mit ihrem Mann gerne unterwegs.
Wer über solche Distanzen läuft, macht wohl oder übel auch Erfahrungen mit Schmerzen. «Es ist pure Kopfsache», weiss die erfahrene Läuferin. «Man muss Schmerzen irgendwie ausblenden. Ich stelle mir schöne Momente vor, etwa einen Zieleinlauf eines vergangenen Marathons, und fokussiere mich darauf.» Wer sich auf seine eigenen Schmerzen oder die Müdigkeit konzentriere, habe schon so gut wie verloren. Verletztungsmässig habe sie bisher Glück gehabt. Zwar gebe es bei allen Läufern hie und da kleinere Probleme, aber «weiterbewegen ist besser als nichts machen.»
Dass sie an den Bieler Lauftagen konstant so gute Resultate gelaufen ist, ist ihr selbst gar nicht aufgefallen. «Kürzlich hat mich eine Freundin darauf aufmerksam gemacht, es war mir gar nicht bewusst», erzählt sie. Denn auch an den vergangenen Bieler Lauftagen vom 7. bis 9. Juni 2018 hat Regine Aeberhardt erneut am 56-km-Nacht-Ultramarathon mitgemacht und hat sich mit dem zweiten Rang erneut einen fantastischen Rang in den Top 3 geholt. «Nach dem Marathon ist vor dem Marathon», ergänzt die Kosmetikerin lachend, denn schon bald steht der nächste Marathon an. Am 7. Juli 2018 wird sie sich zum ersten Mal an den Gornergrat-Zermatt-Marathon (mit rund 1900 Höhenmeter) wagen. Doch das ganz grosse Highlight des Jahres folgt erst Ende Jahr. Im November 2018 fliegt Regine Aeberhardt nach Nepal und nimmt drei Wochen lang mit einer kleinen Gruppe an der Annapurna-Umrundung teil. Zwar ohne Zeitdruck, aber mit 240 Kilometern und 14 000 Höhenmetern wartet so definitiv eine neue Herausforderung auf die erfahrene Marathonläuferin. David Kocher

 

Die Resultate von
Regine Aeberhardt an den Bieler Lauftagen

2006    Staffel Frauen        Rang 2
2007    Staffel Frauen        Rang 1
2008    Staffel Frauen        Rang 1
2009    Partnerlauf (100 km)    Rang 2
2010    Nachtmarathon (W40)    Rang 1
2011    Partnerlauf (100 km)    Rang 3
2012    Nachtmarathon (W45)    Rang 1
2013    100 km (W45)        Rang 2
2014    100 km (W45)        Rang 2
2015    Partnerlauf (100 km)    Rang 1
2016    Halbmarathon (W45)    Rang 1
2017    56-km-Ultramarathon (W50)    Rang 2
2018    56-km-Ultramarathon (W50)    Rang 2


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