Einstimmig Ja zum Kunstrasenfeld Neumatt

| Fr, 03. Jun. 2016

BURGDORF: Die Burgergemeinde Burgdorf stimmt an ihrer Mai-Versammlung dem 1-Million-Franken-Kredit diskussionslos zu.

Die Traktanden können diskussionslos und mit mehrheitlich einstimmiger Befürwortung abgewickelt werden: Die Ehegatten Jürg und Karin Rentsch sowie David Mathys werden ins Burgerrecht von Burgdorf aufgenommen. Die Jahresrechnung 2015 schliesst mit einem Ertragsüberschuss von 1,45 Mio. Franken, wobei «das Ergebnis um 265 000 Franken besser ausfällt als budgetiert», wie Christoph Bürgi ausführt. Zustimmung erfährt auch der Nachkredit von 263 500 Franken für nicht budgetierte Abschreibungen der Aktien der Casino Theater AG und der neuen Forstmaschine «Forwarder HSM». Das Eigenkapital der Burgergemeinde beläuft sich per Ende 2015 auf 43,4 Mio. Franken.

Burger kaufen Wald
Stefan Liechti als Ratssprecher erläutert die Beweggründe des Burgerrates, der sich für den Kauf einer Waldparzelle im Gebiet Steinibach in der Gemeinde Heimiswil entschieden hat. «Die Burgergemeinde besitzt hier zwei Waldparzellen im Halte von knapp 17 Hektaren. Indem sie die benachbarte Waldparzelle von 34,5 Hekaren kauft, kann der burgerliche Wald sinnvoll ergänzt und zu einer Einheit zusammengeführt werden», sagt Liechti. Er erläutert den Zustand der Wälder, deren «Bestockung zu über 90 Prozent aus Fichten und Weisstannen in einem aus wirtschaftlicher Sicht interessanten Alter von 60 bis 70 Jahren besteht. Den stehenden Holzvorrat schätzen die burgerlichen Fachleute auf 1375 Kubikmeter. Nutzbare Holzsortimente fallen sofort an.» Die Walderschliessung über Maschinenwege ist teilweise gesichert.
Bezüglich des Quadratmeterpreises erklärt Liechti, dass keine «Burgdorfer Bodenpreise herangezogen werden können». Hier spreche man von einem Bodenpreis von Fr. 1.30 pro m² und dem (Holz-)Bestandeswert von Fr. 1.06 pro m². Die Grundbuch- und Notariats­kosten gehen zulasten der Burgergemeinde. Die Anwesenden genehmigen den beantragten Kredit von 87 000 Franken einstimmig. «Land kaufen statt erkaufen» sei immer gut, befinden die Anwesenden.

Neue Episode fürs Schloss
Burgerratspräsident Andreas Grimm erläutert den beantragten Kredit von 185 000 Franken für die Umnutzung des Schlosses Burgdorf, zweckgebunden für die Restaurierung der Schultheissenwohnung. Diese Unterstützung komme nur zum Tragen, wenn die Burgergemeinde Bern ihren Beitrag von 400 000 Franken für die Restaurierung des Assisensaals ebenfalls spricht (was inzwischen geschehen ist). «Es war unsere innovative Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch, die das gemeinsame Projekt der beiden Zähringer-Burgergemeinden Bern und Burgdorf angeregt hat, um den Brückenschlag zwischen Stadt und Land zu demonstrieren und ein Zeichen weit über Burgdorf hinaus zu setzen.»
Grimm kommt auf die sich abzeichnende Umnutzung des Schlosses in eine Jugendherberge sowie die Verwendung für andere Zwecke wie Restauration, Trauungszimmer, Museen usw. zu sprechen, was nur «dank der Stadtpräsidentin zu einem guten Ende geführt hat». Die Gesamtkosten für die Umnutzung werden auf rund 14 Mio. Franken veranschlagt. Für das Schloss Burgdorf breche eine neue Epoche an, und hier wolle sich die Burgergemeinde beteiligen. «Als seinerzeit die drei Grossprojekte Schloss, Markthalle und Casino konkreter geworden sind, haben wir uns für die ausschliessliche Unterstützung des Casinos entschieden und das auch kommuniziert. Dennoch schätzen wir das erfolgreiche Engagement der Stadt für das Projekt Jugendherberge auf dem Schloss und wollen einen Teil dazu beitragen. Die Schultheissenwohnung wird später vom Museum genützt.» Auch bei diesem Traktandum stimmt die Versammlung einstimmig Ja.

Optimale Realisierung der geplanten Wohnüberbauung
Ratssprecher Michael Bösiger kommt auf die Vorgeschichte der ehemaligen Kunsteisbahn KEB auf Burgerland, deren Rückbau und die 2012 erfolgte Auflösung des Baurechtsvertrages mit der KEB zu sprechen. Abklärungen haben anschliessend ergeben, dass diese Parzelle für die Realisierung von kostengünstigem Wohnraum mit unterirdischer Erschliessung zu klein sei, weshalb die nebenanliegende, ebenfalls auf Burgerland befindliche Parzelle mit dem Fussball-Trainingsfeld zur Sprache kommt. Es ist allseits bekannt, dass der Sportplatz Neumatt in ganz schlechtem Zustand ist und dringend saniert werden muss. Diese Parzelle und die letzte Richtung Schulhaus Neumatt – die auch für den Schulsport genutzt wird – befinden sich ebenfalls auf burgerlichem Land.
Bösiger informiert über «intensive Gespräche» mit der Sportplatzgenossenschaft, dem Sportclub und der Stadtbehörde, worauf man sich übereinstimmend für die Variante 1 zur Realisierung der darin aufgeführten Sanierungen mit Kunstrasen auf dem Hauptfeld entschieden hat. Diese sieht vor, dass die Stadt Burgdorf eine Gesamtsanierung des Sportplatzes Neumatt durchführt inklusive des erwähnten Kunstrasenfelds. Der noch bis 2065 laufende Baurechtsvertrag für das Trainingsfeld wird vorzeitig aufgelöst. Als Gegenleistung beteiligt sich die Burgergemeinde mit einem Pauschalbeitrag von einer Million Franken an den Sanierungskosten. Bösiger spricht «vom besten Resultat für die Einwohnergemeinde, welches diese dank dem Angebot der Burger erzielen kann». In diesem Betrag ist die zu zahlende Mehrwertabschöpfung für die Parzelle nach der erforderlichen Umzonung für das geplante Bauprojekt (Zone mit Planungspflicht) bereits enthalten. Als Zeitplan nennt er «einen voraussichtlichen Baubeginn von 2019/20».

Langwieriger Behördenweg
Markus Grimm, Casino-Verwaltungsratspräsident, informiert über den Stand der Lärmschutzauflagen beim Casino; diese Angelegenheit wird sich noch über Monate hinziehen. Das hat zur Folge, dass die nächste Theatersaison 2016/17 unter Beachtung der dringenden sicherheitstechnischen Sofortmassnahmen einmal mehr im noch unsanierten Casino stattfinden wird. Sofern bei den demnächst anstehenden Entscheiden kein Referendum ergriffen wird, hofft Grimm auf einen normalen Spielablauf in der Saison 2018/19 im dannzumal renovierten Casino Theater.

Burger übernehmen Sozialkosten
Andeas Grimm informiert die knapp 80 Anwesenden, dass «uns das Sozial­wesen in nächster Zeit intensiv be­schäftigen wird, denn auch unsere Burgergemeinde kann nicht ausschliessen, dass die Ausgaben im Sozialsektor künftig bedeutend steigen können. Da langt schon ein einziger, kostenintensiver Fall.»
Laut Grimm ist die hiesige Burgergemeinde eine von sechs bernischen Burgergemeinden, deren Mitglieder von einer eigenen Sozialhilfe profitieren können. «Nachdem die eigentlichen fürsorgerischen Massnahmen in den Zuständigkeitsbereich der burgerlichen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde übergegangen sind, ist die Burgergemeinde selber noch für die finanzielle Unterstützung bedürftiger Burgerinnen und Burger und die Bezahlung der von der KESB angeordneten fürsorgerischen Massnahmen zuständig», erläutert er. «Solche Massnahmen sind sehr kostspielig und führen nicht selten dazu, dass die Gemeinwesen an ihre finanziellen Grenzen stossen. Dazu kommt, dass die Gemeinden keinen Einfluss auf die entsprechenden Anordnungen nehmen können. Im Rahmen der Revision des Sozialhilfegesetzes ist zudem vorgesehen, von der heute praktizierten Subjekt-Finanzierung zur Objekt-Finanzierung zu wechseln, wodurch künftig die Vollkosten in Rechnung gestellt werden. Das wirkt sich vor allem bei Heim-einweisungen oder therapeutischen Massnahmen durch wesentlich höhere Kosten aus.»

Burger und Zünfte planen Solidarfonds
Grimm informiert über die Bestrebungen der Burgergemeinde Bern, die Zünfte sowie die Sozialhilfe leistenden Burgergemeinden zur Gründung von je einer Arbeitsgruppe zu bewegen. Diese sollen sich um die steigenden Sozialausgaben kümmern und gleichzeitig den Dialog mit dem Kanton finden. «Die Zünfte
und Burgergemeinden prüfen einen Solidaritätsfonds, in den die Vorgenannten nach einem noch festzulegenden Schlüssel Einlagen machen müssen. Aus diesem Fonds können dann Spitzenbelastungen gedeckt werden.» Weiter gelte es abzuklären, ob Burgergemeinden und Zünfte entsprechend ihren Leistungen künftig dem Lastenausgleich angeschlossen werden können.
Grimm nennt «die burgerliche Sozialhilfe eine Kernaufgabe der Burgergemeinde, das soll sie nach dem klaren Willen des Burgerrates auch weiterhin bleiben. Der seinerzeitige Verkauf des Burgerheimes hat ermöglicht, eine bedeutende Einlage in das Fürsorgegut zu tätigen. Finanziell stehen wir heute entsprechend gut da.» Abschliessend warnt er nochmals: «Es genügt ein einziger kostenintensiver Fall, um das zu ändern.»

Gerti Binz

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