Das Regionale Führungsorgan RFO Kirchbergplus beurteilt die Lage

  16.04.2020 Aktuell, Kirchberg, Foto, Wirtschaft, Region, Politik

Das Ungewöhnliche an diesem Abspracherapport im Gemeindesaal Rüdtligen-Alchenflüh war sicherlich die Sitzordnung. Aber die Einhaltung der BAG-Regeln gelten und sind bedingungslos einzuhalten. Entsprechend fanden die Behördenvertreter und die Gemeindeverwalter/innen je einen einzelnen Stuhl mit gebührendem Abstand zum nächsten Stuhl sowie ein Fläschlein Desinfektionsmittel vor. Nach der Begrüssung präsentierte Adrian Schwitz, Chef RFO, einleitend die aktuelle Lage in der Schweiz sowie im Kanton Bern. Er wies auf die Wichtigkeit des heutigen Austausches hin: «Wir müssen den Vorsprung auf die in der Region bevorstehenden Herausforderungen bewahren und die noch verbleibende Zeit gut nutzen!»

Betreiben einer Hotline
Anschliessend stellten die einzelnen Fachgebiete die Ergebnisse aus dem Stabsarbeitstag vor. Marco Meyer, zuständig für den Fachbereich «Information» machte den Anfang. «Es ist erfreulich, nahezu jede Gemeinde hat selber Informations- und Aufklärungsprodukte hergestellt, auf der Homepage publiziert oder in Form von Flugblättern verteilt», führte er aus. Zusammen mit seinem Team analysierte er die Informationslage zwischen den Gemeinden und ihrer Bevölkerung auf den Bedarf einer Hotline. Der Kontakt zur Bevölkerung und die publizierten Hilfestellungen werden als gut beurteilt. Zurzeit besteht bei den Gemeinden kein Bedarf an einer zentral geführten Hotline für die Bürger und Bürgerinnen. Bei einer grossen, lokalen Ausbreitung kann der Informations- und Kommunikationsbedarf rasch ansteigen. Die Zivilschutzregion Kirchbergplus ist vorbereitet und kann den Betrieb einer Hotline mit Angehörigen des Zivilschutzes zügig hochfahren.

Plünderungen in Apotheken
«Mit Plünderungen in den Apotheken, Drogerien oder in den Lebensmittelgeschäften muss trotz bereits erlebten Hamsterkäufen und einzelnen Rationierungsmassnahmen nicht gerechnet werden. Aber die Versorgung der Bevölkerung, insbesondere der Generation Ü65, Betreuung von Kindern oder Säuglingen, Risikopersonen oder andere Ethnien, kann eine Gemeinde durchaus vor eine Herausforderung stellen, die alleine nicht bewältigt werden kann», sagte Gregor Derks, der mit seinem Team aus dem Fachbereich «Öffentliche Sicherheit» informierte und mitunter prüfte, ob in unserer Region die Versorgung der Grundbedürfnisse sichergestellt ist. Die Zivilschutzorganisation kann auch hierzu mit Zivilschützern unterstützen und entlastet bereits jetzt die Spitex AemmePlus sowie die Spitex Lueg mit Mahlzeitenlieferdienst.

Überfüllte Spitäler
Was geschieht, wenn die Spitäler überfüllt sind? Wo können Patienten, welche aufgrund von ihrem Gesundheitszustand weniger Pflege- und Betreuungsaufwand benötigen und im Spital keinen Platz mehr haben, untergebracht werden? Dieser Fragestellung ging das Fachgebiet «Schutz und Rettung» nach. «Rund 60 Plätze könnten in der Turnhalle Grossmatt und 48 Plätze in den Turnhallen am Reinhardweg in Kirchberg eingerichtet werden und bieten sich aufgrund der Nähe zum Spital Burgdorf geradezu an. Turnhallen sind aufgrund der vorhandenen sanitären Anlagen am besten geeignet», orientierte Bruno Gerber. Wie wichtig die Koordination und Zusammenarbeit zwischen den Gemeindevertretern und dem RFO ist, zeigte sich an diesem Abend genau in diesem Punkt. Die beiden vorgesehenen Turnhallen wurden exakt in diesen Tagen bereits der Armee zur Verfügung gestellt, damit die in Kirchberg einquartierten Truppen ihr Nachtquartier «über Boden» installieren konnten. Aufgrund des Entscheids des Oberfeldarztes der Armee, Divisionär Andreas Stettbacher, dürfen Soldaten wegen der einfachen und rasanten Ansteckungsgefahr nicht mehr in unterirdischen Anlagen nächtigen. Somit stehen diese Turnhallen nicht mehr zur Verfügung und es müssen alternative Standorte evaluiert werden.

Wie geht es weiter?
Der Stabschef des RFO, Patrik Anliker, richtete in seinem Votum den Appell an die Teilnehmenden, dass für die Bewältigung ein gemeinsames Verständnis und Vorgehen nötig ist. Abschliessend informierte Walter Honegger, Kommandant der Zivilschutzorganisation Region Kirchbergplus, über die aktuellen Corona­einsätze vor Ort und sagte: «Der Zivilschutz ist bereit, weitere Einsätze zu leisten». Der Ball ist jetzt bei den Gemeinden, dem RFO weitere Aufträge zu erteilen.

Wann kommt ein RFO zum Einsatz
Innerhalb der kommunalen Strukturen ist die Bewältigung ausserordentlicher Lagen Aufgabe der jeweiligen Exekutive. Da die Gemeindeexekutive im Ereignisfall oft sehr stark durch die von der Normallage abweichenden Abläufe oder durch zusätzliche Aufgaben belastet ist, steht ein sogenanntes Führungsorgan zur Verfügung. Es steht dem Gemeinderat für die strategische Führung im Hinblick auf die Bewältigung der Lage zur Verfügung und trifft die personellen, materiellen und organisatorischen Vorbereitungen für die Führung und für den Einsatz der vorhandenen Mittel. Dem RFO Kirchbergplus haben sich 16 Gemeinden aus der Region angeschlossen. Der aktuelle RFO-Bestand weist 17 Personen (16 Männer und eine Frau) aus. Die Tätigkeit wird in Milizfunktion ausgeübt. Der grosse Vorteil dabei sind die vielen beruflichen Fertigkeiten, die so gewinnbringend eingebracht und genutzt werden können (bspw. aus dem Inselspital Bern, Schutz und Rettung Bern, Wasserversorgung, Instruktionskorps der Armee, Baubranche, Polizei, Bundesverwaltung etc.).
Zurzeit sind die folgenden Gemeinden Mitglieder der öffentlichen Sicherheit Region Kirchbergplus: Aefligen, Alchenstorf, Ersigen, Hellsau, Hindelbank, Höchstetten, Kernenried, Kirchberg, Koppigen, Lyssach, Mötschwil, Rüdtligen-Alchenflüh, Rumendingen, Rüti b. Lyssach, Willadingen und Wynigen. zvg


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