Beeindruckender Stationenweg um die Kirche

  25.05.2020 Aktuell, Gesellschaft, Jugend, Lützelflüh

Basierend auf der Geschichte der Emmausjünger (aus dem Lukasevangelium) haben Mitarbeitende der Kirch­gemeinde mit KUW-Schülerinnen und -Schülern rund um die Kirche Lützelflüh einen beeindruckenden Stationenweg gestaltet. «Auf diesem Rundgang sind wir mit den Emmausjüngern unterwegs. Sieben Stationen laden ein, ihrem Erleben nachzugehen, uns gleichzeitig aktuellen Fragen zu stellen und selber aktiv zu werden», erklärt Katechetin Melanie Moser. Berufsbegleitend absolviert sie derzeit die Ausbildung zur Sozialdiakonin und Gemeindeanimatorin HF. Mit den Pfarrern David Schneeberger und Stephan Urfer zeichnet sie für die Ausrichtung des Stationenwegs verantwortlich.

Parallelen
Seit einer Woche ist der Stationenweg um die Kirche für Besuchende unterschiedlichster Konfessionen geöffnet und scheint, gemessen am Publikumszulauf, auf grosses Interesse zu stossen.
Die derzeitige globalisierte Wirtschaft erfährt eine Vollbremsung in den unternehmerischen Aktivitäten. Enttäuschte und entmutigte Menschen suchen Antworten auf die Frage: «Was ist mit uns geschehen, wie geht es jetzt weiter?» Der Glaube, so Melanie Moser, helfe, eine neue Sichtweise auf das widersprüchliche Geschehen zu erlangen. «Im Weg der beiden Jünger von Jerusalem nach Emmaus lässt sich ein Sinnbild für den eigenen Lebens- und Glaubensweg finden.» Das Geschehen von Emmaus, dargestellt in sieben Stationen, lädt ein zur Besinnung. Generationenübergreifend faszinieren die farbigen Bilder und ermöglichen, die Geschichte ohne Sprache zu verstehen, einzig über die Sinne. Selbst kleinere Kinder wissen in den bilderreichen Darstellungen zu den biblischen Texten Besorgnis, Betrübtheit, Ratlosigkeit, aber auch Hoffnung und Zuversicht zu deuten.

Innehalten
«Wie die Emmausjünger können auch wir Geschehenes schlecht einordnen, denn diese Zeit bringt viele Fragen, aber nur spärlich Antworten», sinniert eine ältere Frau, die schon einige solcher Stationenwege besucht hat. Sie sei nicht «bibelfest», spüre aber doch so etwas wie Zuversicht, dass «alles gut kommt». Sie glaubt und hofft, dass die vom Bund geforderte Distanz zueinander die Menschen eher miteinander verbindet, als trennt.

Geschichte
Die Geschichte über die Emmausjünger ist beliebt, wohl deshalb, weil hier von ihrer Schwäche und ihrer Ratlosigkeit berichtet wird. Die beiden Jünger sind auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus. Sie berichten über das Geschehen von der Kreuzigung Jesu. Da gesellt sich Jesus dazu, aber sie erkennen ihn nicht. Er fragt, warum sie so traurig sind. Sie erzählen ihm von Jesus, vom leeren Grab und dass sein Leichnam verschwunden sei. Der Verlust trifft die Männer hart. Aber auch wir erleiden immer wieder Verluste. Beim Schein einer Kerze an Station 2 darf darüber sinniert werden, ob Verzicht auch Verlust bedeutet.
Die dritte Station lädt ein, sich Gedanken zu machen, wer Jesus für uns ist, was er uns im Alltag bedeutet, welches Bild wir von ihm haben und was hilft, sich ihm anzuvertrauen, oder was daran hindert.
Jung und Alt sind bei Station 4 zum gemeinsamen Singen aufgefordert. «Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.» Per QR-Code kann das Lied auf dem Handy angehört werden. Wer ohne Handy unterwegs ist, findet die Noten bei der Station. Auf was oder wen freue ich mich, wenn wieder alles erlaubt ist, wird hier gefragt.

Aktiv – interaktiv
Ein spezielles Erlebnis ist der Barfussweg der Station 5. Er steht für Vertrauen und Sensibilität. Mit verbundenen Augen kann gespürt werden, wie es sich anfühlt, über verschiedene Untergründe zu laufen.
Station 6 erzählt, dass die Jünger zwar zuerst traurig waren, weil Jesus gestorben ist. Doch dann verstehen sie, dass sie ihr Bild von Jesus, wie sie ihn gekannt haben, loslassen müssen. Es ist eine Metapher für Festhalten und Loslassen. Die Besuchenden sind eingeladen, Samenkörner ins aufgestellte Hochbeet zu stecken. Loslassen, um Neues entstehen zu lassen, und beim nächsten Besuch schauen, wie die Saat aufgegangen ist. Die Frage zum Thema ist: Was musste ich schon loslassen, um etwas Neuem Platz zu machen? Wie fasse ich Vertrauen, um loslassen zu können?

Zäsur
Corona kann eine Zäsur sein, ein markanter Einschnitt und die Chance auf einen Neuanfang.
«Was ist mit uns geschehen und wie geht es weiter?» war die Grundfrage und der Denkanstoss des Stationenweges. Dessen Abschluss bildet eine grosse Krone aus Holz. An ihr können Bitten, Wünsche, Klagen, Gedanken und Dank angebracht werden. «Nie ufgä», «Danke für die Freiheit zu glauben», «Verzicht ist nicht immer Verlust» oder «Danke für mein Kaninchen» reflektieren Dankbarkeit, Zuversicht und den Wunsch nach gewohnter Normalität.
Die Eintragungen im Gästebuch an der ersten Station werden später ein kostbares Dokument über eine Zeit der Prüfungen und Herausforderungen sein.

Sylvia Mosimann


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