Zahlreiche Freiwillige helfen Berge von Sorgen zu versetzen

  20.08.2018 Aktuell, Gesellschaft, Biembach

Zahlreiche Personen jeder Altersgruppe in roten T-Shirts mit dem Aufdruck ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe Schweiz) reichen Dachziegel in einer Reihe von zupackenden Händen von der Palette im halb offenen Tenn bis hinauf aufs Dach, wo sie fachmännisch platziert werden. Bei strahlendem Sommerwetter wächst das Dach in beachtlichem Tempo, alle haben Freude am Baufortschritt. Die hier arbeitenden Männer sind ein eingespieltes Team; jeder Handgriff sitzt.

Stall droht einzubrechen
Das ist auch dringend nötig. Schon vor zwei Jahren hat der 48-jährige Vater Ueli Gerber, der durch eine Staublunge stark eingeschränkt ist und zusammen mit seiner durch einen Reitunfall gesundheitlich beeinträchtigten Ehefrau Susanne und dem seit der Geburt mit einer Behinderung lebenden 13-jährigen Sohn Fabio auf dem Hof lebt, einen Antrag auf Unterstützung gestellt. Gemäss den Ausführungen von Michael Gerber, Bauleiter Planung und Ausführung auf dem Landwirtschaftsbetrieb der Familie Gerber und Mitglied der GLB, hat sich der Landwirt 2016 mit dem Ersuchen gemeldet, den Umfang der dringend notwendigen Sanierungsmassnahmen auf seinem Hof zu beziffern. «Hier fehlte es an allen Ecken und Enden: ein undichtes Dach über dem Stall, fehlende Wärme­isolierung im Wohnhaus, defekte landwirtschaftliche Maschinen und vieles mehr. Eine Kostenschätzung und ein Finanzierungsplan wurden ausgearbeitet, Gesuche um Unterstützung unter anderem an die Berghilfe gestellt.»

Via SAB (Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete, neu «Bergversetzer») werden die nötigen Schritte für eine Sanierung aufgegleist. Schnell zeigt sich, dass die Eigenmittel der Familie Gerber marginal sind. Folglich werden neben Freiwilligenarbeit Finanzzuschüsse benötigt, die auch bewilligt werden.

Eile tut Not
Bereits im April rücken für eine Woche knapp ein Dutzend freiwillige Helfer an, die Abrissarbeiten tätigen, die Wände im Stall erneuern, zusätzliche Wände hochziehen und verschiedene Betonarbeiten ausführen. Der Stallboden wird teilweise neu gegossen. In der zweiten Etappe vom 5. bis 17. August 2018 tragen die Helfer das Dach komplett ab, verstärken oder erneuern die Latten und decken anschliessend das Dach komplett neu. Im Hausinnern reissen sie alte Holzwände ab, versetzen Türen und isolieren und verkleiden Wände. Elektrische Leitungen werden neu verlegt und Lampen montiert. Ein alter Kache­lofen muss entsorgt werden; weitere Arbeiten in Haus und Garten sind später noch nötig.

Dank verschiedener Sponsorenläufe kommen 12 000 Franken für das nötige Baumaterial zusammen. Mit einer Einzelspende von 2000 Franken kann das dringend benötigte Mobiliar für das Wohnhaus gekauft werden.

Routinierte Helfer
Auf die Frage nach den Berufen der vielen freiwilligen Helfer und ihren Einsatzmöglichkeiten kommt Bauleiter Gerber ins Schwärmen: «Sie kommen aus allen Berufen und allen Altersgruppen. Sie sind hoch motiviert und arbeiten sehr effizient. Ich bin total überrascht von deren Leistungen und Arbeitseinsatz.» Eine Umfrage bei den Männern auf Tenn und Dach ergibt Folgendes: vielfach sehr rüstige und motivierte Rentner mit den Berufen Bankangestellter, Jurist, Helikoptermechaniker/Pastor, Maschineningenieur, dipl. Elektriker, Spengler, Schreiner, Förster, Landwirt usw. Bei den Frauen werden als Berufe Lehrerin und Krankenschwester genannt. Insgesamt leisten 37 Personen während der zwei Bauetappen einen Arbeitseinsatz.

Ein Teil der Helfer kennt sich von früheren Hilfseinsätzen. Der Ton untereinander ist freundschaftlich, fast familiär. Einige Kinder sind anwesend, ebenfalls mit roten Helfer-T-Shirts. Sie machen kleine Handreichungen und greifen wie die Grossen beim Zvieri eifrig zu.
Die Vertreter der verschiedenen Organisationen sowie Landwirt Gerber danken allen für die grosse Hilfe. Margaretha Leuenberger, Gemeinderätin Ressort Soziales in Hasle, spricht allen Helfern «einen grossen Dank namens der Familie Gerber und der Gemeinde» aus. Ein SAB-Vertreter erläutert den «Einsatz für Berggebiete, wo wir versuchen, in Notfällen wie hier Berge zu versetzen».

Gerti Binz


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