Katharina Zimmermann liest aus «Nicht allein»

Di, 16. Okt. 2018

RÜDERSWIL: Die Berner Schriftstellerin Katharina Zimmermann las vor grossem Publikum in der Pfrundscheune aus ihrem neusten Werk. ra 

«Eine Friedhofsbekanntschaft», mit ebendiesem Ausdruck hat sie Ruedi vorgestellt. Die Wortwahl hat sie getroffen – bis ins Innerste. – In der Erzählung «Nicht allein» der Berner Schriftstellerin Katharina Zimmermann lernt die pensionierte, ledige Lehrerin Linette nach dem Tod ihres Vaters, den sie bis zuletzt gepflegt hat, den verwitweten Landwirt Ruedi kennen. Sie organisiert fortan Treffen und Ausflüge. Beide geniessen die neue Freundschaft. – «Die Erzählung ‹Nicht allein› handelt vom Bedürfnis nach Liebe, von Nähe und Einsamkeit. Sie handelt davon, wie Beziehungen gelebt werden, worüber man sich verständigt und was ungesagt bleibt. ‹Nicht allein› ist ein Text, der lange nachhallt», so «Der Bund»-Redaktor Alexander Sury, zitiert auf dem Umschlag des 100-seitigen Büchleins, das in diesem Jahr im Zytglogge-Verlag erschienen ist.

«Was chunnt äch?»
«Härzliche Dank für d Iiladig! I bi lieber zu öich cho, aus uf Frankfurt a d Buechmäss z ga», so die feingliedrige, weisshaarige Katharina Zimmermann vergangenen Mittwochabend. Die zahlreichen Anwesenden in der Pfrundscheune kennen die Schriftstellerin. Die meisten haben sämtliche Bücher von ihr gelesen. «Es ist ein ganz anderes Buch als seine Vorgänger», so Zimmermann zum neusten Werk. Während sie bei den Vorgängern immer ein Raster erstellt, im Vorfeld viel recherchiert habe, sei es diesmal ganz anders gewesen. Sie gehe häufig im Schosshaldenfriedhof in Bern spazieren. Die Ruhe dort, die grossen Bäume, der verkehrsfreie Raum, all das schätze sie. Ebendort sei ihr die erste Szene zu «Nicht allein» eingefallen. Zwar sei sie an etwas anderem am Schreiben gewesen. Aber erwähnte Szene habe sie nicht mehr losgelassen. «I cha se ja afang schriibe. De gseh mir de…», habe sie sich gedacht. Nachher sei das so weitergegangen. Jeden Morgen sei sie an den Schreibtisch gesessen und habe gedacht: «Was chunnt äch?»

«Dr Götti»
In «Nicht allein» wird über drei Hauptpersonen geschrieben, ungefähr 14 Nebenfiguren sind in die Erzählung involviert. «Es ist viel Szenisches im Buch», so Zimmermann. Eigentlich hätte sie Lust gehabt, die ganze Geschichte so zu verfassen. Aber es habe nicht funktioniert. Das Lesen des Büchleins sei anforderungsreich, weil nichts erklärt werde. «Aber i weiss, dass d Läser das no gärn hei», ergänzte sie. Sie habe vernommen, dass von der Schweizer Bevölkerung nur noch sechs Prozent Bücher lesen. «I weiss, dass die sächs Prozänt gschidi Lüt si.» Deshalb habe sie sich erlaubt, dem Lesenden von «Nicht allein» ein bisschen Freiheit zu lassen. «Es git chli Schnuuf dri.» Ein langer Atem ist nötig, um die dritte Hauptperson, die im Text nie zu Wort kommt, aber über die immer wieder gesprochen wird, zu verstehen: «dr Götti». Es sei, als ob dieser Götti wie ein Schatten hinter der ganzen Geschichte stehe, liess sie verlauten. Geranien spielen ebenfalls eine zentrale Rolle im Büchlein. Sie zieren nicht nur Ruedis Hauswand, sondern auch das Titelblatt der Erzählung. Nicht Geranien, sondern Rosen hat Katharina Zimmermann für das feinfühlige Werk verdient. ra

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