«Sharing – teilen statt besitzen»

| Mi, 21. Nov. 2018

BURGDORF: Von Alltagsgegenständen über den Beherbergungssektor bis hin zur Mobilität – Teilen liegt im Trend. Am 3. Runden Tisch im Stadthauskeller wurden verschiedene Inputreferate zum Thema gehalten.

Stadtpräsident Stefan Berger (SP) und Gemeinderat Theophil Bucher (Grüne) konnten zahlreiche Interessierte im Stadthauskeller zu den Inputreferaten «Sharing – teilen statt besitzen» von Remo Zandonella (Infras), «Mobility Carsharing» von Andreas Blumenstein (Mobility), «Erfahrungen mit Bike-Sharing» von Sara Hofmann (Stadt Bern) und «Co-Workingspaces» von Patrick Roth (B.Labs, Burgdorf) begrüssen. «Sharing isch e Trend», so die einleitenden Worte von Stefan Berger. Eine Studie in Deutschland habe gezeigt, dass 70 Prozent aller Deutschen bereits einmal auf einer Tauschplattform aktiv gewesen seien. Dieser Aussage stimmte Referent Zandonella zu. Sharing sei fast schon zu einem Hype geworden. Er erwähnte www.pumpipumpe.ch, welche sich für einen nachhaltigeren Konsum einsetzt. Durch Sticker am Briefkasten zeigt eine Person an, was mit ihr geteilt werden kann: eine Bohrmaschine mit einem Staubsauger usw. Ziel ist der Dialog zwischen Nachbarn und der Aufbau von realen Netzwerken. Im Gegensatz zu «Uber», «AirBnB» u. a., bei welchen der Preis durchaus eine Rolle spielt, interessieren Gebühren bei www.pumpipumpe.ch nicht.

Online-Plattformen
Sharing ist nichts Neues. Stadtpräsident Berger erwähnte zu den Anfängen die Schweizer Landwirte, die in den 50er-Jahren begonnen hätten, ihre Maschinen zu teilen. Neu sind die Online-Plattformen. Diese vereinfachen vieles. Sehr tiefe Transaktionskosten und eine grosse Reichweite zeichnen sie aus. Für eine Einordnung seien die Bereiche Gesellschaft, Ökologie und Ökonomie wichtig. Als gesellschaftliche Aspekte führte Remo Zandonella die sehr grosse Flexibilität auf, verschwieg aber auch die Risiken des Datenmissbrauchs nicht (Facebook). Aus ökonomischer Sicht sei eine gewisse Monopolisierung feststellbar. Und ökologisch betrachtet, gelte es, realistisch zu bleiben. Das durch den Tausch eingesparte Geld zum Beispiel für eine Flugreise auszugeben, führe zu einem Rebound-Effekt (Rückschlag). «Man kann beim Sharing von wirtschaftlichen Chancen und gesellschaftlichen Risiken sprechen», fasste er zusammen. Die Regulierungsfrage sei ebenfalls mitentscheidend. Die Schweiz verfüge über eine relativ hohe Kaufkraft. Es bestehe daher wenig Druck zu teilen.

Mobility Carsharing
Zum aktuellen Zeitpunkt stehen 3000 Fahrzeuge von Mobility an 1500 Standorten in der Schweiz zur Verfügung. «Mobility wird gut genutzt», so Andreas Blumenstein. Knapp 5000 Geschäftskunden sowie per Ende 2017 171 000 Privatkunden profitierten vom Angebot. Die Digitalisierung ermögliche ganz neue Perspektiven. Die Bedeutung des Autos als Statussymbol sei bei den Jungen kaum noch ein Thema. Hingegen nehme die Sharing-Affinität bei ihnen zu. Das stations­gebundene Carsharing ist nach wie vor das Kerngeschäft von Mobility. «One-Way», welches neu umgesetzt wurde, sei im Moment vor allem in den grösseren Städten etabliert. «Self-Drive», selbstfahrende Busse, würden in absehbarer Zeit Fuss fassen. «Catch a Car»-Fahrzeuge könnten überall auf öffentlichen Parkplätzen abgestellt werden. Im Frühling sei mit E-Scootern gestartet worden. Als letzter Punkt erwähnte Blumenstein «Carpool», die kostenlose Plattform für Fahrgemeinschaften (funktioniert per App). Die Integra­tion von Fremdfahrzeugen in die rote Mobility-Flotte werde im 2019 lanciert, schloss Blumenstein.

Co-Workingspaces
«Nach zwei Jahren mit Co-Working­space B.Labs in Burgdorf von unseren Erfahrungen berichten zu dürfen, freut mich», so Patrick Roth. B.Labs sei ein Brand (Marke). «thinkNEO» ist die Firma, die er mit seiner Frau zusammen betreibt. An der Lyssachstrasse 111 im 1. OG (ehemalige Aebi-Fabrik) gelegen, werden dort auch zwölf Arbeitsplätze im Co-Workingspace angeboten. «Wir sind ein ‹Landeplatz› für Unternehmen, die sich im Besonderen für das Suttergut-Nord-Areal interessieren, das von der Alfred Müller AG entwickelt wird», so Roth. Er möchte Co-Workingspace über den Bürobereich hinaus erweitern – neue Sharing-Formen etablieren. «Vielleicht eine Art Werkstatt, in welcher produziert wird und wo Innovationen vorangetrieben werden könnten.»

«Velo Bern»
«Velo Bern» ist in diesem Jahr gestartet worden. Es ist das städtische Veloverleihsystem und wird betrieben durch PubliBike. «Die Stadt Bern sieht im Velo ein günstiges, gesundes, ressourcenschonendes und platzsparendes Verkehrsmittel, das helfen soll, den erwarteten Verkehrsanstieg auffangen zu können», liess Projektleiterin Sara Hofmann wissen. Aktuell sind 118 Stationen in Betrieb und 900 Velos, die eingesetzt werden können. Im Vollausbau werde das System 200 Stationen haben und 2400 Velos würden unterwegs sein. Nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung wird «smide» betrachtet. Es bietet die schnellen E-Bikes an. «Die ganze Sharing-Geschichte geht wahnsinnig schnell», so Hofmann – und trotzdem wird sie wohl noch lange eine Nische bleiben. Darin waren sich alle einig.

Barbara Schwarzwald

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