Aus für die Familiengärten in Ersigen?

  16.10.2019 Aktuell, Foto, Kultur, Gesellschaft, Ersigen

Fast ein Jahr ist es her, dass die Pächterinnen und Pächter der Familiengärten im Aegelmoos Post bekamen. Für die seit über 60 Jahren bewirtschafteten Schrebergärten wurden allen Pächtern auf Ende 2019 die Verträge gekündigt. Mittlerweile wurde der Kündigungstermin zwar auf Ende 2020 verschoben, doch fühlen sich die Gärnterinnen und Gärtner vom Vorgehen der Gemeinde befremdet.
Die enttäuschten Gartenpächter entschieden sich, gegen die Entscheidung der Gemeinde vorzugehen und verschickten Mitte September 2019 ein Flugblatt an alle Haushalte in Ersigen. So schilderten die Betroffenen im Schreiben ihre eigene Sicht, etwa wie die Kündigung sie «wie ein Blitz aus heiterem Himmel» getroffen habe. Besonders enttäuscht ist man  davon, dass die Gemeinde seit 2012 «neue Gesuche zur Gartenbewirtschaftung und Baubewilligung» erteilt habe, ohne auf «die aktuelle Situation betreffend der ‹Zonen-Widrigkeit› hinzuweisen». So sei viel Arbeit und Geld in das Hobby geflossen, welches nun vor dem Aus stehe. Für Ernst Rolli, Verfasser des Flugblattes, ist das Verhalten der Gemeinde absolut unverständlich: «Erst nachdem wir auf die Kündigung reagiert haben, hat man uns mitgeteilt, dass es in Ersigen angeblich keine Landreserven gibt.» Dem Kündigungsschreiben des Gemeinderates war ausserdem zu entnehmen, dass das Land für das Revitalisierungsprojekt Oberlauf Oesch benötigt werde.
Von der Entscheidung betroffen seien rund 30 Familiengärten sowie Landwirte, welche das Pachtland der Gemeinde bewirtschaften. Auf die Frage, was die Familiengärten für ihn bedeuten, kommt Ernst Rolli ins Schwärmen: «Die Familiengärten bedeuten Gemeinschaft mit Gleichgesinnten und anderen Kulturen. Sie sind Erholungsraum und Rückzugsort, wo man sein eigenes Gemüse und Blumen anbauen kann.»
Unverständnis herrscht bei den Betroffenen auch angesichts der aktuellen politischen Lage, wie dem Flugblatt zu entnehmen ist: «In allen Medien wird fast täglich von Klimaerwärmung und Artensterben berichtet. Die geplante Liquidation des Pflanzlandes widerspricht der zeitgemässen Umweltsituation.» Für Ernst Rolli ist klar: «Die Familiengärten sind ein Ort der gelebten Biodiversität, in welchem zahlreiche verschiedene Vögel und Insekten beobachtet werden können.»
Als Reaktion auf den Entscheid der Gemeinde erwägen die Pächterinnen und Pächter nun eine Gemeinde­initiative, um ihr geliebtes Hobby zu schützen. Auf das Flugblatt habe man bereits viele positive Rückmeldungen erhalten, die Gemeinde Ersigen habe aber noch nicht reagiert.

David Kocher


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