Jetzt geniessen die Zauneidechsen ihre Umgebung

| Do, 04. Jun. 2020
Werner Kugler zeigt einen der Totholzhaufen, wo sich Zauneidechsen sonnen oder verstecken können.

BURGDORF / HASLE B.B.: Rund zwölf der seltenen und geschützten Zauneidechsen sind im Oberburgschachen gesichtet worden, wo ihnen Unterkünfte erstellt worden sind. zvg

Werner Kugler, Oberförster der Burgergemeinde Burgdorf, gerät bei seinen Ausführungen über die Zauneidechsen im Oberburgschachen zwischen Burgdorf und Hasle b. B. regelrecht ins Schwärmen: «Die Zauneidechse ist schweizweit zu Recht das Reptil des Jahres 2020. Sie ist wegen ihres seltenen Vorkommens geschützt, für ihren Erhalt müssen besondere Anstrengungen unternommen werden.» Daher hat die Burgergemeinde Burgdorf in Zusammenarbeit mit dem Natur- und Vogelschutz Burgdorf und Umgebung NVB sowie der Einwohnergemeinde Burgdorf, vertreten durch die Baudirektion, ein Projekt zur Habitatsförderung der Zauneidechse lanciert.

Artenvielfalt nimmt zu
«Unsere Anstrengungen haben Früchte getragen», hält Kugler fest. «Die ersten Zauneidechsen – sogar mit Jungen – konnten bereits gesichtet und fotografisch festgehalten werden.» In der durchwegs mit schlechten Nachrichten belasteten Coronazeit sei das «wunderbar, eine riesige Freude. Man kann sehen, dass die hiesige Artenvielfalt wieder zunimmt, und das bereits nach einem kleinen Anstoss. Mit der Habitatsverbesserung durch bisher rund zehn von geplanten zwanzig neu aufgeschichteten Asthaufen auf der dem Wald zugewandten Seite des Wanderweges auf dem Hochwasserdamm entlang des Schachenwaldes, direkt neben dem Eisenbahngleis, können Spaziergänger mit etwas Glück jetzt eine in der Sonne auf einem Ast liegende Zauneidechse bewundern».
Laut Kugler ist es Mitgliedern der Gruppe Natur- und Vogelschutz 2019 gelungen, an dieser Stelle einzelne Zauneidechsen zu beobachten. «Dank der Habitasförderung wird der Lebens- und Rückzugsraum von gewissen Pflanzenarten und Kleintieren, unter anderem Reptilien wie die Zauneidechse, erhalten oder neu geschaffen. Für den Oberburgschachen, der auf Burgerland liegt, bedeutet das rund zwanzig Strukturen aus Totholz aus dem nahe liegenden Unterholz oder Wald. Das beim Putzen des Geländes anfallende Geäst inklusive Wurzelstöcken und Stammabschnitten, das beim Rückschnitt der Sträucher und Bäume entsteht, wird nahe dem Wanderweg in Abständen von rund 50 Metern aufgeschichtet. Diese mit geringem Aufwand durchgeführten Arbeiten hat die Abteilung Stadtgrün Burgdorf ausgeführt. Normalerweise wird das Schnittgut der Waldpflege etwas tiefer im Auenwald an schattiger Lage deponiert, doch jetzt ist das Gegenteil der Fall. Diese gut besonnten Asthaufen am Heckenrand helfen, mit wenig Aufwand den Lebensraum der Zauneidechsen zu fördern», fast Kugler zusammen.

Alle Voraussetzungen erfüllen
Kugler bestätigt, von den Zauneidechsen «wirklich fasziniert zu sein». Er weist auf den eleganten Körperbau der kleinen Reptilien hin und auf die während der Paarungszeit leuchtend grüne Körperfarbe der Männchen. Die Sichtung dieser Tiere am Bahngleis entlang des Schachenwaldes versteht er als Verpflichtung, in Zeiten des Klimanotstandes die Lebensgrundlage der Zaun­eidechse nachhaltig zu verbessern. «Totholz spielt da eine wichtige Rolle. Es bietet Lebensraum, Versteckmöglichkeiten und Sonnenplätze», führt Kugler aus. Bei der Begehung des Wanderweges weist er auf die nicht gemähten Altgrasstreifen entlang des Bahnbordes hin, die zusammen mit den Hecken ein ausreichendes Nahrungsangebot an Insekten und Raupen für die Zauneidechsen garantieren. Aus Rücksicht auf die Tiere ist vorgesehen, die Böschung erst im Spätherbst beziehungsweise an kalten, bedeckten Tagen und vor Sonnenaufgang zu mähen.
Der neben den Holzhaufen gelegene Wanderweg stelle für die Zauneidechsen keine Beeinträchtigung dar, solange sie sich schnell zwischen den Ästen verstecken können. Sie ernähren sich von Insekten, Spinnen sowie Heuschrecken und Raupen. Ihre Fressfeinde sind Turmfalken und Schlingnattern sowie weitere Vögel und Säugetiere. In der Schweiz leben vier Eidechsenarten: die Mauereidechsen, die Westlichen Smaragdeidechsen, die Waldeidechsen und die Zauneidechsen.

Aktiv dank Klimanotstand
Im Dezember 2019 hat der Burgdorfer Gemeinderat nach Forderungen der rot-grünen Parteien (SP, EVP, GLP und Grüne) den Klimanotstand in der Emmestadt bejaht und misst der Bekämpfung des Klimawandels seither höchste Priorität bei. Erklärtes Ziel ist, den Klimaschutz zu verstärken und die Stadt klimaneutral zu machen. Folglich ruft er den Klimanotstand aus, um den Klimawandel einzudämmen. Bis 2030 soll Burgdorf klimaneutral werden.
«Zahlreiche der bereits eingeleiteten Massnahmen sollen konsequenter und rascher vorangetrieben und neue Handlungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden», fast Kugler zusammen. «Dafür hat der Gemeinderat eine verwaltungsinterne ‹Klima Force Burgdorf› eingesetzt, die unter der Federführung der Baudirektion steht. Hier stehen die Themen Biodiversität und Vorteile fürs Klima im Vordergrund. Biodiversität, oder biologische Vielfalt, ist ein Bewertungsmassstab für die Fülle unterschiedlichen Lebens in einem bestimmten Landschaftsraum oder in einem geografisch begrenzten Gebiet», erläutert er.
Heute muss jedes Geschäft auf seine Klimatauglichkeit geprüft werden, bevor es überhaupt in Angriff genommen wird. Es soll Massnahmen zuguns­ten der Umwelt enthalten. Die Sicherung beziehungsweise Vergrösserung des Lebensraumes für die seltenen und geschützten Zauneidechsen fällt unter die Bestrebungen, die Artenvielfalt in Burgdorf zu vergrössern. Das kann jeder auch im eigenen Garten machen. Geeignet sind zudem Strassenborde, Wegränder und vieles mehr, wo für die unterschiedlichen Tiere ein Unterschlupf errichtet werden kann.

Gerti Binz

 

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