Einweihung des Hochwasserschutzdammes in Wynigen

| Mi, 21. Sep. 2016

WYNIGEN: Nach einer intensiven Bauzeit konnte am vergangenen Samstag der zehn Meter hohe Hochwasser-Schutzdamm in der Bädlimatte eingeweiht werden. In Zukunft wird das Dorf bei heftigen Gewittern vor Überschwemmungen sicher sein. r.st.

Alle haben ihn noch in Erinnerung, den 21. Juni 2007, als nach einem heftigen Gewitter der Dorfkern von Wynigen, viele Keller und Wohnungen wie auch die Werkräume in den Schulhäusern überflutet wurden. Dank dem Eingreifen der Feuerwehr und vielen fleissigen Helferinnen und Helfern gab es glücklicherweise keine Opfer zu beklagen. Hingegen zeigten die materiellen Schäden ein riesiges Ausmass. Gemäss Wasserbaugesetz sind die Gemeinden verantwortlich für einen sicheren Hochwasserschutz. In Wynigen ist dafür die Schwellenkorporation zuständig. Bereits ein Jahr später gab diese eine Konzeptstudie in Auftrag. Aus den drei erarbeiteten Varianten des Ingenieurbüros Kissling und Zbinden erschien das Projekt mit einem geschwungenen Erddamm in der Bädlimatte als optimal. Es sollte ein Bauwerk werden, welches den Chappelenbach wie auch den Gitzerbach aufhalten sollte. Beide Bäche haben ein sehr grosses Einzugsgebiet. Bei zukünftigen starken Niederschlägen sollten die Wassermengen der beiden Bäche in einem Rückhaltebecken zurückgestaut und die in Richtung Dorf abfliessende Wassermenge auf höchstens 10 m3/Sek. gedrosselt werden. Eine 86 Are grosse Landfläche wurde von deren Besitzer zur Verfügung gestellt.

Erster homogener Erddamm des Kantons Bern im dieser Grösse
Nach langen intensiven Vorarbeiten wie Planungen, Berechnungen, Kostenabklärungen, Vereinbarungen mit den Landbesitzern und Informatio­nen an die Bevölkerung wurde an der Mitgliederversammlung der Schwellenkorporation vom 20. November 2013 dem Bauvorhaben mit grossem Mehr bei vier Gegenstimmen zugestimmt und bereits im April 2014 erfolgte der Spatenstich. Die vorgesehene Realisierung innert eines Jahres erwies sich aus verschiedenen Gründen als nicht einhaltbar und die Anwohner mussten über längere Zeit einen intensiven Bauverkehr in Kauf nehmen. Zum einen hinderten in jenem Sommer schlechte Wetterverhältnisse einen reibungslosen Ablauf. Die grösste Verzögerung ergab sich jedoch durch die Erkenntnis, dass der Damm die gesetzlichen Anforderungen an die Stabilität und Sicherheit erst nach intensiver Verdichtung des zugeführten Materials erfüllen konnte, und er musste deshalb mit grossem Zeitaufwand wieder abgetragen und neu aufgebaut werden. Zu erwähnen ist, dass die dadurch entstandenen Mehrkosten voll zu Lasten der Bauunternehmung gingen. Im Laufe der Bauzeit wurden 44 Tonnen Eisen, 540 m3 Beton sowie rund 17 000 m3 Schüttmaterial und Steine herangeführt. Die Anforderungen an ein Bauwerk dieser Art sind extrem hoch. Der Damm müsste auch halten, wenn das gestaute Wasser den Höchststand erreichen und gleichzeitig ein Erdbeben stattfinden würde, was zwar als sehr unwahrscheinlich gelten darf. Er ist der erste homogene Erddamm dieser Grösse im Kanton Bern und kann als Grossprojekt bezeichnet werden.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Franken. Davon tragen Bund und Kanton 72 Prozent. An den restlichen 28 Prozent beteiligt sich die Schweizerische Mobiliar Versicherung zur Hälfte aus einem speziellen Fonds. Ca. 350 000 Franken bleiben der Schwellenkorpora­tion Wynigen, deren Einnahmen sich durch die Beiträge der Liegenschaftsbesitzer der Gemeinde zur einen Hälfte und zur andern Hälfte aus dem Beitrag der Gemeinde zusammensetzen. Der gesprochene Kredit wurde um ca.
8 Pro­zent überschritten, was vor allem auf die längere Bauzeit zurückzuführen ist. Der S-förmige, 10 Meter hohe, homogene Damm ist bereits begrünt, fügt sich sehr gut ins Landschaftsbild ein und ist weiterhin bewirtschaftbar, wenn auch nicht mehr im gleichen Umfang wie vorher. Das Land geht in den Besitz der Gemeinde über.

Einweihung und Besichtigung
Der Einladung zur Einweihung und zur Besichtigung des Bauwerkes vom letzten Samstag folgten sehr viele Gemeindebürger/innen. Unter der kundigen Führung von Heinrich Rychard, eines Vorstandsmitglieds der Schwellenkorporation Wynigen, des Wasserbauingenieurs Christoph Matti und des zuständigen Bauleiters der KIBAG erfuhren Gäste alles Wissenswerte und Interessante über die Vorschriften des Wasserbaus, die behördlichen Zuständigkeiten, den Aufbau des Damms und dass dieser den gleichen Vorschriften unterliegt wie zum Beispiel eine Staumauer eines grossen Kraftwerks. Anschliessend an die Führungen waren die Gäste zu einem Imbiss eingeladen.
Rosmarie Stalder

Neuen Kommentar schreiben

CAPTCHA
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und automatisiertem Spam vorzubeugen.

Kommende Events

Stellen

Immobilien

Diverses