Das wohl schönste Bienenhotel der Schweiz

| Di, 22. Mai. 2012

OBERÖSCH: Imkerin Marianne Luder besitzt ein aussergewöhnliches Hotel – ein «Bienenhotel». In diesem schönen Bienenhaus logieren zurzeit fünf Bienenvölker. red
 

«Sind Sie allergisch auf Bienenstiche?», fragt Marianne Luder und nennt gleich den Grund ihrer Frage: «Die Bienen sind heute sehr aggressiv.» Sie selber sei eben vorhin von einer Biene gestochen worden. Die Imkerei scheint also selbst für die erfahrene 72-jährige Imkerin zuweilen kein «Honiglecken» zu sein. Marianne Luder gewährt dem Besucher Einblicke ins 124-jährige Bienenhaus, das im Garten des prächtigen Gebäudes an der Dörflistrasse 4 in Oberösch steht. Über der Eingangstüre steht «Bienenheim» und das Baujahr 1888. Im Jahr 2003 wurde dieses wohl schweizweit schönste Bienenhaus in Zusammenarbeit (beratend und finanziell) mit der Denkmalpflege des Kantons Bern einer Gesamtrestaurierung unterzogen.

Erstklasshotel für Bienen
Marianne Luder bittet den Gast ins Bienenhaus, das eine Art «Erstklasshotel für Bienen» ist. Es verfüge über 45 «Schweizer Kästen», sagt die Eigentümerin. Solche Kästen seien aber «längst nicht mehr zeitgemäss». Nachdem sie kürzlich zwei Bienenvölker an einen Jungimker aus der Region verkauft habe, würden sich jetzt hier noch fünf Völker aufhalten. «Fünf sind ideal. Ich möchte gar nicht mehr», sagt sie und verweist auf frühere Zeiten: «Mein Schwiegervater hatte damals 30 Völker.» Marianne Luder erklärt mit viel Herzblut den ganzen Ablauf, bis letztlich aus der Honigschleuder dank der Zentrifugalkraft das geschätzte, süss-klebrige Lebensmittel fliesst. Die Imkerin erzählt, dass sie seinerzeit während zweier Jahre einen Bienenkurs belegte, um alles über die zuweilen ruhenden, oft herumschwirrenden Bienen, Bienentrauben, Bienenkästen und Bienenköniginnen zu erfahren. «2011 war ein gutes Honigjahr», blickt die Imkerin zurück und erhofft sich auch für 2012 gute Erträge. «Im Moment ist der Honig noch nicht reif», klärt sie den Besucher auf.
«Das Bienenheim ist mir ans Herz gewachsen», sagt Marianne Luder – und man glaubt ihr das aufs Wort. Sie kennt die Geschichte des prächtigen Bienenhauses vom Bau im Jahr 1888 bis heute und erzählt von der Schmittenacher-Bäuerin Katharina Bracher, die den Hof von ihrem Vater geerbt hatte, sich mit Johann Buri verheiratet und mit diesem im Garten hinter dem Stöckli ein Bienenhaus erstellte. «Dieses verfügt sowohl über einen Keller als auch über einen Estrich», verrät Marianne Luder. Im gleichen Jahr – 1888 – wurde der «Unteremmentalische Bienenverein» gegründet. Die Ehe von Katharina Bracher und Johann Buri sei kinderlos geblieben. So hätten Johann Buris Neffe Otto Luder und später dessen Sohn Fritz die Imker-Tradition fortgesetzt. Inzwischen ist das Bienenhaus, das gegen­über der rückseitigen Eingangstür des Stöcklis steht, das Reich von Marianne Luder. «Die Arbeit ist anstrengend und zeitaufwendig», verrät sie – und ist dennoch eine glückliche Imkerin. Das Äussere des 16-eckigen Ständerbaus mit achteckigem Dach ist geprägt von dekorativen Fenster- und Türsprossen und ähnelt einem gepflegten Gartenpavillon. Im Innern fallen das Parkett, das zartgrüne Täfer, die glänzend lackierten Bienenkästen und die Ätz­glasscheiben auf. Marianne Luder zeigt, wie mühelos die Fenster zu wenden sind. Dass sie nicht nur eine interessierte Imkerin ist, sondern sich auch an ihrem prächtigen «Bienenhotel» freut, spürt man.

Hans Mathys

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