«Nutzt ab jetzt unbedingt eure Rechte»

  04.12.2017 Aktuell, Bildung, Burgdorf, Bildung / Schule, Gesellschaft, Jugend, Politik

Eingeladen sind – wie schon seit Jahren – alle Jugendlichen, die das 18. Altersjahr erreicht haben, und das ungeachtet ihrer Nationalität. Als Burgdorf vor Jahren diese Regelung eingeführt hat, geschah das ausdrücklich als Zeichen allgemeiner Anerkennung und Ausdruck von Respekt für alle Volljährigen.

Engagiert euch
Gemeinderat Christoph Grimm (Direktion Bildung) begrüsst die rund 40 Jugendlichen (von insgesamt 170), die zum früher als «Jungbürgerfeier» bezeichneten Anlass eingeladen worden sind und dieser Einladung Folge geleistet haben, als «Jugendliche mit Rechten und Pflichten. Ihr habt diese Hürde bereits übersprungen, könnt Verträge abschliessen, Ehen eingehen (Gelächter), Miet- und Versicherungsverträge abschliessen usw. Ihr könnt euch ins politische Geschehen einbringen, wählen gehen und in den Stadt- und Gemeinderat wählen lassen.»
Grimm fährt fort, dass neben Rechten auch Pflichten zu beachten sind: «Künftig steht ihr nicht mehr unter dem Jugendschutz, werdet bei Delikten wie Erwachsene behandelt, beginnt je nach Ausbildung mit dem Steuernzahlen usw. Um es klar auszudrücken: ‹Ab jetzt seid ihr für euch selbst verantwortlich. Und könnt zum Beispiel an der Urne mitentscheiden, wie es künftig in Burgdorf laufen soll.›»

Jede Stimme zählt
Grimm räumt ein, dass normalerweise «wir Alten die Entscheide fällen und ihr Jungen sie in Zukunft tragen bzw. ausbaden müsst. Das muss nicht so sein. Als junge Männer und Frauen mit Schweizer Pass steht euch das Stimm- und Wahlrecht zu. Aber auch die Stimmen von 14- bis 18-Jährigen werden gehört. Wenn einer Gruppe noch nicht Mündiger ein Problem unter den Nägeln brennt, sollen sie ihr Anliegen formuliere und einreichen, sei es bei der Jugendbeauftragten Nicole Chen-Christen oder bei mir.» Das Anliegen wird dann im Stadtrat als Motion behandelt. Das Gleiche gilt für Anliegen von Ausländern. Auch hier kann der Wunsch von 30 Personen eingereicht werden, was ebenfalls als Motion in den Stadtrat gelangt. Grimm weist darauf hin, dass «ein eingereichtes Begehren keinesfalls heisst, dass es auch bewilligt wird. Aber es wird diskutiert und geprüft».

Engagierte Diskussionen
Wie schon in der Einladung erwähnt, stehen bei der diesjährigen Feier vor allem die politischen Bürgerrechte im Fokus. Damit die Diskussionen in Schwung kommen, haben sich mehrere Mitglieder des Stadtrates und Jungpolitiker (jeweils aus allen Parteien) für fundierte Auskünfte zur Verfügung gestellt. Die Moderation an den verschiedenen Thementischen übernehmen Lernende der Stadtverwaltung (2. und 3. Lehrjahr) sowie Fachpersonen der Jugendarbeit. Sie haben sich vorgängig von Fachpersonen des Dachverbandes Schweizerischer Jugendparlamente (DSJ) in Gesprächsmoderation schulen lassen, was sich positiv auf die Gesprächsrunden auswirkt.
Die jungen Männer und Frauen sind nach den nötigen Erläuterungen aufgefordert, sich an Tischen mit nachfolgenden, schriftlich angekündigten Themen zur Diskussion zusammenzufinden: Junge Menschen aktiv ins politische Leben integrieren; finanzierbarer Wohnraum für Junge; Regelung von finanziellen Unterstützungen von Freizeitvereinen; kulturelles Angebot für junge Erwachsene; weitere Entwicklung Kulturhalle Sägegasse; hohe Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum; Frühförderung/Chancengleichheit; kantonaler Abbau bei der Bildung; Nachhaltigkeit und Fortschritt – ein Widerspruch?; Auswirkungen heutiger Finanzpolitik; Partizipationsmöglichkeiten für Jugendliche in der städtischen Politik.
Nicht alle angebotenen Themen interessieren gleichermassen, einige Thementische bleiben leer, dafür sind die Gesprächsrunden an anderen Tischen (Integration ins politische Leben; finanzieller Abbau bei der Bildung; Kulturhalle) übervoll. Vor allem die Jungpolitiker reden mit Engelszungen in der Hoffnung, über Entfachen von Interesse an politischen Themen Neumitglieder für die jeweilige Partei gewinnen zu können. Einige der 18-Jährigen erklären, bereits an Abstimmungen und Wahlen teilgenommen zu haben – andere nicht.
Nach dem Apéro im Gemeindesaal trifft man sich im Landhaus zum gemeinsamen Abendessen. Am Schluss der Feier erhalten alle noch einen Bon für einen Schlummertrunk in der Stadt.

Gerti Binz


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote