«Der Kühlschrank ist noch da»

  23.07.2018 Aktuell, Bildung, Wirtschaft, Burgdorf, Bildung / Schule, Gesellschaft, Jugend, Region

Lanciert wurde das Projekt «Kühlschrank für alle» vor gut einem Jahr im Rahmen der Maturarbeit von Jaelle Hausammann. «Mir war es wichtig, dass ich in meiner Maturarbeit über etwas schreibe, das mit Nachhaltigkeit zu tun hat. ‹Food Waste› ist ein grosses Problem, das uns alle angeht», so die damals 17-jährige Burgdorferin zur Zeitung «D’REGION». Dass das Projekt nach Abschluss der Maturarbeit nicht einfach beendet wurde, sondern erfolgreich weitergeführt wird, dafür sorgt die jetzige Projektbetreuerin Mirjam Mohni. Mehrmals wöchentlich nach der Arbeit bei der Spitex fährt sie mit dem Velo bei den Vereinslokalitäten «Fuchs & Specht» an der Hofstatt 5 in Burgdorf vorbei, legt Lebensmittel, die ihr durch Spitex-­Mitarbeitende mitgegeben wurden, in den öffentlichen Kühlschrank vor dem Gebäude, kontrolliert die darin bereits enthaltenen Waren und reinigt einmal pro Woche das durch «Sibir Haushalt­apparate» gespendete Gerät.

Erschreckende Zahlen
Rund ein Drittel aller in der Schweiz produzierten Lebensmittel geht zwischen Feld und Teller verloren oder wird ganz einfach verschwendet. Dies entspricht pro Jahr rund zwei Milliarden Kilo oder der Ladung von 140 000 Lastwagen, die aneinandergereiht eine Kolonne von Zürich nach Madrid ergeben würden. Fast die Hälfte der Abfälle wird in Privathaushalten und in der Gastronomie verursacht. Pro Person landen hier täglich mehr als 300 g einwandfreie Nahrungsmittel im Abfall. Diese Zahlen stammen aus wissenschaftlichen Ergebnissen und werden laufend angepasst. «Die Verluste müssen verringert und die Verschwendung gestoppt werden – für die Menschen und die Umwelt», so zu lesen auf der Homepage www.foodwaste.ch.


Teilen statt wegwerfen
«Haben Sie unverarbeitete Lebensmittel wie Teigwaren, Obst, Gemüse, Milchprodukte, Snacks, Süsses etc., die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten, aber noch einwandfrei zum Verzehr geeignet sind? Warum nicht in den öffentlichen Kühlschrank?», so die Frage, festgehalten auch auf dem Flyer, der am öffentlichen Kühlschrank in der Oberstadt Burgdorf angeheftet ist und in den umliegenden Geschäften verteilt wurde. Die junge Burgdorferin engagiert sich mit Leib und Seele für das Projekt respektive gegen die Lebensmittelverschwendung. Dass sie die eigenen Ausgaben für den «Kühlschrank für alle» tiefhalten kann, verdankt sie zu einem grossen Teil dem Verein «Fuchs & Specht» an der Hofstatt 5, welcher die Stromkosten des Kühlgerätes übernimmt.

«Fuchs & Specht»
Dass der «Kühlschrank für alle» am Interviewtermin vom vergangenen Samstag fast leer ist, das sei keine Ausnahme. Sobald etwas hineingelegt werde, sei es ziemlich schnell weg. «Das ist gut so», schliesslich sei das der Sinn der ganzen Sache, lässt Mirjam Mohni dazu verlauten. Das Aufsuchen des öffentlichen Kühlschrankes könne auch von Nicht-Burgdorfern genutzt und mit einem Abstecher in die schöne Altstadt verbunden werden, meint sie. Die Lokalitäten des Vereins «Fuchs & Specht – zwei für alles» sind allein schon einen Besuch wert: Ein Ladengeschäft mit nachhaltigen Produkten, «Coworking Space» und ein smartes Gastronomielokal mit internationaler Küche zeichnen «Fuchs & Specht» «am schönsten Platz in der Altstadt Burgdorf», so die Eigenwerbung aus (www.fuchsundspecht.ch).

Barbara Schwarzwald


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