Nachhaltiges Handeln als Zukunftsvision

  23.10.2019 Aktuell, Heimiswil, Politik, Wirtschaft, Foto, Region

Es müssen zusätzliche Stühle für die Geladenen geholt werden, bevor Regierungsstatthalterin Claudia Rindlisbacher den beliebten Anlass im «Löwen» Heimiswil eröffnet. Nach einem Rückblick spricht sie von der guten Zusammenarbeit unter den Gemeinden bei Exmissionsaufträgen (zwangsweise Räumung eines Mietobjektes nach rechtsgültiger Kündigung) und dankt vor allem Burgdorfs Stadtpräsidenten Stefan Berger für die diesbezüglich speditive Handhabung.

Bewilligungen per eBau
Claudia Rindlisbacher bricht eine Lanze für eBau, da hiermit der Baubewilligungsprozess im Kanton Bern vereinfacht und künftig elektronisch abgewickelt wird. In folgenden Gemeinden ist das Verfahren bereits möglich: Burgdorf, Eggiwil, Hasle b. B., Langnau, Lyssach, Oberburg, Rüderswil, Trubschachen, Utzenstorf und Wynigen. Bisher sind 108 entsprechende Baugesuche eingegangen. Sie betont, dass «eBau den Aufwand von Gesuchstellern und Verwaltung reduziert und Verbesserungen noch möglich sind». Weiter kommt sie auf das Gastwirtschaftsgesetz zu sprechen, das ab Anfang 2019 bei öffentlichen Anlässen die Verwendung von Mehrweggeschirr vorschreibt. «Diese Gesetzesänderung kam etwas zu schnell und führte vereinzelt zu Problemen. Seit Ende August 2019 gilt diese Vorschrift erst für Anlässe ab 500 Personen. Wir erledigen die eingehenden Gesuche grosszügig», hält sie fest.

An alle Nachkommen denken
Regierungsrätin Evi Allemann (Kantonale Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion) spricht von ihrer engen privaten Verbundenheit mit dem Emmental und den Überlegungen, was von den heutigen Werten an die Nachkommen übertragen werden kann: «Ich freue mich, dass sich die Jungen derzeit so engagieren und Gedanken über ihre Zukunft machen. Wir müssen uns fragen, wie wir mit den Ressourcen umgehen, wie nachhaltig wir uns bei Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt verhalten.»
Unter «Engagement 2030» habe der Regierungsrat seine «Richtlinien zur Regierungspolitik 2019 – 2022» zusammengefasst, die in der Perspektive einer wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltigen Entwicklung ausformuliert sind.
Sie betont, dass «der Regierungsrat damit bewusst einen Bezug zur ‹Agenda 2030› der UNO geschaffen hat, die heute und in Zukunft mit ihren Nachhaltigkeitszielen nach einer weltweit guten Lebensqualität für alle Menschen strebt». Für den Kanton Bern bedeutet das erstens eine Erhöhung seiner Ressourcenstärke und Wirtschaftskraft, zweitens die Steigerung der Lebensqualität der Bevölkerung und Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes sowie drittens: Der Kanton Bern spielt eine führende Rolle beim Bewältigen der Herausforderungen im Umweltbereich.

Burgdorf als Pionierstadt
Um diese Visionen Realität werden zu lassen, hat der Regierungsrat fünf strategische Ziele erarbeitet, von denen drei besondere Bedeutung für das Emmental aufweisen. Erstens soll sich der Kanton Bern als attraktiver Innovations- und Investitionsstandort mit Vernetzung von Wirtschaft und Forschung positionieren, was sich mit dem Entwicklungsschwerpunkt Burgdorf gut illustrieren lässt. Als Zweites nennt sie die digitale Transformation, wobei das Projekt eBau bereits bekannt ist. Und drittens trägt die verstärkte und gezielte Integration von sozial Benachteiligten dank dem künftigen Förder- und Schutzgesetz (FSG) im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe dazu bei, deren Situation zu verbessern.
Evi Allemann spricht bei der Erläuterung dieser drei Ziele der Stadt Burgdorf als «Entwicklungsschwerpunkt (ESP) der ersten Stunde» eine besondere Bedeutung für die räumliche und wirtschaftliche Entwicklung des Kantons Bern zu: «Die Stadt hat im Lauf der Jahre ihre Funktion als regionales Zentrum und Wirtschaftsmotor der Region kontinuierlich ausgebaut und gefestigt, die Entwicklungspotenziale identifiziert und die Standorte sorgfältig ge­plant. Mit dem Projekt ‹B. for Health – Gesundheitswirtschaft Burgdorf› werden gute Standorte um den Bahnhof und in der Buchmatt entwickelt und erhalten ein klares Profil, wodurch die Initiative sowohl Wirtschaft, Stadt, Grundeigentümer als auch Investoren vernetzt. In seiner Wirtschaftsstrategie 2025 formuliert der Regierungsrat Ziele, die einen direkten Zusammenhang mit der Raumplanung sowie der Wirtschaftsförderung haben.»
Als rund um Burgdorf geeignete Areale für eine wirtschaftliche Entwicklung nennt sie den sistierten ESP Lyssach-Schachen und den Standort Rüdtligen-Alchenflüh Unterboden.

Digitale Transformation, neues Schutzgesetz
Seit dem 1. Juli 2019 können Baugesuche im Verwaltungskreis Emmental per eBau – ähnlich wie die Steuererklärungen TaxMe – elektronisch eingegeben werden. Seit Januar 2018 sind bei den zehn vorgenannten Gemeinden als Testgelände 320 Gesuche bearbeitet worden, wofür sich die Regierungsrätin bei den Verantwortlichen ganz herzlich bedankt.
Unter Punkt drei spricht sie über die verstärkte und gezielte Integration von sozial Benachteiligten, wobei rund 4000 Kinder und Jugendliche auf besonderen Schutz angewiesen sind, die sich mit dieser Hilfe zu eigenständigen und selbstbestimmten Persönlichkeiten entwickeln sollen. Der Kanton Bern betreibt 92 Kinder- und Jugendheime, beaufsichtigt 760 Pflegekinder und die ambulanten Angebote. Die Gesamtkos­ten für Kanton und Gemeinden belaufen sich auf circa 220 Millionen Franken. In den Regionen Emmental und Oberaar­gau gibt es 15 Kinder- und Jugendheime und circa 140 Pflegekinder. Das neue Schutzgesetz tritt voraussichtlich am 1. Januar 2022 in Kraft.
In ihrem Schlusswort weist Evi Allemann darauf hin, dass «nachhaltige Entwicklung mehr als ein roter Faden zwischen Direktionen, Ämtern und Regionen ist, sondern eine Richtschnur, die den Weg in eine gute, lebenswerte Zukunft für uns und die kommenden Generationen weist».

Mehrere Stunden für die Geselligkeit
Abschliessend stellt Jürg Burkhalter, Gemeindepräsident von Heimiswil, die Gastgebergemeinde für das Herbsttreffen vor, bevor die Anwesenden in drei Gruppen zur Besichtigung des Eidgenössischen Mikrofilmarchivs in Busswil, Besichtigung des Armeemuseums Burgdorf oder Führung bei Jenni Energietechnik AG in Oberburg aufbrechen.
Beim Apéro und anschliessenden Nacht­essen im Gasthof Löwen in Heimiswil nehmen die Anwesenden die Gelegenheit wahr, sich im Kollegenkreis rege auszutauschen, künftige Projekte zu besprechen und Freundschaften zu pflegen.

Gerti Binz
 


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