Musik gehörte für Walter Kurz schon als Kind zum Alltag, wie das Essen, Schlafen und der Schulbesuch. Seine Vorfahren waren alle Tambouren, und so erlernte er das Spielen des Piccolos, einer kleinen Querflöte, die traditionell zu Trommeln gespielt wird. Als er 1954 der neu gegründeten Knabenmusik Oberburg beitrat, wechselte er trotz Widerstand der Familie zur Trompete. Seither liess ihn die Musik nicht mehr los. «60 Jahre aktive Musik sind noch nicht genug», meinte Kurz lachend. «Solange der Atem reicht, mache ich weiter.»

Seine Leistungen sind als sogenannter Musiklebenslauf im Musikerpass dokumentiert. Zuerst war er Trompeter bei der Musik Frohsinn Oberburg. Später wechselte er zur Arbeitermusik der Stadt Burgdorf, die sich heute Harmoniemusik der Stadt Burgdorf nennt. Wer zwanzig Jahre in einem Orchester mitspielt, bekommt die Ehrenmitgliedschaft, und diese Auszeichnung wurde ihm von beiden Formationen verliehen.
Er war zudem Mitglied der Feuerwehrmusik Burgdorf und spielt aktuell bei der BLS-Eisenbahnermusik und beim Veteranenspiel Alte Garde Emmental. Bei Letzterem darf nur mitmachen, wer 25 Jahre Musikerfahrung vorweisen kann. Der erfahrene Musiker und Dirigent René Spada ist musikalischer Leiter dieser Gruppe. Er stellt hohe Ansprüche an seine siebzig Personen starke Formation. Gespielt wird hier vor allem nach alter Literatur. Kurz ist jedoch offen für unterschiedliche Stilrichtungen, nur Jazz gehört nicht zu seinen Vorlieben.

Walter Kurz erinnert sich gerne an früher, als ein- bis zweimal pro Woche geübt wurde. Die Musiker – damals waren nur Männer in diesen Orchestern – trafen sich ungefähr einhundert Mal pro Jahr. Neben Konzerten spielten sie an Geburtstagen und anderen Anlässen. Der gesellige Aspekt war wichtig, denn damals gab es weniger Freizeitangebote, Vereine hatten einen höheren Stellenwert. Die Musikvereine trafen sich gelegentlich mit Blasorchestern aus dem Ausland. So entstand eine Partnerschaft zur Gemeinde Burgdorf in der Region Hannover, die auch nach über vierzig Jahren noch Bestand hat.

Kurz lebt mit seiner Frau in Oberburg, wo auch sein Sohn und seine Tochter aufgewachsen sind. Er pflegt seinen Gemüsegarten und ist nicht abgeneigt, gelegentlich seine Fähigkeiten als Autosattler zu nutzen, zum Beispiel beim Erneuern von Sitzpolstern in Oldtimern.

Helen Käser