Ein Bussard, der auf Wespen steht

  16.07.2019 Aktuell, Foto, Kultur, Utzenstorf, Region

Rund 1800 einheimische Wildtiere werden jährlich in der Stiftung Wildstation Landshut in Utzenstorf behandelt, gepflegt und rehabilitiert und wenn immer möglich wieder ausgewildert. Oft handelt es sich bei den Wildtierpatienten auch um seltene und bedrohte Tierarten. Im Moment hält, nebst vielen verletzten, kranken, geschwächten oder verwaisten Sing- und Greifvögeln, Eulen, Igeln und mehreren Iltissen, ein Wespenbussard das Team des Wildtierspitals auf Trab.
In der Stiftung Wildstation Landshut erhalten in Not geratene Wildtiere eine zweite Chance. Jedes Tier, hat seine eigene Geschichte und bedarf einer individuellen Pflege, Unterbringung und oft auch tiermedizinischen Versorgung. Bei Greifvögeln sind Kollisionen eine häufige Unfallursache. So mag es auch dem Wespenbussard ergangen sein, der seit 10. Juni 2019 Patient in der Wildstation Landshut ist. Als er in Riedholz (SO) aufgefunden wurde, dürfte der Unfall schon einige Zeit zurückgelegen haben. Der Zustand des aussergewöhnlichen Vogels war bedenklich. Nach Ankunft im Wildtierspital wurde sofort damit begonnen, den schönen Greif mit viel Sorgfalt und Kompetenz zu behandeln. Der Wespenbussard war stark abgemagert. Sein schweres Trauma und mehrere Hämatome wiesen auf die Wucht des Aufpralls hin. Die Hornhaut des rechten Auges wurde durch den Unfall schwer verletzt und wird seither täglich medizinisch behandelt.
Der Zustand des Wespenbussards ist noch immer kritisch. Nach wie vor nimmt er immer noch nicht selbständig Nahrung zu sich, muss ab Pinzette gefüttert werden. Doch es gibt Hoffnung: Die Verletzung des Auges bessert sich allmählich. Noch ist er nicht ganz über den Berg. Der Ausgang der Geschichte von «Wespi» bleibt offen, doch das Wildstationsteam bleibt optimistisch und wird alles geben, damit der Wespenbussard bald wieder, vollständig genesen, in die Natur zurückkehren kann.
Der Wespenbussard, mit einer Flügelspannweite bis zu 135 Zentimetern und zwischen 600 und 1100 Gramm schwer, steht in der Schweiz auf der Liste der potenziell gefährdeten Tierarten. Bei uns ist er mit 500 bis 1000 Brutpaaren ein eher spärlicher Brutvogel, der recht heimlich in Waldgebieten lebt. Seine Nahrung, vorwiegend staatenbildende Insekten wie Wespen und Hummeln, ist für einen Greifvogel ungewöhnlich. Sie zwingt ihn, nach einem nur knapp fünf Monate dauernden Aufenthalt im Brutgebiet ab Ende August zur rund 7000 Kilometer langen Wanderung ins Winterquartier, in die Regenwälder Afrikas.
Am Samstag, 31. August 2019, von 10.00 bis 17.00 Uhr öffnet die Stiftung Wildstation ihre Pforten und lässt die Öffentlichkeit hinter die Kulissen blicken. Insekten haben eine enorme Bedeutung für unser gesamtes Öko­system. Sie bestäuben Pflanzen, tragen zur Fruchtbarkeit des Bodens bei und sind Nahrung für viele andere Wildtiere. Doch wo sind all die bunten Schmetterlinge, die zirpenden Grillen und die summenden Bienen geblieben? Die Bestände an Insekten haben in den letzten Jahren drastisch abgenommen. Der diesjährige Tag der offenen Tür in der Wildstation steht deshalb unter dem Motto: «Insektensterben geht uns alle an!» Die Besucher erwartet ein spannendes Programm mit vielen verschiedenen Attraktionen und Angeboten. Führungen informieren über die Arbeit und Pfleglinge der Wildstation, ein Imker lädt dazu ein, ihm über die Schulter zu schauen, und an verschiedenen Themenständen gibt es allerlei zu entdecken: insektenfreundliche Pflanzen für Garten und Balkon, praxistaugliche Insektennisthilfen und natürlich jede Menge nützliche Informationen rund um das Thema «Insekten». Denn: Der Erhalt und die Förderung der Insektenwelt ermöglicht auch das Überleben eines so faszinierenden Tieres wie dem Wespenbussard. zvg

www.wildstation.ch.


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote